Rheinfelden „Ärzte können wir nicht backen“

Ulf Körbs

Informationsveranstaltung: Wie kann die Praxenversorgung in Rheinfelden aufrecht erhalten werden?

Rheinfelden - Die Demografie schlägt auch in der Praxislandschaft von Rheinfelden zu: 60 Prozent der Hausärzte sind mittlerweile älter als 60 Jahre. Und der Nachwuchs fehlt. Ein Praxensterben droht in der Löwenstadt.

Die Verwaltung hat das Problem schon vor einigen Jahren erkannt, wie das zahlreiche Publikum am Dienstag im Bürgersaal vom Wirtschaftsförderer Elmar Wendland und Armin Zimmermann, Leiter des Amts für Familie, Jugend und Senioren, erfuhren. Es wurden auch Aktivitäten wie ein Hausarztinformationstag oder der Start der eigenen Internetseite „www.arzt-inrheinfelden“ ergriffen, jedoch mit nur beschränktem Erfolg.

Auch die Kreisverwaltung ist mannigfaltig unterwegs, um einem Praxensterben, das bereits begonnen hat, entgegen zu wirken. So stellte Ellen Hipp die von ihr geleitete „Stabsstelle Kommunale Gesundheitskonferenz“ vor. Ihre Hauptaufgaben sind die Vernetzung, Information, Werbung und Beratung.

Doch die Hürden bleiben hoch, wie Matthias Forstmann vom Rheinfelder Hausarztzentrum an der Friedrichstraße und stellvertretender Ärztesprecher in der Löwenstadt festhielt. Denn: „Es gibt aktuell und besonders in naher Zukunft zu wenig Mediziner, weil in der Vergangenheit zu wenige ausgebildet wurden. Zudem habe sich das ärztliche Berufsbild geändert hat. Die Tendenz geht zur Teilzeittätigkeit. Was auch der Tatsache geschuldet ist, dass mittlerweile mehr Frauen als Männer Medizin studieren, denen aber noch immer traditionell die Kinderbetreuung obliegt. Außerdem wird das Angestelltendasein der Selbstständigkeit vorgezogen.

Die bestätigt auch die Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg. Deren stellvertretender Vorstandsvorsitzender Johannes Fechner hatte aber noch einen anderen Hinweis parat: „Ärzte kann man nicht backen.“ Er räumte zudem ein, dass zu wenige Studienplätze vorhanden sind. „Davor hat die KV schon vor Jahren gewarnt.“ Und er verwies darauf, dass nach den vom gemeinsamen Ausschuss – in ihm sitzen die Standesvertretung der Ärzte und Zahnärzte, die deutsche Krankenhausgesellschaft und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen – keineswegs eine Unterversorgung vorliegt. Denn diese richtet sich nach der Patientenzahl, welche die jeweilige Praxis zu betreuen hat.

Für den niedergelassenen Arzt Forstmann grenzt das schon an Augenwischerei. Denn: In Rheinfelden gibt keine einzige Praxis, die noch uneingeschränkt neue Patienten aufnimmt. Auch die angeblich zumutbaren Fahrtzeiten zu einer Praxis kritisierte er.

Dass es aber auch anders geht, beweist seit rund 18 Jahren das Gesundheitszentrum Todtnau-Schönau, dessen Geschäftsführer Thomas Honeck befand, dass dieses Modell – ein Mix von Teilhabern und angestellten Medizinern – durchaus seine Vorteile habe bei der Nachwuchssicherung und der Patientenversorgung. Durch teilweisen Honorarverzicht der Teilhaber sei es möglich, auch Aufwendungen und Behandlungen zu tätigen, die von den Kassen nicht ersetzt werden. Und die Mitarbeiterzufriedenheit sei sehr hoch, versicherte er.

Rheinfeldens Oberbürgermeister Klaus Eberhardt blieb allerdings zurückhaltend. Zwar versicherte er den Medizinern jegliche Unterstützung – auch bei der Raumsuche – zu. Aber eine direkte Förderung von Praxenansiedlungen sei für die Kommune wegen der Förderrichtlinien nicht möglich. Außerdem warnte er: „Wahrscheinlich wird es künftig nicht in jeder Rheinfelder Ortslage noch eine Arztpraxis geben.

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