Rheinfelden Aus ungewohntem Blickwinkel

Jürgen Scharf
Was man mit der Lochkamera künstlerisch machen kann, zeigen die drei Fotografinnen Jutta Orth, Brigitte Liebel und Petra Böttcher (von links) in der Ausstellung „Camera Obscura“. Foto: Jürgen Scharf

Kunst mit der Lochkamera im Haus Salmegg: Petra Böttcher, Jutta Orth und Brigitte Liebel.

Rheinfelden - Was ist ein dunkler Raum mit einem Loch in der Wand? Die Enzyklopädie Wikipedia weiß des Rätsels Lösung: eine Camera Obscura. Ist der dunkle Raum eine Schachtel, kann man sie auch Lochkamera nennen.

In Zeiten hochtechnisierter Digitalfotografie ist es vielleicht ein Anachronismus, wohl aber eine Besonderheit, mit einer Lochkamera zu arbeiten. Die Fotografin Petra Böttcher macht das schon 20 Jahre. Als künstlerische Fotografie sehen das auch Brigitte Liebel und Jutta Orth, die zusammen mit Böttcher unter dem Titel „Camera Obscura“ im Haus Salmegg in Rheinfelden zeigen, was man mit diesem kastenförmigen Lochapparat alles an wundersamen Bildern erzeugen kann.

Dabei sind die Unterschiede sehr groß, in Format, Technik und Motiv. Liebel und Orth konzentrieren sich auf die absolute Urform, während Böttcher mit Rollfilm arbeitet, damit in der Lochkamerafotografie einen Schritt weitergeht und sogar Referenzen an die Filmentwicklung macht. Böttcher kombiniert klassisches Medium mit neuer Technik. Bedingt durch den Rollfilm sind bei ihr die Formate schmal und länglich, es sind auch fast alles Doppelbelichtungen. Mit Belichtung kann man viel spielen, bis hin zu Schattenrissen. Malerisch sieht es aus, wenn man mit Bewegung arbeitet, dann kommen Unschärfen ins Bild.

Strahlende Sonnenmotive

Böttcher hat sich auf Orte am Wasser konzentriert, den Rhein zum Thema gemacht und Bezugspunkte wie das Rheinfelder Inseli oder die Isteiner Schwellen zum Ankerpunkt für ihre Fotos genommen, die anders als bei Lochkamera sonst üblich, farbig sind. Gestein und Wasser erscheinen in augenfälliger Schärfe-Unschärfe-Relation. Strahlende Sonnenmotive erinnern daran, dass es in diesem Sommer viele sagenhafte Sonnenuntergänge gab. Oft ziehen die Wolken nach der Länge der Belichtung. Ein Baum auf einem Dinkelberger Plateau wirkt durchsichtig und ein Teil des Himmels durchscheint ihn.

Die „Watende im Rhein“ sind Böttchers erste Menschenbilder, wobei die Figurensilhouetten schemenhaft mit der Umgebung verschmelzen. Petra Böttchers Lochkamerafotografien zeigen, dass man damit Landschaft künstlerisch wiedergeben kann und dieses Medium alles andere als antiquiert oder verstaubt ist.

Zusammenspiel von Licht und Zeit

Brigitte Liebel macht in ihrer „Lichtsammlung“, in der das Zusammenspiel von Licht und Zeit Bedeutung erlangt, den Reiz der Bewegungen sichtbar. Sie geht sehr experimentell mit der Camera Obscura um (manches wie die Blüten hat fast eine abstrakte Qualität) und arbeitet auch mit einer Lichtbox, einem ähnlichen Prinzip wie die Lochkamera mit Linse. Für Panoramaaufnahmen baut sie die Lochschachteln zusammen.

„Springende Punkte“ werden in einer Serie mit farbiger Folie auf Glasscheiben gebannt, während dahinter Kinderporträts in Schwarzweiß durchscheinen. Bei „Lorenz“, einem lebensgroßen Porträt aus Liebels Serie „Menschenbilder“ handelt es sich um eine Originallichtaufnahme, die an ein Röntgenbild erinnert und mit einer schrankgroßen Lochkamera produziert, also nicht vergrößert wurde.

Von Liebel stammt auch die Audio-Lichtbildschau „Lenz“, eine mit Büchners Text unterlegte Rezitation, deren mit einer 18 x 24-Kamera gemachte Ursprungsbilder an der Wand hängen.

Jutta Orth bedient sich an Pflanzen aus dem Garten wie Kohlblättern oder Alltagsgegenständen wie alten Sammeltassen. So erscheinen Blattadern oder Stillleben auf den Fotografien, die kleinen Dinge des Lebens. Die feinsten Details sieht man bei ihr in einer unglaublichen Tiefenschärfe, da wirkt sogar ein dunkles Kirchenportal dramatisch, wenn das Licht sich im Fenster spiegelt.

Bei Orth ist das einfallende Licht das große Thema und das Geheimnis dieser Fotografie, aber auch das grafische Element des Schwarz-Weiß und das Spiel mit Positiv-Negativ-Wirkung. Wer also neue Blickwinkel bei der Fotografie entdecken will, kann das in dieser Ausstellung der drei Fotografinnen ausgiebig.   Bis 6. Januar, S /So 12 bis 17 Uhr. 9. Dezember 15 bis 17: Künstlergespräch

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading