Rheinfelden Auf dem Weg zur Weltklasse

Die Oberbadische
Elisabeth Brauß begeistert mit fulminanten interpretatorischen Qualitäten. Foto: Willi Vogl Foto: Die Oberbadische

Konzert: Elisabeth Brauß eröffnet die diesjährige Reihe „Meisterkonzerte Rheinfelden“

Von Willi Vogl

Rheinfelden. Die Südwestdeutsche Mozart-Gesellschaft setzt auch dieses Jahr wieder auf bewährtes musikalisches Erbe. In Vier Konzerten gibt es Meisterwerke des Barocks, der Klassik und von Johann Strauß.

Für das Eröffnungskonzert zum 25-jährigen Bestehen der Südwestdeutschen Mozart-Gesellschaft konnte er künstlerische Leiter Georg Mais mit Elisabeth Brauß eine herausragende junge Pianistin gewinnen. Sie wurde jüngst in das „BBC New Generation Artist Scheme“ aufgenommen. Auf ihrem Programm standen Werke von Scarlatti, Mozart und Beethoven.

Domenico Scarlattis 555 erhaltenen Cembalosonaten weisen ihn nicht nur als ungeheuer fleißigen, sondern gleichermaßen fantasievollen Komponisten aus. Seine zweiteiligen Sonaten mit ihrer monothematischen Anlage sind auch heutzutage für die meisten professionellen Pianisten noch ein Gradmesser für differenzierte Artikulationskunst. Dabei entlockte Brauß’ leichtfingriger Anschlag dem Instrument filigrane Farben, wie man sie für gewöhnlich bei einem voluminös gespielten Steinway-Flügel nicht erwartet. Die vier ausgewählten Sonaten entwickelten damit sprechende Gesten zwischen zart zirpender Figuration, delikater Bassgrundierung und behände inszenierter Motivik.

Hier, wie in Wolfgang Amadeus Mozarts Rondo a-Moll KV 511 sowie der Sonate F-Dur KV 280 erlag Brauß nie der Versuchung des pedalgedrückten Klangrausches eines modernen Flügels. Für viele Pianisten dienen Figurationspassagen lediglich zur Demonstration von Geläufigkeit. Dies gerät vor allem bei einem Komponisten wie Mozart schnell zum hohlen Geklingel. Nicht so bei Elisabeth Brauß.

Attraktiven Klangrede

So entwickelt sie in den Ecksätzen der Sonate in F-Dur quirlige Passagen in immer neuen Klangschattierungen zu einer äußerst attraktiven Klangrede. Brauß überzeugt mit klugem Bewusstsein für die Phrasierungsmöglichkeiten Mozartscher Musik in Verbindung mit einer bis in die Fingerspitzen beherrschen Anschlagskultur. Im Adagio gar verbinden sich die einzelnen Töne der Melodie zu einem exquisit kantablen Faszinosum.

Bis einschließlich Ludwig van Beethovens Sonate G-Dur op. 79 hätte man annehmen können, bei Elisabeth Brauß handle es sich um eine Pianistin, die bevorzugt mit introvertierten Farben kokettiert. Mit Beethovens Klaviersonate Nr. 13 in f-Moll op. 57 jedoch wurde sie auch als eine Musikerin mit expressiver Leidenschaft wahrnehmbar. Die vielgestaltige Sonate mit ihren heterogenen Elementen bot dazu schönste Gelegenheit. Die von Beethoven gesetzten Forteausbrüche gerieten dabei nie zum unkontrollierten Klanggemetzel, sondern bildeten immer einen knackigen dramaturgischen Kontrast zu den mannigfaltigen weiteren Farben seiner Musik. Brauß lotete sie sensibel und bestimmt aus und verlor dennoch nie den strukturellen Faden.

Elisabeth Brauß zeigte sich mit fulminanten interpretarorischen Qualitäten in Rheinfelden auf dem Weg zur Weltklasse. Ihr frischer Blick auf das musikalische Erbe macht neugierig auf ihre Beschäftigung mit Musik des 20. und 21. Jahrhunderts.

Dies könnte auch für den hiesigen Veranstalter einen zusätzlicher Publikumsmagneten darstellen. Immerhin gab es mit Robert Schumanns „Von fremden Ländern und Menschen“ noch wenigstens eine begeistert beklatschte Zugabe aus dem 19. Jahrhundert.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading