Petry Slam in Schopfheim Mit dem Weltuntergang geht’s ins Finale

Christoph Schennen
Beim Poetry Slam (von links): Björn Kaltenbach, Philipp Multhaupt, Hannah Grünebaum, Lenny Feiling, Musikerin Féjane und Moderator Ansgar Hufnagel. Foto: Christoph Schennen

Philipp Multhaupt gewann den ersten „Vier-Jahreszeiten-Slam“ im Museumskeller. Er überzeugte das Publikum mit einem Horrorszenario und einer Schachtel. Zweiter wurde Björn Kaltenbach.

Die neue Reihe „Vier-Jahreszeiten-Slam“ im Museumskeller versprach Eloquenz, Tempo und Wortwitz. Dennoch lockte die Veranstaltung nur wenige Besucher an. Nichtsdestotrotz erlebten die Gäste einen schwungvollen Abend. Große Zustimmung fand in der ersten Runde der Text von Björn Kaltenbach. Der humorvolle Dialog des Vaters und seiner Tochter ließ die Abneigung zwischen den beiden erkennen. Für den Nachwuchs ist er der „persönliche Geldautomat“, der „Mann mit dem WLAN-Passwort“, meistens „peinlich“ und manchmal ein „Arsch“. Seine Rache ist es, angeblich ihren Vornamen vergessen zu haben.

Ehemalige Mitschüler

Sieben Minuten Zeit hatten die Slammer, um ihre Texte über die Bühne zu bringen. In diesen sieben Minuten performte Lenny Felling temporeich, wie sich alte Klassenkameraden verändert haben. In seinem zweiten Text ging es um die Diskriminierung, die er aufgrund seiner dünnen Statur permanent erfahre.

Auch bei der einzigen weibliche Slammerin in der Runde, Hannah Grünebaum, ging es um alte Weggefährten wie die Grundschullehrerin oder das Mädchen, dem sie ihr Haargummi ausgeliehen hatte. Aus Kempen komme sie und nicht aus dem ähnlich klingenden „Kempten“, stellte sie bei ihrem zweiten Auftritt richtig. „Kempen“ sei die „Flunder unter den Fischen“ und so flach, dass sie für ihre Bachelor-Arbeit Erhebungen habe vornehmen musste.

Der Kindergarten brennt

Bei Philipp Multhaupts zweiter Performance sitzen ein Mann und seine Freundin in ihrer Wohnung und beobachten den Weltuntergang. Im Nachbargebäude brennt der Kindergarten, der Himmel ist wegen der Waldbrände rosa verfärbt und Fensterscheiben zerplatzen. Auf lakonische Wiese entfaltete der Slamer ein Szenario wie aus einem Horrorfilm. In Multhaupts nächstem Text drehte sich alles um einen Mann, der von sich denkt, dass er der wichtigste Mensch auf der Welt ist. Multhaupts pointierte Anklage an alle Wichtigtuer sicherte ihm den Einzug ins Finale. Dort versetzte er sich in ein Lebewesen, das in einer Schachtel lebt und im Gefängnis landet.

Halle für zerplatzte Träume

Sein Kontrahent Björn Kaltenbach blickte im Endspiel auf sein Leben zurück. „In der Studentenzeit schlief ich viel und mit vielen, feierte und trank übermäßig.“ Glücklich sei er, dass er sich irgendwann mal ein Haus anschaffen konnte – aus Lego-Steinen. „Für die zerplatzten Träume mietete ich eine Halle in Hamburg.“

Die Abstimmung unter den Zuschauern, die mit ihrem Applaus den Sieger kürten, fiel deutlich aus und trotz des amüsanten Vortrags zog Kaltenbach den Kürzeren, während Philipp Multhaupt Publikumssieger wurde.

Seit zwölf Jahren stehe er auf der Bühne, sagte der Freiburger hinterher im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Lektor und Schriftsteller entwickelt sein Repertoire aus 20 Texten stets weiter und entscheidet spontan, welche Texte er vorträgt. Wenn etwa der Poetry Slammer vor ihm einen nachdenklichen Text präsentiert, wähle er für seinen Auftritt einen lustigen Text.

Ansgar Hufnagel führte die Gäste sympathisch und klug durch den Abend, der mit den Liedern der Singer-Songwriterin Féjane abgerundet wurde.

Für den nächsten Poetry Slam im Museumskeller am 25. Januar wünscht sich Hufnagel mehr Besucher. „Es herrscht eine andere Stimmung, wenn der Laden voll ist.“

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