Reaktionen auf Kita-Einschränkung in Haagen Eltern machen ihrem Ärger über weitere Wege für Kinder Luft

Marco Fraune
Die Kita in der Alten Schule Haagen leidet unter einem Fachkräftemangel. Foto: Lucia Hofmaier

Zahlreiche Wortmeldungen führen Verwaltung und Politik die Folgen des Erzieher-Mangels vor Augen. Die Eltern fordern eine andere als die vorgeschlagene Notlösung.

Insgesamt elf Eltern müssen sich aufgrund der personellen Notlage in der Kita „Alte Schule Haagen“ einen anderen Betreuungsplatz für ihre Kleinen suchen. Unterkommen können sie entweder im Brombacher Gemeindekindergarten oder in der Kita im Innocelquartier (wir berichteten). Dies wurde aber im Gemeinderat von verschiedenen Eltern als „schlechteste Option“ und nur als „vermeintliche Lösung“ bezeichnet. Außerdem kritisierten sie die Kommunikation der Verwaltung deutlich, die „extrem kurzfristig“ informiert habe, wofür sich Fachbereichsleiterin Ilona Oswald auch entschuldigte.

„Nicht akzeptabel“

Nachdem die Stadtverwaltung am Dienstag im Pressegespräch das Thema Fachkräftemangel in der Haagener Kita erläutert hatte, erfolgte dies am Donnerstag im Ratsrund nochmals für die Politik sowie für die zahlreichen anwesenden Eltern. Die Resonanz auf die Ausführungen fiel bei diesen negativ aus. „Nicht akzeptabel“ seien der mit dem Wechsel nach Brombach oder in die Innenstadt verbundene Ortswechsel und damit weite Wege. Die Kinder würden aus ihrem bekannten Verbund herausgerissen und es müsse auch Kontakt zu neuen Bezugspersonen hergestellt werden. Hinzu komme, dass die Betreuungszeit nicht mehr einen Ganztag, sondern verlängerte Öffnungszeiten umfasst.

Ein Vater sprach von „emotionalen, sozialen und finanziellen Folgen“, da drei Viertel der Eltern in Haagen lebe. Insgesamt gebe es zehn Stunden weniger Betreuungszeit pro Woche. Eltern müssten damit ihre Arbeitszeit reduzieren, teils wird der Jobverlust befürchtet.

Kritik an Kommunikation

Eine Aufstellung des finanziellen Verlustes bezifferte ein anderer Vater ganz konkret. Angesichts von weniger Arbeitszeit und höheren Fahrtkosten kam er auf einen Ausfall von 22 000 Euro pro Jahr. Gegebenenfalls komme noch eine notwendige Anschaffung eines Autos hinzu.

Mehrfach wurde Anstoß an der Art der Information genommen. Fragen, warum der Elternbeirat nicht beteiligt wurde, warum die Eltern bewusst ausgeschlossen wurde, warum die Hilfsangebote der Eltern nicht angenommen wurden, warum die Kinder auseinandergerissen werden sollen und weitere wurden gestellt. Dass Erzieher von anderen städtischen Kitas nach Haagen abgeordnet werden, wie von Eltern vorgeschlagen, sei keine Option, unterstrich Oswald mit Blick auf die Arbeitgeberattraktivität im hart umkämpften Fachkräftemarkt im Erzieherbereich.

Die bisherige Resonanz

Da die Verwaltung unter dem Tagesordnungspunkt Bekanntgaben über die Notlage in Haagen informierte, wurden mit der Politik nicht weiter diskutiert. Jörg Müller (Freie Wähler) nutzte aber die Fragestunde der Räte dazu, scharfe Kritik an der Kommunikation der Verwaltung zu äußern, da diese nicht das erste Mal derart schiefgegangen sei. „Warum soll ich die Entschuldigung der Verwaltung annehmen? Warum werden einsame Entscheidungen in diesem Turm getroffen?“ Sein Antrag, den Wechsel sechs Wochen auszusetzen, ist laut Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic aufgrund des Erziehermangels nicht möglich.

Das Angebot, sich die Kita in Brombach anzusehen, hatten schon 20 Eltern wahrgenommen, informierte Oswald, die Innocel-Kita besuchten 16. Von sechs Krippen-Eltern, die sich bisher zurückgemeldet hätten, soll kein Kind wechseln. Die Hälfte der acht Ü3-Eltern, von denen eine Rückmeldung vorliegt, überlegt es sich offenbar.

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