Regio Die alten Nummern ziehen noch

Ralf Deckert
Cooler Auftritt mit Dave Stewart und Tochter Kaya Foto: www.pressebuero-freiburg.de

Dave Stewart brachte bei der Baloise Session erstmals seit fast drei Jahrzehnten die Hits der Eurythmics auf die Bühne. Viel Lässigkeit gab es bei der Präsentation des „Eurythmics Songbook“. Und er hat eine Überraschung aus Lörrach parat.

Die Songs, die er vor vier Jahrzehnten zusammen mit seiner wundervollen Duo-Partnerin Annie Lennox weltweit in die Hitparaden führte, haben die Musik der Achtziger und der Neunziger geprägt und ihn zu einem reichen Mann gemacht: Dave Stewart ist ein Typ, der tun und lassen kann, was er will.

Frauen-Power aus Lörrach

In Basel spürte man dies an der unrasierten Lässigkeit, mit der er seinen Auftritt mit dem „Eurythmics Songbook“ am Dienstag bei der Baloise Session gestaltete. Statt aufgesetzter Sprüche gab es ein paar schnoddrig-sympathische Ansagen, das ein oder andere rockig-dreckige Gitarrensolo und jede Menge Frauen-Power. Denn mit der aus Lörrach stammenden Hannah Koppenburg an den Tasten und als Band-Leaderin und gleich drei Sängerinnen, die sich mit den Melodien auseinandersetzten, die einst Annie Lennox mit ihrer Ausnahmestimme zu Hits machte, waren nicht nur die Schlüsselpositionen in Stewarts Band weiblich besetzt. Auch alle anderen Instrumente von der Mundharmonika (technisch exzellent: die Brasilianerin Indiara Sfair) übers Saxophon (gespielt von Yasmin Ogilvie, unter anderem aus der Band von George Ezra) bis zur Rhythmusgruppe (mit enormer Spielfreude dabei: die Londonerinnen Julia Lamb am Bass und Schlagzeugerin Ellie East) waren mit herausragend aufgelegten Musikerinnen besetzt.

Joss Stone Foto: Stedfanie Salzer-Deckert/stefanie salzer-deckert

Die meiste Aufmerksamkeit an dem Abend, der den Auftakt für Stewarts aktuelles Eurythmics-Live-Projekt darstellte, zogen freilich die drei Sängerinnen auf sich, die sich der Aufgabe, eine der ikonischen Stimmen des Pop neu interpretieren zu dürfen, von ganz unterschiedlichen Seiten annäherten.

Dave Stewarts Tochter Kaya Stewart blieb bei Stücken wie „Love Is A Stranger“ stimmlich am nächsten am Vorbild Annie Lennox, ohne freilich so ganz deren geschmeidiges, ätherisches Timbre einfangen zu können. Die Australierin Vanessa Amorosi übernahm die rockigeren Songs wie „I Need A Man“ und konnte damit kraftvolle Glanzpunkte setzen.

Am freiesten interpretierte die britische R´n´B Sängerin Rahh Songs wie „You´ve Placed A Chill In My Heart“ und „Missionary Man“ und riss mit ihrer technisch versierten und leidenschaftlichen Interpretation das Publikum von den Stühlen.

Joss Stone zur Eröffnung

Für den Soul-Hit „Sisters Are Doin´ It For Themselves“ gesellte sich schließlich sogar noch die britische Sängerin Joss Stone zu Dave Stewarts Band auf die Bühne. Sie hatte zuvor mit einem Querschnitt durch ihre 20-jährige Karriere und Hits wie „Super Duper Love“ den Abend eröffnet. Ihre bis ins letzte Detail durchchoreographierte Show litt allerdings unter dem unausgewogenen Klangbild, das ihr Band-eigener Tontechniker vor allem dem schmerzhaft laut hörbaren Schlagzeuger Adam Smith zugedacht hatte.

Herausragende Musiker

Herausragende Musiker hatte aber auch Stone dabei, vor allem Bassist Carl Fields Jr. spielte das Publikum schwindelig. Dennoch blieb der Auftritt bei aller stimmlichen Brillanz der Sängerin in einer gewissen Sterilität stecken. Vielleicht lag es an der doch recht aufgesetzt wirkenden Bühnen-Präsenz der Sängerin. So wirkte es kaum verwunderlich, dass man am Ende des Abends, als Hannah Koppenburg zum frenetischen Jubel des Publikums das unvergessliche Synthesizer-Riff „Sweet Dreams“ von den Eurythmics anstimmte, schon fast vergessen hatte, dass Joss Stone an diesem Abend auch da war.

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