Rheinfelden 15 Jahre unbezahlter Sonderurlaub

Ulf Körbs
Udo Düssel (links) bedankt sich bei Oberbürgermeister Klaus Eberhardt für die Abschiedsrede. Foto: Ulf Körbs

Abschied: Stadtkämmerer Udo Düssel verlässt das Rheinfelder Rathaus nach 26 Dienstjahren

Rheinfelden - 15 Jahre unbezahlter Sonderurlaub – kein Wunder, dass Oberbürgermeister Klaus Eberhardt den Abschied von Stadtkämmerer Udo Düssel während der jüngsten Gemeinderatssitzung „ungewöhnlich“ nannte.

Das Stadtoberhaupt aber zeigte sich sicher, dass dieser Schritt auf wohlüberlegten und sorgfältig abgewogenen Entscheidungen beruht. Schließlich war das stets die Grundlage seines beruflichen Handelns, wie er es in den vergangenen acht Jahren habe erleben können. Hierfür spricht auch, dass Düssel ein gewiefter Schachspieler ist; in diesem „königlichen Spiel“ ist ein jeder Zug – der eigene wie der des Gegners – profunde abzuwägen.

Auch wenn das Stadtoberhaupt in seinen 38 Dienstjahren so etwas noch nicht erlebt hat, ein Sonderurlaub von 15 Jahren Länge ist tatsächlich möglich. Und Düssel ist nach eigenem Bekunden stets ein sehr genügsamer Mensch gewesen, der es sogar schon als Berufsanfänger trotz schmaler Bezüge schaffte, etwas beiseite zu legen. Das hat er beibehalten. Seine Eigentumswohnung ist abbezahlt, er fährt einen Gebrauchtwagen und lebt allein. Und wenn nicht die totale Inflation kommt, könne er vom Ersparten einige Jahre leben. Daher habe er den Antrag auf unbezahlten Sonderurlaub gestellt, dem der Gemeinderat auch stattgab. Andernfalls hätte er um seine Entlassung bitten müssen, dabei aber seinen Pensionsanspruch verloren.

Düssel stammt aus Burgweiler, einem der acht Ortsteile von Ostrach im Kreis Sigmaringen. Dort besuchte er die Grundschule und wechselte auf die Realschule in Ostrach. Daran schlossen sich acht Jahre Wirtschaftsgymnasium an. Er absolvierte die Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung in Kehl. Nach seinem Wehrdienst waren wieder die Gemeindeverwaltung in Ostrach und das Landratsamt Sigmaringen erste berufliche Stationen, ehe er im Jahr 1994 in die Grundstücksabteilung der Stadtverwaltung von Rheinfelden wechselte. Ab Ende 1999 setzte er seine Karriere in der Kämmerei als Leiter der Haushaltsabteilung und stellvertretender Stadtkämmerer fort, bis er zum 1. September 2014 zum Leiter des Rechnungsamtes bestellt wurde.

Damit erfüllte sich Düssels Schülertraum, der sich stets vorgestellt hatte, etwas mit Finanzen machen zu wollen. Sein erklärtes Berufsziel war „Rechnungsamtsleiter einer kleinen Gemeinde“, wie er einmal verriet.

In seiner Zeit im Rheinfelder Rathaus hat er Höhen und Tiefen erlebt. Denn die Löwenstadt ist, trotz der Rekordhaushalte der Jahre 2017 bis 2019, finanziell nicht auf Rosen gebettet. So waren die ersten Jahre des 21. Jahrhunderts recht schwierig, wie sich Düssel erinnern kann.

In seiner Abschiedsrede lobte der Oberbürgermeister: „Aus meiner Beurteilung hat Herr Düssel immer sehr solide und reflektiert die Interessen der Stadt wahrgenommen und immer in den Vordergrund gestellt. Sein Auftraten war selbstlos und bescheiden. Er hat immer wieder gute Vorschläge unterbreitet und zuweilen auch bequeme, manchmal unbequeme für andere Verwaltungsbereiche eingebracht.“

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