Rheinfelden An den eigenen Niederlagen wachsen

Die Oberbadische
Zu den 11. Rheinfelder Wirtschaftsgesprächen waren rund 150 interessierte Gäste in den Bürgersaal im Rathaus gekommen. Foto: Manfred Herbertz Foto: Die Oberbadische

Wirtschaftsgespräche: Thema „Gescheit scheitern“ / OB Eberhardt ruft nach akzeptabler Fehlerkultur

„Ich bin nicht gescheitert. Ich habe 10 000 Wege entdeckt, die nicht funktioniert haben“, zitierte Rheinfeldens Oberbürgermeister Klaus Eberhardt den amerikanischen Erfinder Thomas Alva Edison in seiner Begrüßung zu den Rheinfelder Wirtschaftsgesprächen. Diese standen am Mittwoch unter dem Motto: „Gescheit scheitern – Misserfolg als Chance“.

Von Manfred Herbertz

Rheinfelden. Dazu gab es Referate, die eine überraschende Schlussfolgerung zu Tage förderten. Rund 150 Gäste aus Wirtschaft und Politik waren zu der von der WST Rheinfelden mit Elmar Wendland und seinem Team organisierten Veranstaltung in den Bürgersaal des Rathauses gekommen. Musikalisch umrahmt wurde der Abend von einer Abordnung des Akkordeon-Vereins Wehr. „Die Wirtschaftsgespräche bilden jedes Jahr das Who is Who in Rheinfelden in Fragen der Wirtschaft und Stadtentwicklung ab“, betonte der OB in seiner Ansprache.

Eberhardt nahm Bezug auf das Motto der Veranstaltung. „Ist Scheitern nun eher als eine Art Betriebsunfall zu sehen oder der absolute Ausschluss weiterer Ideenfindung und Unternehmensgründungen?“, fragte er. Und stellte eine Zahl in den Raum: Man gehe davon aus, dass 70 Prozent der digitalen Neugründungen scheitern. Eberhardt betonte, er wolle nun kein Handbuch für den Erfolg von Neugründungen vorlegen, sondern: „Erfolge gehören zum Leben wie der Misserfolg.“ Jeder könne scheitern, egal ob Globalist, Großunternehmer oder Mittelständler. „Es kommt nur darauf an, was wir daraus machen“, resümierte Eberhardt.

Er kritisierte, dass Scheitern in der deutschen Gesellschaft – im Gegensatz zu vielen anderen – zu sehr stigmatisiert sei. Was man brauche, sei eine akzeptable Fehlerkultur, die nicht von Aktionismus geprägt sei und die den Dialog mit denjenigen suche, die den Erfolg bewerten könnten.

Elmar Wendland von der WST führte durch den Abend. Er hatte ein veritables Tableau an Rednern aufgeboten, die sich aus unterschiedlichen Sichtweisen dem Thema näherten. Ein gewisses Risiko sei man mit dem Themenkomplex aber schon eingegangen, gab Wendland zu. Es waren interessante Ansätze, über die beim anschließenden Imbiss im lockeren Gedankenaustausch in kleinen Gruppen intensiv diskutiert wurde.

Als erster Redner sprach Markus Czerner, ein ehemaliger Tennisspieler, über die „Kunst des Scheiterns“. Als Sportler, so Czerner, könne man aus einer Niederlage mehr lernen als aus zehn Siegen. Es lohne sich, nicht aufzugeben, sagte er. Viele Menschen würden nur deshalb scheitern, weil sie zu früh aufgegeben hätten. „Jedes Scheitern macht Sie nur noch ein Stück besser!“, lautete sein Fazit.

Olaf Breuer, Standortleiter von Evonik, beleuchtete das Thema unter dem Motto „Erfolglose Projekte erfolgreich managen“ und räumte ein: „Auch wir scheitern mit vielen Projekten. “Aber, so Breuer, dürfe man Scheitern nicht mit Misserfolg gleichsetzen.

Bert Overlack sprach über „die dunkle Seite des Erfolges“. Er leitete 13 Jahre lang erfolgreich ein weltweit tätiges Unternehmen. 2011 musste er Insolvenz anmelden.

Freimütig berichtete er über sein Scheitern. Und über den Weg aus seiner persönlichen Krise. Denn er kam zu der Erkenntnis, „dass meine Geschichte möglicherweise anderen helfen kann“. Overlacks Erkenntnis: „Im Erfolg liegt zwar das Risiko zum Scheitern, aber im Risiko liegt der Schlüssel zum Erfolg.“

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