Rheinfelden Aktionsfeld der Gedanken

Jürgen Scharf
Blick in die Ausstellung Foto: Jürgen Scharf

Ausstellung: „Kunst muss nix!“ des Lörrachers Michael Thümmrich im Rheinfelder Haus Salmegg

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Extrem vielschichtig, mit einer Überfülle an Informationen und Chiffren, sind die großen und sehr farbigen Bilder des aus Lörrach stammenden Michael Thümmrich.

Unter dem Titel „Kunst muss nix!“ zeigt Thümmrich, der in Bad Krozingen ein Grafikdesign-Atelier hat, spontan inszenierte neu-expressive Malerei, die sich an den gestischen Expressionismus des amerikanischen Action Painting eines Jackson Pollock anlehnt.

Thümmrich sieht seine „Malerei als Materialisierung von Freiheit“ an und beschreibt den amerikanischen Expressionismus als Ausgangspunkt für seine früheren Arbeiten. Im Laufe der Zeit hätten sich die Bilder von der reinen Abstraktion hin zu Arbeiten mit Formen, Köpfen und chiffrenartigen Symbolen entwickelt.

Es ist eine impulsive Malgestik und aller Wahrscheinlichkeit nach auch ein malerischer Improvisationsprozess. In den Bildern der Rheinfelder Ausstellung werden rätselhafte Motive, Gegenstände, Zeichen und Figuren sichtbar. Bei näherer Betrachtung fällt ein religiöses Motiv, das Kreuz, in fast allen Arbeiten auf. Man kann in diesen Bildern, die bewusst keine Titel haben, Verschiedenartiges herauslesen, assoziieren und interpretieren: Was bedeuten etwa Häuser mit Fenstern, Koffer, Gittermuster, Zäune?

Es ist ein System künstlerischer Formeln und Symbole, die sich zu einer eigenen Bildwelt verdichten. Der Besucher kann beim Betrachten dieser sehr farbsatten und farbfröhlichen Arbeiten immer mehr entdecken, je länger er mit den Augen darin spazierengeht.

Man muss aber auch gar nichts darin „suchen“ und entdecken, sondern diesen ungestümen Malgestus, den energischen, stellenweise pastosen Farbauftrag einfach auf sich wirken lassen.

Auch sieht man die Spuren des Arbeitsprozesses, weil Thümmrich heftig und vehement bis an die Grenzen des Materials geht. Da sich der Maler mit seiner Arbeit dem Freiheitsbegriff verpflichtet fühlt, nimmt er sich die Freiheit, nicht abbilden zu müssen. So kann man sich auf Unbekanntes einlassen, mit seinen eigenen Bildwahrnehmungen und Erfahrungen das Gesehene deuten.

In der Ausstellung sind unterschiedliche Werkphasen und zeitliche Entwicklungen zu sehen: einmal die großen, fast wandfüllenden Formate wie das Diptychon im Foyer mit ihrer leuchtkräftigen, fröhlichen und erfrischenden Farbigkeit, die eine gute Stimmung erzeugen und dem Ausstellungsbesucher gute Laune machen.

Dann gibt es auch kleinere, ruhigere Bilder mit gedämpfteren Farben. Besonders in den jüngeren Arbeiten hat Thümmrich diese stark reduziert auf Erdtöne, Schwarz, Weiß und Grau, auch die Formen sind zurückhaltender und verweisen auf seine Herkunft als Zeichner und Grafiker.

Dazwischen fallen die „Kopf“-Reihen auf, abstrahierte Köpfe im Stil der Art Brut, Dubuffet und der Künstlergruppe Cobra mit Zeichensetzungen und Metaphern.

Auch die Präsentationsform ist unterschiedlich. Einige Großformate sind aufwändig gerahmt und hinter Glas, andere Papierarbeiten locker nur mit Klammern befestigt.

Die Bilder dienen dem Maler als Aktionsfeld für seine Gedanken. Es liegen auch ein paar Skizzenbücher aus, die Einblick geben in die Entstehung der Arbeiten.  Bis 14. August, Samstag und Sonntag, 12 bis 17 Uhr

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