Rheinfelden Arbeiten, um unabhängig zu sein

Rolf Rombach
Basel Khayat hat seit 2018 die IHK-Anerkennung seiner syrischen Qualifikation. Jetzt sucht er einen Ausbildungsbetrieb im elektrotechnischen Bereich. Foto: Rolf Rombach

Integration: Eine Ausbildung zu finden, ist für Basel Khayat in Coronazeiten noch schwerer als ohnehin

Rheinfelden -  Der in Rheinfelden lebende Syrer Basel Khayat möchte endlich unabhängig werden. An Engagement fehlt es dem jungen Familienvater bestimmt nicht – alleine ein Ausbildungsplatz fehlt ihm noch.

Die Pandemie, die die Welt seit einem Jahr im Griff hat, sorgt nicht nur bei beruflich etablierten Personen für Probleme. Auch wer eine Ausbildung anstrebt, muss mit der neuen Situation zurechtkommen. Für Basel Khayat bedeutet das, dass er aktuell die Berufsfachschule im Homeschooling absolvieren muss. Aber der 27-Jährige will mehr erreichen. Eine praktische Ausbildung soll ihm die ersehnte Unabhängigkeit ermöglichen.

Sein Leben nimmt er gerne selbst in die Hand

Vor fünf Jahren hatte der Syrer sich auf den Weg aus seiner Heimat nach Deutschland gemacht. „Ich hatte die Schule für Elektrotechnik abgeschlossen und sollte zum Militär. Da wäre ich gestorben oder hätte selbst Menschen töten müssen. Beides wollte ich nicht“, erläutert der junge Mann seine Beweggründe für die Flucht nach Europa.

Im zweiten Anlauf gelang ihm mit einem Schlauchboot das Übersetzen von der Türkei nach Griechenland. Anschließend ging es zu Fuß, mit dem Taxi und per Bus weiter bis nach Deutschland.

Von der Landeserstaufnahmestelle Ellwangen kam Khayat nach Wyhlen, wo er einige Zeit in der Gemeinschaftsunterkunft lebte, ehe er nach Schwörstadt vermittelt wurde.

Sein großes Hobby ist Judo

Doch der junge Mann strebte schon früh nach Unabhängigkeit, nahm verschiedene Aushilfstätigkeiten an und suchte sich dafür eine Wohnung in Rheinfelden. Der Grenzacher Bernhard Greiner war damals noch als Makler tätig und lernte bei der Wohnungsbesichtigung den jungen Mann kennen. „Ich habe gleich gemerkt, dass ich da einen sehr intelligenten und engagierten Menschen habe“, berichtet Greiner rückblickend.

Es war ihm dann auch eine Herzensangelegenheit, Basel Khayat bei den folgenden Behördengängen behilflich zu sein. Doch selbst er als Muttersprachler und bürokratisch versierter Bürger hatte so seine Mühe mit dem Amt. Zum Glück hatte der Vermieter Verständnis für kurze Zahlungspausen.

Gesucht: Ausbildung im Bereich Elektrotechnik

Bereits in Wyhlen hatte Basel Khayat Engagement gezeigt. Er nahm Kinder der Flüchtlingseinrichtung mit in die Lindenschule und trainierte mit ihnen seinen Sport: Judo. In seiner Heimat war er gerade am schwarzen Gürtel, ehe er alles abbrechen musste. Doch der Ehrgeiz, den ihm der Sport vermittelte, prägt ihn und sein Handeln bis heute, was er gerne auch weitergibt.

Im vergangenen Jahr hat Khayat geheiratet. Seine Frau stammt, so wie er selbst, aus Damaskus und hat dieser Tage das erste Kind bekommen. Auch hier hat der junge Mann Eigeninitiative gezeigt und eine größere Wohnung für die Familie und sich gefunden.

Was nun für das gemeinsame Glück noch fehlt: ein fester Job, am liebsten im elektrotechnischen Bereich. Hierfür hat er zwar bereits eine IHK-Anerkennung, doch klappt es damit bisher nicht, eine Anstellung zu bekommen. Mehrere Praktika hat Khayat in den vergangenen beiden Jahren absolviert und stets positive Rückmeldungen zu seinen praktischen Fähigkeiten erhalten. Die zweijährige duale Berufsausbildung sollte zudem helfen, auch mit dem Schriftdeutsch besser zu werden. Doch dank Corona-Pandemie fuhren viele Betriebe im vergangenen Jahr ihre Ausbildungsangebote herunter, weshalb Basel Khayat derzeit die einjährige Weiterbildung besucht, die ohne Partnerbetrieb möglich ist.

Im Herbst soll es weitergehen – doch hierfür fehlt dem jungen Mann ein Ausbildungsbetrieb. „Am liebsten würde ich im Bereich Elektrotechnik weitermachen. Aber auch eine Ausbildung als Lackierer interessiert mich“, zeigt der Syrer sich offen. Sein Fernziel: eines Tages selbstständig zu sein.

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