Rheinfelden Aufregende Hörerlebnisse

Die Oberbadische
Der weltbekannte Saxofonist und Komponist Daniel Schnyder und sein spontaner Duo-Partner, der Rheinfelder Posaunist Dirk Amrein                                  Foto: Jürgen Scharf

Konzert: Daniel Schnyder und Dirk Amrein in der Christuskirche

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Saxofon trifft Posaune: In Rheinfelden kam es zu einem spontanen Bläser-Gipfeltreffen der besonderen Art. Zum ersten Mal traten der in New York lebende Saxofonist Daniel Schnyder, einer der aktivsten und meistgespielten Schweizer Komponisten, und der Rheinfelder Posaunist Dirk Amrein zusammen auf.

In der Christuskirche legten beide in virtuos ausgetüftelten Arrangements von Schnyder eine fantasievolle Reise durch die Jazz-Avantgarde und Neue Musik zurück und zeigten, was „Art of the Duo“ ist. Dabei präsentierten sie die klangliche Vielfalt von zwei Instrumenten in der Schmelztiegel-Musik Schnyders: ein Amalgam aus verschiedenen Genres der Musik des 21. Jahrhunderts, in dem Jazz, Klassik, Anleihen bei Klezmer, südamerikanischer Musik und arabische Rhythmen verschmelzen.

Offenheit für jede Musikrichtung

Amrein hat nicht die leichtesten Stücke Schnyders einstudiert, was ihn als gewieften und in Gegenwartsmusik gebrieften Bläser ausweist, der eine Offenheit für jede Musikrichtung zeigt. Die braucht er auch für den metrisch aufgelockerten Jazz, die melodisch durchdachten und rhythmisch vertrackten Stücke des Wahl-New Yorkers mit den vielen Taktwechseln, die sich in den Gehörgängen festschrauben.

Die Zuhörer hängen gebannt an den Lippen des begnadeten Saxofonisten, der schon äußerlich sehr beweglich mit traumwandlerischer Sicherheit durch die Stimmungen seiner Stücke führt. Der Sound des quecksilbrig quirligen Sopransaxofons ist geschmeidig und elegant. Dirk Amrein bläst dazu mit explosiver Kraft lautmalerisch die mächtige Bassposaune.

Die Dynamik dieses Duos, das locker miteinander kommuniziert, lässt in keiner Sekunde nach. Der Groove reißt nie ab. Immer ist da die elektrisierende Themenführung durch Schnyder, sein mitreißender solistischer Flow und Amreins kongeniale musikalische Reaktion und Antwort, die ihn in Idealkonkurrenz zu Schnyders sonstigem Partner David Taylor, dem Meister der Bassposaune, bringt.

spannendes Crossover für ein dynamisches Duo

Das von Schnyder moderierte Programm gestaltete sich als ein spannendes Crossover für ein Duo. Die notierten Kompositionen klangen teils wie improvisiert, wobei das Sopransaxofon oft als Melodieinstrument führte wie in der wunderschönen „Summertime“-Zugabe und die Bassposaune als Rhythmusinstrument den Walking Bass vorgab.

Völlig unangestrengt legen beide den schwierigen „Schumacher March“ hin, komponiert für eine Marching Band. Schnyder glänzt besonders in seinen Soli wie der großen Suite aus vier Stücken über Motiv, Klang, Melodie und Rhythmus, wobei die unüblich klingenden instrumentalen Spezialeffekte aufhorchen lassen. Überhaupt zeigt er exquisite Tonqualität und außergewöhnliche Phrasierungskunst wie im letzten Satz der Suite „Around The World“, einer Beethoven-Paraphrase, und besonders in der „Oriental Suite“, die orientalische Musik reflektiert.

Geradezu halsbrecherisch ist das Spiel im „Parcours“ und interessant die Reduktion auf zwei Instrumente im „Trio as Duo“. Da auch Johann Sebastian Bach in einer Kirche nicht fehlen darf, bauten sie noch eine veränderte Fuge ein als Synthese aus Bach und polyfonem Jazz.

In den solistischen Klammerwerken („Der Kiebitz“ und „Oh Horn!“) empfahl sich Amrein als bekennender Mangelsdorff-Spezialist. Schnyder und Amrein, die sich schon lange kennen, aber nach vielen Jahren erst jetzt endlich einmal zusammen spielten, harmonierten auf Anhieb perfekt – zuerst in Rheinfelden und einen Abend später in Efringen-Kirchen im Künstlerhaus von Peter Bosshart zur Eröffnung der restaurierten Scheune im Ölgarten.

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