In einer Stellungnahme räumte der Verein inzwischen ein, dass das Schlagen mit Kuhhörnern in der Vergangenheit "und in Einzelfällen auch in den letzten Jahren" Teil des Brauches gewesen sei. "Wir distanzieren uns ausdrücklich von jeder Form der Gewalt gegen Frauen und entschuldigen uns für die historisch gewachsenen Handlungen vergangener Jahre", teilte der Verein mit. Dieser Teil der Tradition habe jedoch nie den Kern des Fests ausgemacht. In den vergangenen Jahren sei es "fast gar nicht mehr" erfolgt.
Polizei: "Wir werden das intern aufarbeiten"
Die Polizei kündigte an, das Gespräch mit den Veranstaltern und dem Ministerium zu suchen. Dabei soll es auch um das bisherige Verhalten der Einsatzkräfte im Zusammenhang mit dem Brauch gehen, wie ein Sprecher der Polizei sagte. "Wir werden das intern aufarbeiten."
Kritik kommt auch aus der niedersächsischen Landesregierung. Die Staatssekretärin im Sozialministerium, Christine Arbogast, betonte den hohen Stellenwert von Brauchtum und Traditionen. Sie seien zu respektieren und zu schützen. "Aber es ist klar, dass alles da sein Ende findet, wo sich Frauen unsicher fühlen und Angst vor körperlicher Züchtigung haben", sagte Arbogast nach Bekanntwerden der Vorwürfe.
"Wer sich den Hintern mit einem Horn versohlen lassen möchte, darf das tun. Wer das nicht möchte, muss aber auch respektiert werden", hatte die Staatssekretärin am Freitag erklärt. Es sei nun die Aufgabe vor Ort, eine offene Diskussion über den Brauch zu ermöglichen.
Worum es bei "Klaasohm" geht
Die Tradition gibt es seit Generationen jedes Jahr am Abend vor dem 6. Dezember. Nach Angaben des Regionalverbandes Ostfriesische Landschaft verkleiden sich dabei junge, unverheiratete Männer mit Masken, Schafsfellen und Vogelfedern als sogenannte Klaasohms. Der Ausdruck "Klaas" geht demnach auf das niederländische Wort für Nikolaus zurück. Die Klaasohms begleiten dann einen als Frau verkleideten Mann, der sich als sogenannte Wievke mit Rock und Schürze wild gebärdet. Ausgestattet sind alle mit Kuhhörnern.
Unter Ausschluss der Öffentlichkeit kommt es dem Brauch zufolge zuerst in einer Halle zu einem rituellen Kampf, zu dem ausschließlich Männer zugelassen sind, die auf Borkum geboren wurden. "Im Anschluss daran ziehen die Männer unter Getöse von Haus zu Haus über die Insel", beschreibt der Regionalverband in Ostfriesland den Brauch.
Für die Kinder gibt es Honigkuchengebäck
"Junge Frauen, die sich in dieser Nacht aus dem Haus wagen, werden gefangen und mit einem Kuhhorn verhauen. Die Kinder aber werden gut behandelt und bekommen Moppen, ein hartes Honigkuchengebäck, geschenkt", heißt es weiter. Den Abschluss findet der Brauch demnach auf einem Platz. Höhepunkt sei ein Sprung der Klaasohms und der Wievke von einer meterhohen Säule in die Menschenmenge.
Auf Borkum wird sich erzählt, dass der Brauch auf die Zeit der Walfänger zurückgeht. Die Männer seien am Jahresende zurück auf die Insel gekommen, nachdem sie monatelang auf See waren, und hätten mit dem Brauch klargemacht, dass nun wieder sie - und nicht die Frauen - das Sagen hätten.