Wie spontan sind Sie bei Ihren Auftritten?
20 bis 30 Prozent. Ich war ja mit meinem Programm „Rebers muss man mögen – eine Abrechnung“ schon vor zwei Jahren in Lörrach. Das ist jetzt zu über 50 Prozent neu.
Wie werden Sie zu Ihren Themen inspiriert? Zeitung, Fernsehen,...?
Sowieso. Ich bin informiert, nehme an gesellschaftlichen Prozessen teil. Und die Themen werden einem ja geradezu aufgezwungen. Beispiel: Ich habe nichts gegen Flüchtlinge. Da soll von mir aus der gesamte Nahe Osten nach Europa kommen. Für mich ist das ja zum Glück keine Konkurrenz. Schließlich kommen keine Kabarettisten, sondern überwiegend gut ausgebildete Ingenieure und Ärzte...
Sie packen Teile Ihres Programms in Lieder. Was reizt Sie an der musikalischen Umsetzung, lässt sich da manches pointierter rüberbringen?
Ich bin in erster Linie Musiker, bin über die Musik überhaupt erst zum Kabarett gekommen. Und merkte früh, dass ich mich in Liedern gut ausdrücken kann.
Bleibt dieses Mittel beim Zuhörer auch besser hängen?
Klar. Lieder kann man sich besser merken, auch öfter anhören. Außerdem fehlt mir als Hochdeutsch sprechendem Kabarettisten das folkloristische Element, das Kollegen wie Gerhard Polt mit seinem weichen Bayrisch haben. Deshalb gelte ich auch immer als Intellektueller. Mit Dialekten – auch Schwäbisch oder Badisch – kann man die größtmögliche Härte des Inhalts mit der Weichheit der Sprache schon mal etwas auffangen. Die Musik ist quasi mein Dialekt, mit der man auch eine gewisse Melancholie mit hineinbringen kann.
Über welchen Kollegen können Sie so richtig lachen?
Im Moment über die wenigsten. Im Kabarett gibt es derzeit eine Re-Ideologisierung. Ich vermisse ein wenig den tiefsinnigen Humor. Es ist doch sehr viel Moral und Anklage unterwegs – vielleicht ist das ja auch berechtigt. Da lobe ich mir doch Frank-Markus Barwasser, der sich pointiert und mit satirischer Überzeichnung einem Problem nähert.
Wann haben Sie gemerkt, dass Sie das Zeug zum Kabarettisten haben? Waren Sie in der Schule schon der Pausenclown?
Ich wär schon gern Lehrer geworden, aber ich bekam keine Anstellung, da gab es den widerlichen Begriff der Lehrerschwemme. Ich hatte die Möglichkeit, am Theater zu arbeiten. Und da merkte ich, dass mir die Bühne doch sehr gut gefällt. Darüber bin ich zum Kabarett gekommen, wo ich auch mein eigener Chef bin.
Ist es anstrengend, immer kritisch sein zu müssen? Wäre Lehrer nicht der bessere Job?
Nein. Ein guter Lehrer ist sehr gefährdet. Um Gymnasiallehrer muss man sich keine Sorgen machen. Aber um Hauptschullehrer, Gesamtschullehrer, die jetzt Schüler mit Vollbart in ihrer Klasse haben, die kein Wort Deutsch sprechen und Analphabeten sind!
Sie sind viel unterwegs. Wie funktioniert da ein Familienleben? Sie haben ja zwei Kinder.
Meine Frau stand immer hinter mir – so einfach ist das. Im übrigen bin ich aber auch ausgesprochen gerne Zuhause. Als Schauspielerin ist sie auch meine beste Kritikerin. Wenn sie sagt, das wird nix, dann ist das auch so.
Stimmt das Klischee, dass Kabarettisten und Comedians privat gar nicht so lustig sind?
Bei mir stimmt das nicht. Ich halte mich für einen relativ fröhlichen Menschen. Die Misanthropie wird mich nicht niederwerfen. Als ich in der Kabarettszene ankam, viel im „Scheibenwischer“ mit Dieter Hildebrand, Bruno Jonas und Georg Schramm gespielt habe, habe ich die alle als sehr lustige Menschen kennengelernt. Kabarettisten meiner Generation sind einem Glas trocknen Weißwein und einem guten Essen nach einer schönen Produktion durchaus nicht abgeneigt.
Ändert sich mit den Jahren der Blick auf die Welt? Und wenn ja, wird er schärfer oder milder?
Ich habe mir ja im Kabarett ein Alleinstellungsmerkmal erarbeitet. Viele sagen: „Der Rebers ist bekloppt“, weil ich Sachen auf der Bühne gemacht habe, die sich sonst keiner getraut hat. Ich mache Kabarett der radikalen Mitte. In der Politik mag ich Menschen mit einer Haltung, nicht diejenigen mit einer Gesinnung – völlig parteienunabhängig. Ich kann mit einem Satz einen Politiker extrem in Frage stellen. Eine Formulierung kann da schon sehr scharf sein.
Andreas Rebers: „Rebers muss man mögen – Eine Abrechnung“, Sonntag, 1. Mai, 20 Uhr, Burghof Lörrach