Realschule Zell Das Ausmaß von Radikalisierung

Hartmut Schwäbl
Das Thetaer Q-rage in Aktion. Foto: /Hartmut Schwäbl

Warum werden Menschen radikal? Wie wird aus friedfertigem Umgang hasserfüllter Extremismus? Im von der Theatergruppe Q-rage an der MORZ aufgeführten Theaterstück „Achtung!?“ konnte die Jahrgangsstufe 9 dies hautnah und interaktiv erleben.

Q-Rage spielt im Auftrag von „konex“, dem Kompetenzzentrum des Landes Baden-Württemberg gegen Extremismus Theaterstücke, die die Mechanismen der Radikalisierung veranschaulichen, an Schulen in ganz Baden-Württemberg – gefördert von Innen- und Kultusministerium. Begleitend zum Stück fand eine Ausstellung zu den verschiedenen Religionen statt. Im Unterricht wird das Thema nachbereitet.

Vor Ort begleiteten das Projekt Sandra Grässlin und Jörg Kiefer vom bei der Polizei Lörrach angesiedelten Sachgebiet Prävention sowie Markus Becker und Martin Staszynski aus dem Polizeirevier Schönau, die als Jugendsachbearbeiter die Schulen im Oberen Wiesental bei Prävention und nach erfolgten Straftaten unterstützen. Becker wünscht sich, dass viel mehr Schulen im Landkreis dieses anschauliche Theaterstück aufführen lassen. Norbert Asal, Rektor der Montfort-Realschule, freute sich über die gute, vom Land angebotene Möglichkeit, Schüler für das Thema Radikalisierung zu sensibilisieren.

Zwei Wege der Orientierung

Seit dem Sandkasten kennen sich die beiden Freunde Tarek (Ismael Boerner) und Lina (Dorothea Fischer). Über ihre unterschiedlichen Probleme, die sie mit Eltern und Schule haben, tauschen sich die zwei regelmäßig aus. Die besonders für Jugendliche wichtigen Fragen nach Orientierung, Halt und eigenen Werten beschäftigen Lina und Tarek.

Tarek hat einen aus der Türkei stammenden Vater und eine deutsche Mutter (ebenfalls gespielt von Dorothea Fischer) und stellt sich die Frage, zu welchem Land er sich zugehörig fühlen soll. Er sucht Orientierung im Islam. Dass Lina mit ihren Eltern in einen abgelegenen Ort in Bayern umziehen muss, beraubt die zwei Freunde der Möglichkeit der Vieraugengespräche. Tarek wird von Salafisten angesprochen und diskutiert nur noch mit ihnen über den Koran, den er von ihnen geschenkt bekommen hat. Nach und nach werden seine Ansichten über die „Ungläubigen“ immer radikaler und denen der neuen „Freunde“, die ihn scheinbar verstehen, ähnlicher. Auch Lina passt nicht mehr zu seinem neuen Weltbild.

Sie hingegen findet im rechtsradikal orientierten Tom einen neuen Kontakt, der sie und ihre Probleme an der neuen Schule zu verstehen scheint. Das rechtsextreme Gedankengut bringt sie in einen Konflikt mit der Freundschaft zu Tarek. Das schlimme Ausmaß der Radikalisierung entlädt sich im Schlagabtausch gegenseitiger Beleidigungen, als sich die beiden wieder an ihrem Lieblingsplatz treffen.

Im Dialog mit Schülern

Zwischen den einzelnen Szenen sind immer wieder Dialogphasen der Schauspieler mit den Schülern der neunten Klasse eingebaut, in der die Radikalisierung von Tarek und Lina reflektiert wird.

Sichtbar wird in dem Theaterstück, dass Radikalisierung – egal ob rechtsradikal, linksradikal oder religiös extrem – immer wieder nach demselben Muster abläuft: Ein Mensch gerät in einer schwierigen Lebensphase in eine Gruppe, die scheinbar einfache Lösungen bietet. Der Suchende fühlt sich verstanden und als Teil einer großen Gruppe, was sich zunächst gut anfühlt. Anstelle von Diskussion mit Respekt vor anderen Meinungen werden mit einem Trichterblick andere Meinungen ausgeblendet und tabuisiert. Andere Meinungen darf es als Bedrohung der eigenen (falsch verstandenen) Freiheit nicht mehr geben. Dies blockiere auch das Überdenken der eigenen Meinung und erschwert ein Ausbrechen aus der Gruppe, hieß es im Gespräch zwischen Theater und Schülern.

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