Das Organisations-Komittee ist bereits vorher aktiv, aber so richtig los mit der Vorbereitung auf das Turnier geht es im September. Wir haben zwei festangestellte Mitarbeiter hier im Büro (Anm. d. Redaktion: am CHI-Hauptsitz in der St. Alban-Anlage 68). Die Abwicklung des Turniers Anfang Januar dauert etwa bis in den März hinein. Zudem gibt es mit dem OK-Präsidenten Andy Kistler während des Jahres einen permanenten Austausch. Das beinhaltet auch eine intensive Reflexion des ganzen Turniers. Wir nehmen Anregungen von allen Seiten entgegen. Stillstand ist Rückschritt. Man kann sich immer verbessern. Das ist unser Credo.
Mit der Austragung des Weltcup-Finales im April dieses Jahres hat das Turnier eigentlich alles erreicht. Geht in den nächsten Jahren noch mehr?
Ich glaube, in Basel ist über das Weltcupfinale hinaus nicht noch mehr möglich. Für eine Hallenveranstaltung ist die Austragung des Weltcups-Höhepunkt das Maximum. Wir können nie Europameisterschaften austragen. Die finden bekanntlich im Freien statt. Das gilt auch für Reiterspiele. Für Basel haben wir mit der Austragung des Weltcup-Finales das erreicht, was möglich ist. Nach dem diesjährigen Turnier wird es sicherlich unsere Aufgabe sein, sich Gedanken zu machen, wie wir das Turnier optimieren können. Beschäftigen müssen wir uns auch mit dem Thema Akzeptanz im Pferdesport. Da sind wir alle gefordert.
Warum haben Sie die Dressur ins Programm aufgenommen?
Durch die Dressurprüfungen auf Top-Niveau haben wir zusätzlich Zuschauer generieren können. Die Prüfungen am Morgen sind sehr gut besucht. Das war vorher nicht so. Wir präsentieren einen tollen Sport in einer schönen Atmosphäre.
Was trauen Sie den Schweizer und deutschen Springreitern beim CHI Classics Basel zu?
Ich traue den Deutschen mit Marcus Ehning und dem Einheimischen gut bekannten Hans-Dieter Dreher eine Menge zu. Ehning hat in Basel den Großen Preis am Sonntag noch nicht gewonnen. Deshalb ist bei ihm die Motivation besonders groß. Aber auch die Schweizer Steve Guerdat und Martin Fuchs können etwas reißen. Doch Favoriten gibt es nicht. Das Niveau bei den Basel Classics ist unglaublich hoch. Da kommen viele andere für Siege auch in Frage.
Die Schweiz ist ein Land mit rund neun Millionen Einwohnern. Trotz dieser geringen Einwohnerzahl zählt die Schweiz nicht nur im Reitsport, sondern auch in anderen Sportarten zur Weltklasse. Haben Sie eine Erklärung dafür?
Das fängt bereits in der Schule an. Sport hat dort einen hohen Stellenwert. Und dann kommt schon sehr schnell der Vereinssport, der in allen Disziplinen sehr ausgeprägt ist. Das ist die Basis. Unsere Jugend kommt früh in Kontakt mit dem Sport. In den Regionalverbänden werden unsere begabten Sportler nicht nur im Fußball, in der Leichtathletik oder im Skisport bestens gefördert. Das Talent-Fishing habe ich selber im Schwimmsport erlebt. Im Reitsport ist es dasselbe. Meine Familie hat mit dem Schweizerischen Verband ein Programm auf die Beine gestellt, das von uns finanziell gefördert wird. Dabei werden die Talente erkannt und in einem Drei-Stufen-Programm intensiv gefördert. Die Jungen werden zu einem Talent-Training eingeladen und danach in den Disziplinen Springreiten, Dressur und Voltigieren auf hohem Niveau gefördert. Die Besten werden auch nicht nur in ihrer Disziplin, sondern auch unter anderem im Umgang mit den Medien, Tierhaltung und Tiermedizin geschult. Das Programm ist 2024 super angelaufen.
Erstmals ist Ihre jüngere Tochter Géraldine nach ihren Erfolgen in den Weltcups in Oslo und Verona auch beim Basler Turnier am Start. Wie sehen Sie ihre Entwicklung, und wie geht man als Vater mit ihren zweifelsohne beeindruckenden Erfolgen um?
Letztes Jahr war natürlich für sie großartig. Sie war mit dem Schweizer Olympiateam in Calgary. Spruce Meadows war für Géraldine eine super Erfahrung. Dort ist sie den Nationenpreis geritten und anschließend war Géraldine auch beim Nationenpreis-Finale in Barcelona dabei. Sensationell waren dann im Weltcup die beiden sechsten Plätze in Oslo und Verona. Auch in London startete sie am Wochenende vor Weihnachten. Natürlich freut man sich als Vater über diese Erfolge. Es ist eine tolle Zeit, die ich mit ihr erleben darf. Mit ihren Erfolgen ist zweifelsohne auch der Druck größer geworden. Géraldine kann aber sehr gut damit umgehen. Wir als Eltern unterstützen sie nach Kräften und genießen mit ihr ihre Auftritte weltweit bei den Turnieren. Wir drücken ihr nun ganz fest die Daumen, dass sie am Weltcup-Finale, das ja im April in Basel stattfindet, dabei sein kann. Für Géraldine würde ein Traum in Erfüllung gehen. Aktuell hat sie 22 Punkte gesammelt. Für eine Qualifikation müsste sie in den kommenden Weltcupturnieren um die 40 erreichen.
Ihr Pferdedomizil befindet sich auf deutscher Seite im Dreiländereck nahe Schliengen. Was macht für Sie den Reiz des Hofguts Kaltenherberge aus?
Es ist natürlich eine einmalige Sache. So etwas finden Sie nicht so schnell. In der Schweiz ist das beinahe unmöglich. Es ist immer mein Traum gewesen, auf einem Anwesen alle meine Pferde beieinander zu haben. Vorher hatte ich sie weit verstreut untergebracht. Das haben wir nun mit der Kaltenherberge umsetzen können. Seit zehn Jahren fühlen wir uns bei Ritchi Bayha und seiner Frau Tanja unglaublich wohl. Begonnen hat alles mit einem Pferd und einem Pony. Ich finde es eine tolle Sache. Wir haben auch eine gemeinsame Philosophie in Sachen Pferdesport und Pferdezucht, um die sich Tanja kümmert. Besonders hervorheben will ich auch unsere Pferdepension auf der Kaltenherberge, wo unsere ehemaligen hoch dekorierten Pferde ihren Ruhestand genießen können. Auf der Kaltenherberge kann ich von meinen anderen Geschäften komplett abschalten, Natur und Pferde genießen. Das ist einfach wunderbar.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Was würden Sie sich wünschen?
In Bezug auf den Pferdesport gibt es für mich schon einen Wunsch. Es muss sich im Pferdesport etwas ändern. Ich sage es ganz offen, es gibt viele unschöne Bilder. Deshalb müssen die Regeln verschärft werden. Es geht einfach nicht mehr. Ich sage das auch im Zusammenhang mit Basel, wo unser Anspruch die Nulltoleranz ist. Es ist nicht hinzunehmen, dass man Rösser in Basel, oder auf anderen Turnieren weltweit, egal, ob Springen oder Dressur, mit schmerzverzerrten Gesichtern sieht. Es geht nur, wenn sich Mensch und Tier verstehen. Das muss auf einer natürlichen Basis passieren. Auf dieser Grundlage muss sich vieles ändern.
Das Gespräch führte Uli Nodler.