Rheinfelden Allgemeinärzte werden Mangelware

Ulf Körbs
Allgemeinmediziner werden auch in Rheinfelden immer weniger. Doch die Stadtverwaltung spricht sich eher gegen ein „Medizinisches Versorgungszentrum“ aus. Foto: zVg/AOK-Medienstienst

Praxissterben: Rheinfelder Stadtverwaltung will kein „Medizinisches Versorgungszentrum“

Rheinfelden - In Schopfheim gibt es eins, in Grenzach-Wyhlen wird gerade eines gebaut – ein „Medizinisches Versorgungszentrum“ (MVZ). Doch die Rheinfelder Stadtverwaltung will keins.

Die allgemeinmedizinische Versorgung war gestern Diskussionsthema im Gemeinderat (wir berichten noch). Dabei hatte sich das Gremium auch mit der Verwaltungsvorlage auseinanderzusetzen. Das Thema war durch einen Antrag der SPD-Fraktion auf die Tagesordnung gekommen.

Der SPD-Antrag ist mittlerweile ein Jahr alt. Die Sozialdemokraten stützen sich darin mit ihrer Forderung nach Überlegungen zur Zukunft der Rheinfelder Haushaltspraxen auf ein Gespräch mit dem Sprecher der Ärzteschaft Ludwig Fritze. Er hatte ein MVZ als möglichen Lösungsansatz vorgeschlagen. Fritze hatte damals auch mahnend erwähnt, dass von den 22 Hausärzten zehn älter als 60 Jahre sind, drei davon sogar älter als 67.

Stadt sieht durchaus Handlungsbedarf

Die Stadtverwaltung sieht durchaus auch Handlungsbedarf, und das sogar schon länger. Bereits vor sechs Jahren hatte daher Wirtschaftsförderer Elmar Wendland verschiedene Bausteine entwickelt, um der Entwicklung in Richtung Hausärztemangel entgegen wirken zu können. So wurde auch eine Informationsveranstaltung für Jungärzte angeboten, um diese von den Vorteilen einer Niederlassung in der Löwenstadt zu überzeugen. Allerdings war der Erfolg eher gering.

Die Verwaltung weiß auch, dass selbst die Kassenärztliche Vereinigung nicht unbedingt zufrieden ist mit der Lage. Schließlich gibt sie an, dass der Versorgungsgrad im „Mittelbereich Rheinfelden“ – hierzu gehören auch Schwörstadt und Grenzach-Wyhlen – gerade einmal bei 95 Prozent liegt.

Faktoren für den Ärztemangel

In ihren Überlegungen stellt sich die Stadt auch die Frage, was denn eigentlich zum Ärztemangel führt. Dabei weist sie dem Mangel an Studienplätzen eine Hauptrolle zu. Auf der anderen Seite hätten Untersuchungen gezeigt, dass auch Faktoren zum Tragen kommen, die bei Jungmedizinern gegen eine Niederlassung im ländlichen Raum sprechen. Dazu zählt auch die Tatsache, dass die Medizinstudenten im zunehmenden Maße eine städtische Herkunft haben und daher eher auf den urbanen Raum ausgerichtet sind.

Ausländische Ärzte als Alternativlösung

Die SPD-Fraktion hatte auch die Anwerbung von ausländischen Ärzten als Alternative zu der Einrichtung eines MVZs ins Gespräch gebracht. Auch hier hat die Verwaltung ihre Zweifel. So wird zum einen darauf hingewiesen, dass rund jede zweite Fachkraft im ersten Versuch scheitert, die notwendige Anerkennungsprüfung zu absolvieren. Zum anderen werden „bleibende Sprachprobleme“ als Hindernis ins Feld geführt. Und auch ein moralisches Argument wird vorgebracht: Es sei fragwürdig, Mediziner anzuwerben, die mit hohem finanziellen Aufwand in ihrem Heimatland ausgebildet wurden und dann der dortigen Versorgung fehlen würden.

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