Mitten im Landschaftspark Wiese, der auch Wasserschutzgebiet ist: Rangerin Martha Koelbing erklärt Besuchern gerne, worauf zu achten ist und welche Schätze die Natur hier bietet. Foto: Gabriele Hauger
Den Radweg entlang der Wiese nach Basel kennt man. Welche Naturschätze aber rechts und links des Flusses liegen, ist vielen Pendlern nicht bewusst. Eine Rundtour.
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Ein Outfit mit Signalwirkung. Hier ist eine Expertin unterwegs. Wenn Martha Koelbing mit ihrem blauen Lastenrad um die Ecke biegt, ist das ein Hingucker. Ausweis an der Weste, Fernstecher, Basecap und am Ärmel die deutsche und schweizerische Flagge. Klares Zeichen: Sie ist Rangerin und hat im 600 Hektar großen Landschaftspark etwas zu sagen.
Achtung Rehkitze
Ihr E-Bike hat einen eingebauten Tisch. Darin versteckt sind Info-Material und Anschauungsmodelle. Zum Beispiel ein ausgestopftes Rehkitz. Wie klein es ist! Solche Kitze liegen oft allein in den ungemähten Feldern ringsum und sind leicht zu übersehen. Daher: Füße und Hunde weg von diesen Bereichen, erklärt die Rangerin.
Foto: Gabriele Hauger
Die Müllheimerin kennt den Landschaftspark Wiese wie ihre Westentasche. Nach einem Bufdi auf Föhr, dem Bachelor in Geografie und einem Master in Umweltwissenschaft kam die 34-Jährige über ein Praktikum beim TRUZ an eine der drei 2018 eingerichteten Ranger-Stellen. Basel, Riehen und Weil haben diese Stellen zunächst als Pilotprojekt aufgegleist. „Ein toller Job: nah am Menschen und der Natur“, fasst sie es zusammen.
Thema Hund
Die Ranger sollen helfen, den viel benutzen Landschaftspark zu erhalten, Besucher aufzuklären und so der Natur ihren Raum geben, ohne die Menschen auszugrenzen. Zuweilen kann das ein Balanceakt werden. Wichtig sei ein respektvoller Umgang und bei Fehlverhalten freundliche, aber bestimmte Aufklärung.
Auffälligkeiten werden dokumentiert. Foto: Gabriele Hauger
Immer wieder Thema: Hunde. Wobei die Regelungen aufgrund der unterschiedlichen Gesetze in Deutschland und der Schweiz nicht leicht zu durchschauen sind. Das weiß auch Martha Koelbing. Die daher – wie ihre beiden Kollegen – mit Fingerspitzengefühl in die Gespräche mit den Hundebesitzern reingeht. In der Schweiz gilt beispielsweise eine saisonale Leinenpflicht. Unten direkt an der Wiese dürfen Hunde frei laufen, da sich hier so gut wie nie Wildtiere aufhalten, erklärt die Rangerin. „Irgendwo müssen die Hunde ja auch hin“, zeigt sie Verständnis. Generell dürfen mit Hunden Wege nicht verlassen werden. Wem die saisonal unterschiedlichen Regeln zu kompliziert sind, kann diese auf einem extra Hundeplan nachschauen. „Meistens ist die Reaktion verständnisvoll“, sagt Martha Koelbing.
Auch dann, wenn Radfahrer darauf hingewiesen werden, dass sie auf dem linken Wiesedamm absteigen müssen. Gerade am Wochenende, wenn viel los ist, müssen immer wieder Hinweise ausgesprochen werden. „Ah, echt? Wusste ich nicht!“, lautet eine der häufigsten Reaktionen. Gerne drückt die Rangerin den Radlern dann einen Infoplan in die Hand, wo und wann wie geradelt werden darf.
Wo darf man radeln?
Das Ordnungsamt müssen die Ranger nur selten einschalten, erzählt die junge Frau. Zum Beispiel, wenn widerrechtlich im Wasserschutzgebiet geparkt wird.
Bei unserer Runde stoßen wir plötzlich auf Polizei und Feuerwehr. Bei der Wiesebrücke ist Öl ausgelaufen, das aber von den herbeigerufenen Einsatzkräften bereits fachgerecht gebunden wurde. Martha Koelbing fragt nach, dokumentiert den Vorfall auf dem Tablet und kommt später noch mal zur Endkontrolle vorbei. „Egal, wie man plant: Um die nächste Ecke kann etwas kommen, was den Tag komplett ändert“, erzählt sie.
Schutz des Wassers
Gerade das liebt sie an ihrem Beruf. Als wir unsere Räder auf einem nicht geteerten Weg (Radfahren nicht erlaubt) entlang schieben, wechseln wir vom strahlenden Sonnenschein unters Blätterdach des Waldes. Rechts plätschert Wasser – hier ist Trinkschutzwassergebiet. Pst. Das Singen eines Vogels dringt zu uns: „Ein Priol“, freut sich die Rangerin. Viele Menschen wüssten gar nicht, dass der im Sommer zu uns kommt.
Am idyllischen Eisweiher Foto: Gabriele Hauger
Beim Eisweiher hört man Frösche quaken. Hier ist neu ein Naturschutzgebiet entstanden. Mit dem Fernglas schaut die Rangerin, wie es um den Tümpel bestellt ist – und freut sich über die erste blühende Lilie. Denn neben den Tieren stehen im Landschaftspark natürlich auch die Pflanzen im Fokus. Der Feldhase hat im Schutzgebiet inzwischen eine gute Bestandsdichte, erzählt sie. Ornithologen freuten sich wiederum besonders über das Vorkommen der Wasseramsel. „Die grüne Lunge des Landschaftsparks ist enorm wichtig“, betont Martha Koelbing. 2006 wurde mittels Volksabstimmung auf Schweizer Seite die Renaturierung der Wiese beschlossen.
Renaturierung
„Das bringt den Menschen viel Aufenthaltsqualität. Aber auch Fische wie die Nase haben sich angesiedelt. Ein gutes Zeichen.“ Die Renaturierung wird fortgeführt. Wichtig dabei, dass es angesichts steigender Temperaturen eine tiefere Wasserrinne gibt, in der das Wasser kühler ist. „Die Wiese wird vielen Tieren im Sommer zu warm.“ Genauso wichtig: flache Uferbereiche, die überschwemmt werden können, auch als Hochwasserschutz. Wasserschutz ist sowieso ein großes Thema: Schließlich wird die Hälfte des Basler Trinkwassers hier gewonnen.
Und der Biber?
„Der ist hier definitiv unterwegs“, bestätigt die Rangerin. Davon zeugen Spuren an Bäumen. Wie sich der Bestand entwickeln könnte, ist noch ungewiss. „Der Biber würde jedenfalls gut hierherpassen. Schließlich ist das hier ursprünglich eine Auenlandschaft.“
Viele ansprechend gestalteten Infotafeln mit Fotos, Hinweisen und Infos sind im Landschaftspark Wiese zu finden. Wer mehr wissen möchte, kann sich praktische, faltbare Pläne mitnehmen. Es werden Führungen angeboten. Für Kinder gibt es die Initiative Juniorrancher sowie für alle einen spannenden Entdeckungspfad. Genaueres unter: www.landschaftsparkwiese.info
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