Rheinfelden Bauernkriege ins Bewusstsein bringen

Rolf Reißmann
Clemens Bumiller beim Vortrag im Haus Salmegg in Rheinfelden Foto: Rolf Reißmann

Die Aufstände sollen in der Region heftig gewesen sein. Clemens Bumiller hat in seinem Vortrag im Haus Salmegg in Rheinfelden einen Teil der Historie am Hochrhein in den Fokus gerückt, von dem nur wenige Details bekannt sind.

Die Bauernerhebungen der Jahre 1524 und 1525 sollen in der Region heftig gewesen sein. Eine Übersicht dazu gibt derzeit das Dreiländermuseum Lörrach in einer Sonderausstellung. Eine weitere Präzisierung für das Hochrheingebiet stellte am Freitag Casimir Bumiller vor. Der Verein Haus Salmegg und die Volkshochschule hatten ihn eingeladen.

Strenge und Hartherzigkeit

Der freiberufliche Historiker lebt in Bollschweil im Breisgau, hatte an den Universitäten Freiburg und Basel Lehraufträge und befasste sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Geschichte des Bauernkrieges am Hochrhein. Besonderes Interesse fanden die Aussagen zum Gebiet rund um Schloss Beuggen. Dort herrschte der Komtur Ludwig von Reischach, der wegen seiner Strenge und Hartherzigkeit gefürchtet war. Er entstammte der Herrschaft Stoffeln im Hegau, war beim Vererben jenes Gebiets leer ausgegangen und stand seit 1518 der Niederlassung Beuggen des Deutschen Ordens vor.

Klagen über harte Forderungen aus Karsau und Riedmatt

Vor allem aus Karsau und Riedmatt gab es Klagen über seine harten Forderungen. Jedoch ging er in seiner Denkweise wohl weit über den Alltag hinaus. Bumiller berichtete vom Fund eines Briefs im Stadtarchiv Singen von Ende November 1524, in dem der Komtur die oftmalige Überziehung der Forderungen an die Bauern eingestand. Darin bezeichnete von Reischach den Bauernkrieg als eine Geißel Gottes, schreibt aber auch über Ursachen, die aus seinem Stand kämen: „Wir alle haben geholfen, das Land zu verderben.“ Dann gesteht er, dass durch den Zwang vieler Bauern zum Kriegsdienst etliche Familien in ein leidvolles Leben gedrängt wurden. „Wie könnte uns Gott all unsere Büberei verzeihen. So zeig mir ein Laster, das wir vom Adel nit zwiefach an uns haben.“

Bauern handelten wohl aus Verzweiflung

Diesen Brief sah der Referent als Beweis dafür, dass die Bauern oftmals aus Verzweiflung und Not zu den Waffen griffen. Im heutigen Südbaden gab es etliche gewaltsame Übergriffe, so wurden im Herbst 1524 die Klöster St. Blasien und St. Trudpert geplündert. Für Schloss Beuggen konnte dies zunächst durch die Unterstützung aus Rheinfelden verhindert werden. Fast das gesamte Jahrhundert über lagen die Pachtherren aus Rheinfelden mit den Komturen auf Schloss Beuggen im Streit. Die zunächst lokalen Unruhen im Frühjahr 1525 weiteten sich zu Massenerhebungen aus, die vom Elsass aus fast den gesamten Breisgau, den Südschwarzwald und den Hegau erfassten. Dabei plünderten die Aufständischen Anfang Mai 1525 auch Schloss Beuggen. Dies nahm Komtur von Reischach zum Anlass, nach Basel umzuziehen.

Scheunen fürs Überleben

Vielfach leiteten die Bauern ihre Forderungen aus dem neuen religiösen Verständnis der sich verbreitenden Reformation ab. Trotz etlicher gewaltsamer Übergriffe, hätten die bewaffneten Haufen laut Bumiller aber zumeist darauf geachtet, wichtige wirtschaftliche Einrichtungen wie Scheunen nicht zu zerstören, weil sie diese zum Überleben brauchten.

Viele Details nur wenig bekannt

Casimir Bumiller vermittelte eine Vielzahl von Fakten und ordnete sie verständlich ein. Die Turbulenzen des Bauernkrieges in der Region stellte er anschaulich dar. Mit vielen Fragen nach dem Vortrag erkundigten sich die Zuhörer nach weiteren Einzelheiten. Obwohl die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts von solch gravierenden Unruhen geprägt war, sind viele Details nur wenig bekannt. So trägt das Jubiläum mit seinen Veranstaltungen dazu bei, die Bauernkriege wieder in den Fokus zu rücken. . Der Vortrag wurde von etwa 50 Besuchern mit großem Beifall bedacht.

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