Rangeln um Laternenpfähle Der Wahlkampf hat begonnen

Beatrice Ehrlich
Mit großen Plakaten werben die Parteien in Weil am Rhein um die Gunst der Wähler. Foto: Beatrice Ehrlich

In sechs Wochen findet die Bundestagswahl statt. Die Weiler Ortsverbände der Parteien berichten einstimmig über ein großes Interesse an der Politik. Fast alle verzeichnen Neueintritte.

Viele Plakate verschiedener Parteien hängen schon an den Weiler Straßen und Plätzen, weitere sollen dazukommen. Die Weiler Ortsverbände der Parteien berichten einstimmig über ein großes Interesse an der Politik. Fast alle verzeichnen Neueintritte.

Die Weiler Grünen stellen die Themen Klimaschutz und „Zusammen wachsen“ in den Mittelpunkt ihres Wahlkampfs. Mit letzterem sei einerseits der gesellschaftliche Zusammenhalt gemeint, andererseits das Wirtschaftswachstum, das wieder angekurbelt werden soll, sagt Ulrike Fröhlich, zusammen mit Martin Fischer Vorsitzende des Ortsverbands. Auch, um das Leben wieder bezahlbar zu machen – gerade in Weil, wo die Mieten hoch seien.

Infos am Wahlstand und „Küchentischgespräche“

Wahlkampfstände werden ab dem 1. Februar an den Samstagen ab 9 Uhr an der Hauptstraße auf der Höhe der Volksbank zu finden sein. Beim ersten Termin ist auch Jasmin Ateia, Direktkandidatin für den Wahlkreis Lörrach-Müllheim, mit dabei.

Zu einem späteren Zeitpunkt haben die Grünen mit ihr ein „Küchentischgespräch“ à la Habeck geplant, sagt Fröhlich. Dieses soll in einem öffentlichen Café stattfinden. Um die Plakate kümmere sich der Kreisverband, man werde bei Bedarf nachplakatieren. Auch den Wahlkampf über soziale Medien findet Fröhlich wichtig, auch wenn in dem Fall ungewisser sei, wen man damit genau erreiche – „wohin der Algorithmus uns trägt“. Sie selbst ist dafür zuständig. Die Weiler Grünen können in den vergangenen Monaten ein Wachstum von 20 Prozent verzeichnen, freut sich Fröhlich. „So viel Zuwachs hatten wir noch nie.“ Gefragt nach den Gründen, hätten die Neumitglieder ihr Bedürfnis genannt, Farbe zu bekennen gegen Ausländerfeindlichkeit und Ausgrenzung, berichtet Fröhlich.

Plakate an der Dreiländergalerie Foto: Beatrice Ehrlich

Über einen Mitgliederzuwachs „im zweistelligen Bereich“ freut man sich auch bei der Weiler SPD, wie Matthias Dirrigl vom Ortsverein berichtet. Die Basis bringe sich im Wahlkampf stark ein, sagt er, angefangen mit dem eigenhändigen Hängen von Plakaten bis hin zu den Einsätzen an den Wahlständen, samstags in der Weiler Innenstadt und mittwochs auf dem Wochenmarkt.

„Wir nehmen uns Zeit für Diskussionen“

Als „Partei mit Gesicht“ wolle man sich dort zeigen und sich für Diskussionen mit den Passanten Zeit nehmen, kündigt Dirrigl an. Auch der Direktkandidat der SPD im Wahlkreis, Julian Wiedmann, werde sich am Wahlstand sehen lassen, sagt er. Bei der SPD stehen die Themen soziale Gerechtigkeit und soziale Sicherheit für die Bürger ganz oben auf der Agenda. Man nehme wahr, dass die Politik anders sein müsse als bisher, das sehe auch Dirrigl selbst so.

Wahlplakate an der Hauptstraße Foto: Beatrice Ehrlich

Mit Wahlständen an den Samstagen, 18. Januar sowie 1. und 15. Februar will die CDU Flagge zeigen, berichtet Günter Dußmann vom CDU-Stadtverband. Dafür postieren sich die Wahlkämpfer an der Hauptstraße, am Läublinpark und weiter stadteinwärts, im Bereich der Volksbank. Der Dienst am Wahlstand erfordere Einsatz, betont Dußmann. Man müsse die Leute aktiv ansprechen. An oberster Stelle stehe für die Weiler CDU, ihren Kandidaten für die Bundestagswahl, Stefan Glaser, bekannt zu machen. Mit ihm wurden Unternehmen, Handwerksbetriebe und gemeinnützige Organisationen besucht. Auch Plakate spielen für die CDU eine wichtige Rolle. Eine Firma hänge diese auf. Themenmäßig stellt sich die Weiler CDU laut ihrem Stadtverbandssprecher breit auf.

Migration und Wirtschaftswachstum

Für Weil als Grenzstadt sei die Eindämmung der illegalen Migration ein zentraler Punkt. Die Förderung des Gewerbes, Verkehr sowie Gesundheits- und Energieversorgung nennt er außerdem. Menschen, mit denen er spreche, würden sich um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und um die Stabilität des Generationenvertrags sorgen. Für Ideen wie eine Vier-Tage-Woche gebe es kaum Verständnis. Auch bei der CDU freut man sich über Neumitglieder, vermeldet Dußmann.

Plakate an der Breslauer Straße Foto: Beatrice Ehrlich

Die Unabhängigen Freien Wähler Weil am Rhein und Haltingen sind kommunalpolitisch tätig und gehören keiner Partei an, lässt deren Sprecher Eugen Katzenstein auf Nachfrage wissen.  Aus dem Wahlkampf halten sie sich heraus. Sie würden auch keine Wahlempfehlung abgeben, sagt Katzenstein.

Plakate an der Einkauf-Insel Foto: Beatrice Ehrlich

Er ruft aber dazu auf, zahlreich an die Urne zu gehen. Ganz ohne den Gürtel enger zu schnallen werde es nicht gehen, meint er, doch Deutschland habe eine gute Basis, um wieder in die Erfolgsspur zu kommen. Den Bürgern brenne die aktuelle Wirtschaftspolitik und die Migrationspolitik unter den Nägeln, hat er beobachtet.

Auch die FDP in Weil hat ihren Wahlkampf begonnen. Ihr Vorsitzender Taylan Kahraman teilt mit, dass Infostände ab Samstag, 25. Januar, vor der Apotheke am Rathaus zu finden seien.

Visuelle Präsenz sei wichtig, sagt Kahraman. Es solle nicht der Eindruck entstehen, dass die FDP abgeschrieben ist. Plakate würden von Mitgliedern des Ortsverbands in den kommenden Tagen aufgehängt. Bei den Themen legt der Ortsverband Wert auf’s Finanzielle: Nicht nur Grenzgänger, sondern auch Handwerker und andere zahlten so viel Steuern, dass am Ende kaum Netto vom Brutto bleibe. Der deutsche Staat lebe schon lange über seine Verhältnisse, ergänzt der Vorsitzende.

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