PingPongParkinson An der Platte mit Frank Elstner

Petra Pflüger
Gut funktionierende „PingPongParkinson“-Familie: (von links) Spieler Stefan Brill, TV-Legende Frank Elstner und Thomas Gremm-Roloff aus Kürnberg bei der deutschen Meisterschaft in Düsseldorf. Foto: www.PingPongPhoto / (tt) Thomas Ullrich

Der Kürnberger Thomas Gremm-Roloff nahm an den Tischtennismeisterschaften teil.

Bei den „PingPongParkinson German Open 2023“ traf Gremm-Roloff auch auf Prominente wie Frank Elstner und Markus Maria Profitlich, die beide ebenfalls an Parkinson erkrankt sind und daraus kein Geheimnis machen. Im Gegenteil: Die Tischtennisspieler wollen sich eben nicht ins Schneckenhaus zurückziehen. Sie ziehen den offenen Umgang mit der Krankheit vor, wollen trotz der Diagnose aktiv am Leben teilnehmen – sportlich und sozial.

Am internationalen Turnier in Düsseldorf seien 200 an Parkinson erkrankte Menschen aus 15 Nationen dabei gewesen, berichtet Thomas Gremm-Roloff aus Kürnberg nach seiner Rückkehr.

„Es wurden Einzel, Herren- und Damen-Doppel sowie Mixed-Doppel gespielt“, so Gremm-Roloff. Der in Wehr lebende Alexander Meister, erstmals bei einer deutschen Meisterschaft dabei, errang gemeinsam mit seiner Mixed-Doppel-Partnerin Anke Leidenberger eine Bronzemedaille.

Raus aus der Selbstisolation und beweglich bleiben

„Aber es geht nicht nur darum, Bälle hin- und her zu schießen“, erläutert Thomas Gremm-Roloff. „Begegnung und Kommunikation sind das Wichtige“, unterstreicht der Kürnberger, der die internationale Atmosphäre bei den Turnieren schätzt. „Es gab reichlich Gelegenheit, neue Menschen kennen zu lernen, Freundschaften zu schließen und sich mit alten Freunden auszutauschen. Von vielen, gerade auch den von weither angereisten Teilnehmern, zum Beispiel aus den USA, Chile und Schweden, sei die Stimmung mit einer Art gut funktionierender Großfamilie verglichen worden.

Am Turnier nahmen auch zwei an Parkinson erkrankte Prominente teil: Frank Elstner und der Comedian Markus Maria Profitlich. Beide spielten in der gleichen Leistungsgruppe wie Thomas Gremm-Roloff, und so ergab es sich, dass dieser bei einem Spiel von Frank Elstner als Schiedsrichter fungierte und im Herren-Doppel gegen Markus Profitlich antrat.

Das Match ging ganz knapp in fünf Sätzen an Profitlich. Und mit Frank Elstner habe sich nach dessen Match die Gelegenheit zu einem entspannten privaten Gespräch ergeben, freut sich Thomas Gremm-Roloff.

„Tischtennis ist ein schneller Reaktionssport“

An den Turniertagen seien Elstner und Profitlich aber keine „Promis“ gewesen, sondern als Frank und Markus gleichermaßen Teil der PingPongParkinson-Familie, betont Gremm-Roloff. Der Kürnberger hat zusammen mit einem Vereinskollegen einen Flyer herausgegeben, ein Gemeinschaftsprojekt von „PARKINSonLine“, einer bundesweit tätigen Selbsthilfegruppe im Internet, dessen Vorsitzender Gremm-Roloff ist.

Morbus Parkinson ist eine noch unheilbare neurodegenerative Erkrankung, an der in Deutschland rund 400 000 Menschen erkrankt sind. „Anders ausgedrückt: Jeder 200ste in Deutschland Lebende hat Parkinson“, so Gremm-Roloff.

Neben der medikamentösen Behandlung sei die Eigenaktivität von großer Bedeutung für die Lebensqualität der Erkrankten. Die Symptome könnten je nach Heftigkeit der Ausprägung auch dazu führen, dass die Betroffenen depressiv und passiv werden und sich aus dem allgemeinen sozialen Leben zurückziehen. Dem wolle der Verein PingPongParkinson entgegenwirken.

Tischtennis sei ein schneller Reaktionssport, „umso überraschender ist die Fähigkeit der an Parkinson Erkrankten, dort mithalten zu können“, so Gremm-Roloff, der Mitinitiator der Wehrer Trainingsgruppe für an Parkinson erkrankte Menschen ist. Der Schlüsselbegriff dazu sei die Neuroplastizität des Gehirns, also die Fähigkeit des Nervensystems, neue Nervenverbindungen herzustellen bei entsprechender Aktivität.

Im September geht es zur WM nach Österreich

Tischtennis spielen unterstütze diesen Vorgang in außergewöhnlicher Weise, ist Gremm-Roloff überzeugt. Darüber hinaus sei es von eminenter Bedeutung, durch Sport allgemein die Gesundheit zu fördern und ebenfalls durch Austausch und Begegnung die Teilnahme am sozialen Leben aufrecht zu erhalten.

Übrigens: Nachdem Thomas Gremm-Roloff schon zum dritten Mal bei einer deutschen Meisterschaft war, schmiedet er neue Pläne: Im September nimmt er an der Weltmeisterschaft im österreichischen Wels teil – Tischtennis für an Parkinson Erkrankte schlägt weltweit immer größere Wellen. Schirmherr der WM ist kein Geringerer als der österreichische Bundespräsident Alexander van der Bellen.

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