Gewaltausbruch mit Hunderten Toten vor zwei Wochen
Das hängt auch von der weiteren Entwicklung der Lage in Syrien ab. Befriedet ist das Land noch lange nicht. Anfang des Monats griffen bewaffnete Anhänger der gestürzten Assad-Regierung Sicherheitskräfte an, worauf die Übergangsregierung mit einer großen Militäroperation reagierte. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sollen rund 1.500 Menschen getötet worden sein, ein Großteil davon Alawiten - eine Glaubensgemeinschaft, der auch Assad angehört. Die Beobachter sprachen von regelrechten "Massakern".
Baerbock traf in der Botschaft einige Betroffene. Schon vor ihrem Abflug nannte sie die gezielte Tötung von Zivilisten ein "schlimmes Verbrechen" und forderte die Übergangsregierung auf, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Genauso vehement forderte sie aber die Aufarbeitung der Gräueltaten, die Assad zu verantworten hat.
Rundgang durch Ruinenlandschaft
Was die Assad-Regierung in Damaskus während des Bürgerkriegs angerichtet hat, konnte Baerbock bei einem Rundgang durch den Stadtteil Dschubar besichtigen. In der früheren Rebellenhochburg, in der 2011 der Aufstand gegen den Langzeitherrscher in der Hauptstadt begann, lebten einst 380.000 Menschen. Jetzt ist es eine entvölkerte Ruinenlandschaft.
Sie wirke auf ihn "wie Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg", sagte der CDU-Politiker Armin Laschet, der Baerbock bei ihrem Besuch begleitete. "Aber die Menschen haben die Hoffnung, dass es einen Wiederaufbau gibt." Dabei müsse Deutschland helfen.
Einer der wenigen, die in Dschubar zurückgeblieben sind, ist der Friedhofswärter Mahmud Abu Fahand, der Baerbock und Laschet durch die Trümmer von Jobar führte. "Das alles können wir wieder aufbauen, aber unsere Kinder bekommen wir nicht zurück", sagte er. Den neuen Präsidenten lobte er als Hoffnungsträger seines Landes.
Wieder kein Handschlag vom Übergangspräsidenten für Baerbock
Baerbock ist da noch skeptisch. Weiterhin ist unklar, wohin al-Scharaa sein Land steuert. Vor seiner Interimspräsidentschaft führte er die islamistische Rebellengruppe HTS an, die aus der Al-Nusra-Front hervorging, einem Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Inzwischen hat er sich aber von Al-Kaida und der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) losgesagt. Es gibt aber weiter Zweifel, ob er die extremistische Ideologie tatsächlich ganz hinter sich gelassen hat.
Baerbock begrüßte er auch bei ihrem zweiten Besuch nicht per Handschlag. Im Januar hatte er damit für Aufregung in Deutschland gesorgt, Kritiker warfen ihm frauenfeindliches Verhalten vor. Das lag vor allem daran, dass der Präsident damals dem französischen Außenminister Jean-Noël Barrot die Hand gab, der deutschen Chefdiplomatin aber nicht. Diesmal gab es weder mit Baerbock noch mit Laschet einen Handschlag.