Rheinfelden Aus der Heimat in die Ferne

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Sind auf der Walz und machten in Degerfelden Halt: Die Zimmermänner Micha Geutes (von links), Jorge Pries, Julian Boennen, und der Steinmetz Raffael Funk. Foto: Petra Wunderle

Porträt: Zimmermannsgesellen besuchen Kollegen-Familie in Degerfelden  / Corona beeinflusst alles

Rheinfelden-Degerfelden - Der Degerfelder Zimmermannsgeselle Robin Lämmle ging im Juni des vergangenen Jahres auf die Walz (wir berichteten). Beim Verlassen seiner Heimatgemeinde wurde er damals von Zunftkollegen abgeholt. Diese Woche nun fanden sich andere Zimmermänner, die im Herbst losgezogen waren, in Rheinfelden ein.

Sie fanden bei der Familie von Robin Lämmle für ein paar Tage und Nächte Unterkunft und lebten ganz Corona-konform in zwei separaten Wohnungen. „Uns allen geht es gut. Auf der Walz zu sein, ist auch in diesen schwierigen Zeiten sehr schön, lehrreich und interessant“, war von den Zimmermännern zu erfahren.

In Nürnberg haben sich die wandernden Zimmermannsgesellen zuletzt mit Robin und anderen getroffen, bevor sich ihre Wege wieder trennten. Die nächste Zusammenkunft soll in der Schweiz sein, wenn es die Pandemie im Frühjahr zulässt. Für sie wird es die erste Grenzüberschreitung auf der Walz sein. „Bisher haben wir uns ausschließlich in Deutschland aufgehalten“, erzählt Raffael Funk, der seit sechs Monaten auf der Walz ist und aus Stuttgart kommt. Er und der 23-jährige Micha Geutes sind momentan gemeinsam unterwegs. Julian Boennen ist ein Nordfriese, er und Jorge Pries, der mit seinen 19 Jahren der jüngste ist, ziehen ebenfalls von Bundesland zu Bundesland. Alle vier zusammen haben bewusst den Treffpunkt in Degerfelden ausgesucht: „Es ist üblich, dass man hin und wieder zu einer Familie eines Walz-Kollegen reist. Ansonsten wohnen wir bei fremden Leuten oder in einer Gesellenherberge“.

Die Zimmermänner reisen zu Fuß, mit dem Zug oder per Anhalter. Wobei im Rahmen der Corona-Regeln immer nur ein Zimmermann ins Auto steigen darf. Dabei gilt stets: „Sich an die Regeln halten und einen guten Eindruck machen, ist oberstes Gesetz, davon profitieren dann immer auch die anderen, die sich auf die Walz begeben“, sagt Micha Geutes.

„Das sind feine, junge Männer“, bestätigt die Oma von Robin Lämmle. Sie hat die Vier mit Kartoffelsalat, heißen Würsten und einem frisch gebackenen Apfelkuchen gerne verwöhnt.

Auf die Frage, wie es denn in dieser Zeit mit der Arbeit aussieht, sind sie sich einig: „In jeder Stadt gibt es Arbeit für uns.“ Sie erklären, dass sie in jeder Zimmerei positiv aufgenommen werden. Oft sei es so, dass im Betrieb urlaubs- oder krankheitsbedingt Mitarbeiter fehlten und sie dann willkommene Handwerker sind.

Dass aktuell die Gasthäuser geschlossen sind, finden die rechtschaffenen Gesellen weniger schön. Denn, so Jorge Pries: „Dann würden wir noch mehr Menschen kennenlernen und Freundschaften schließen“.

Alle Vier haben sehr kurze Haare, Raffael hebt sich dabei mit einem Schachbrett-Musterschnitt hervor. Wie das in Zeiten von geschlossenen Friseursalons funktioniert, erklärt Raffael lachend: „Der Julian weiß, wie man mit einem Rasierapparat umgeht“.

Lothar Knorr, der die jungen Gesellen aus dem hiesigen Raum in Theorie auf die Walz vorbereitet, spricht von einer momentan „schwierigen Zeit“. Dennoch, so der pensionierte Zimmermeister, der selbst sechs Jahre auf der Walz war und heute passend zum Thema ein privates Museum in Lörrach-Brombach betreibt: „Aufgeben wegen Corona darf man nicht, und Arbeit gibt es genug“.

Diese vier jungen Menschen lassen sich jedenfalls nicht aufhalten, sie sind eisern und haben klare Ziele. „Einmal um den Globus“, sagt Micha Geutes. „Cool wäre es, am Schluss auf jedem Kontinent gewesen zu sein.“

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