Probleme mit der Bahn Warum die Hochrheinbahn auf dem letzten Platz landet

Michael Werndorff
Schlusslicht Hochrheinbahn: Der Zugverkehr auf der Trasse zwischen Basel und Erzingen sorgt bei Zugreisenden immer wieder für Verdruss. Foto:  

Die Hochrheinbahn sorgt immer wieder für neue Negativschlagzeilen. In einem Ranking des Landesverkehrsministerium landet die Ost-West-Verbindung von 32 untersuchten Bahnen auf dem letzten Platz

Die Landesregierung fördert den Mobilitätswechsel, weg von der Straße, hin zum öffentlichen Personennahverkehr. Dieser soll deutlich attraktiver werden. Indes: Zahlreiche Baustellen, Personalmangel und zu wenig fahrtüchtige Züge sorgen für deutliche Abstriche bei der Qualität im Bahnverkehr. Schlusslicht bildet die Hochrheinbahn, die in einem Ranking von 32 überprüften Schienennetzen in ganz Baden-Württemberg mit Abstand am schlechtesten abschneidet.

Nur 2,5 Punkte

Entweder zu spät oder nicht da lautet das Motto für die Hochrheinbahn, die im landesweiten Ranking des baden-württembergischen Verkehrsministeriums für das zweite Halbjahr 2023 lediglich 2,5 Punkte erhält. Seit dem Jahr 2021 vergibt das Ministerium halbjährlich bis zu 100 Punkte an die Schienennetze der Regionalbahn für Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Sauberkeit, Gesamtzufriedenheit der Fahrgäste sowie den Platz in den Zügen. Die Trasse, die sich von Basel bis in den Landkreis Waldshut erstreckt, hat in den Kategorien Zugkapazität und Sauberkeit keinen einzigen Punkt erzielt.

„Die Qualität im Schienenpersonennahverkehr ist bedauerlicherweise weiterhin auf Talfahrt. Unser Qualitätsranking des Landes zeigt schonungslos: Ein indiskutables Baustellenmanagement der Deutschen Bahn InfraGo, ein überaltertes und marodes Schienennetz, zu wenig Personal sowie Züge, die regelmäßig nicht oder mit weniger Sitzplätzen als geplant und vom Land bestellt verkehren – all das macht den Fahrgästen massiv zu schaffen“, moniert Verkehrsminister Winfried Hermann. Das müsse dringend besser werden, so der Grünen-Minister.

Defekte Fahrzeuge

Die Hauptursachen für die vielen Pannen auf der Hochrheinbahn sind überwiegend defekte Fahrzeuge, Personalmangel, fehlende Ersatzteile sowie zu geringe Kapazitäten des Ausbesserungswerks in Ulm. Gemessen an den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres sank die Gesamtwertung im zweiten Halbjahr um 6,6 Punkte. Das gehe vor allem auf Abstriche bei der Pünktlichkeit zurück, wie die Auswertung zeigt.

Qualmender Zug

So hat am Dienstag ein qualmender Zug im Bahnhof Waldshut für Verzögerungen gesorgt. Der Bahnhof war von 9.30 bis 11 Uhr gesperrt. Zwischen Albbruck und Lauchringen wurde ein Busnotverkehr eingerichtet, erst ab 13 Uhr fuhren die Züge wieder regulär. Ursache war laut eines Bahnsprechers ein Fahrzeugschaden, bei dem Öl austrat und sich entzündete. Und für Chaos am Badischen Bahnhof in Basel sorgten am Donnerstagnachmittag, 18. Juli, gleich zwei Zugausfälle. Für rund 200 Personen stand zur Hauptverkehrszeit um 16.23 Uhr lediglich ein einteiliger Triebwagen zur Verfügung. Nicht alle Fahrgäste fanden Platz.

DB-Regio Chefin Evelyn Palla hat bereits im März Abhilfe angekündigt. Gemeinsam mit Verkehrsminister Hermann wurde ein Aktionsplan für den Betrieb vorgelegt: „Wir stellen zusätzliche Fahrzeuge für Baden-Württemberg zur Verfügung und sorgen zudem für mehr Kapazität in unseren Werkstätten. Darüber hinaus setzen wir noch stärker auf mobile Teams, die unsere Züge unterwegs flexibel instandhalten können“, kündigte Palla an. Und weiter: „Unsere enormen Anstrengungen, Mitarbeitende zu rekrutieren und auszubilden, sind erfolgreich. Allein im letzten Jahr konnten wir mehr als 400 neue Kolleginnen und Kollegen im Einsatz für unsere Fahrgäste in Baden-Württemberg an Bord holen. In diesem Jahr planen wir hier rund 500 Neueinstellungen.“

Elektrifizierung

Wie schnell die Maßnahmen auf der Hochrheinbahn zum Tragen kommen, ist offen. Immerhin: Die Planungen zur Elektrifizierung der Ost-West-Verbindung gehen in die nächste Phase. Nach Auswertung aller Stellungnahmen und 13 privater Einwendungen hat das Regierungspräsidium Freiburg im Februar das Anhörungsverfahren im Planfeststellungsabschnitt 4 zwischen Waldshut und Erzingen abgeschlossen und seine Stellungnahme an das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) abgegeben. Damit werde dem EBA eine umfassende Entscheidungsgrundlage an die Hand gegeben, um zeitnah den Planfeststellungsbeschluss zu erlassen, damit der Ausbau der Hochrheinbahn möglichst bald losgehen kann. In Zukunft sollen auf der gesamten Strecke zwischen Basel und Singen (Hohentwiel) neue komfortable, elektrische Fahrzeuge fahren. Mit dem Hochrhein-Bodensee-Express soll ab Dezember 2027 eine neue zweistündliche Verbindung von Basel Badischer Bahnhof über Waldshut, Schaffhausen und Konstanz nach St. Gallen und Herisau geführt werden. Diese Verbindung ergänzt die heute stündlich fahrende Inter-Regio-Express-Linie zwischen Basel und Singen.

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