Rheinfelden Blick in geheimnisvolles Fantasialand

Jürgen Scharf
Ein Blick in das Laboratorium der Künstlerin Simone Fezer mit Glasobjekten im Rheinfelder Haus Salmegg. Foto: Jürgen Scharf

Ausstellung: Simone Fezer präsentiert im Haus Salmegg ihre Arbeiten unter dem Titel „Verhausungen“

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Wie durch ein Fantasyland bewegt sich der Besucher in der Ausstellung von Simone Fezer im Haus Salmegg. Sind wir in einem Laboratorium, einer Raumstation oder im Baumhaus? Von Raum zu Raum wird es labyrinthischer, märchenhafter, fantastischer. Kein Wunder, ist die international renommierte Künstlerin doch erklärtermaßen fasziniert von Literatur, Science Fiction, Philosophie und Filmen. Da lassen Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“ und Michael Endes „Unendliche Geschichte“ grüßen!

Zuerst mal muss man sich beim Betreten der Räume an den beiden Wächtern vorbei mogeln. Sie kontrollieren den Eingang und reißen ihr krokodilartiges Maul bedrohlich auf: Vorsicht ist geboten, weil diese Drachengebilde aus Heißglas, spitzen Glasscheiben und Sturmholz geformt sind.

Hat man diese erste Einlasshürde geschafft, steht man in dem Raum, der dieser spektakulären Schau den Titel „Verhausungen“ gegeben hat. Der Begriff wurde von Heidegger geprägt, und Fezer gibt ihm eine skulpturale Anmutung. Da sieht man Behausungen, die schwebend von der Decke herabhängen, als wären sie ein Luftschiff, ein Zeppelin, ein Schloss auf Stelzen oder ein Wolkenkuckucksheim.

Der Betrachter kann sich gedanklich in diese Gebäude, die aus verschiedensten Materialien wie Rohhaut, Stahl, Holz und Stoff, mit Fensterrahmen und Öffnungen zusammengesetzt sind, hinein beamen und auf Reisen gehen. Nur sollte man nicht in den nächsten Raum stolpern, denn hier stehen riesige Apparategläser wie aus Laboren: Glastürme, von innen mit Neonlicht beleuchtet, mit sichtbar geflickten zerbrochenen Scheiben. Alles bunt und schrill durcheinander. Verbunden durch Stoffschnüre, was die Verwebung und Vernetzung von Natur und Maschine symbolisiert. Die Verbindung zwischen technischem Fortschritt, überbordender barocker Üppigkeit und organischen Elementen ist in dieser Rauminstallation ebenso sichtbar wie die Fragilität und Zerbrechlichkeit der Existenz durch die Brüche im Glas.

Klingendes Gesamtkunstwerk

„Happy Calyps“ nennt Fezer diesen Raum, in dem die Aufschrift „Game Over“ zu lesen ist und ein Objekt an eine Rakete erinnert. Durch die Klangkomposition des Musikers Frank Brückner, ein 13-minütiger Audio-Loop aus Samplern, wird die Installation zum klingenden Gesamtkunstwerk. Man kann gut nachvollziehen, dass der Aufbau der sehr besonderen und bisher aufwändigsten Werkschau des Haus-Salmegg-Vereins eine gute Woche dauerte.

Von dem mehr architektonisch-technisch orientierten Raum geht es ins Organische. In diesen unendlichen Kunstwelten finden sich auch Elemente aus Mythen und weniger tiefschürfende, dafür eher anekdotische Stücke, die „Organics“.

Auffallend sind die großen Mutterschiffe aus Schaumstoff mit Glitzer, Pailletten, Spiegel, Glas, brüchigen Stellen, bewussten Flickspuren und zweckfreien Klebestreifen, die in den Formen Assoziationen an weibliche Körperteile hervorrufen.

Stelengruppe von Fezer zum 100-Jahr-Jubiläum

Irgendwann kommt man bei den „fleischlichen Verhausungen“ in der gefliesten Küche an, die Innereien zeigen mit notwendigen Gerüststrukturen aus Stahl. In einem Zwischenraum finden sich inszenierte Fotos von Performances, bei denen die Künstlerin im Wald ihre Behausungen am Körper und einen Spiegel-Glaskasten über dem Kopf trägt und philosophischen Aspekten nachsinnt, was man erfährt und wahrnimmt, wenn man sich mit einem „Spiegelbrett“ vor den Augen bewegt.

So labyrinthisch, geheimnisvoll, verrätselt, assoziativ und vieldeutig einem die Objekte vorkommen, so ambivalent ist die Künstlerin selbst. Sie mag keine Eindeutigkeiten. Da muss man sich schon mal kurz ausruhen in dieser Science-Fiction-Schau und sich dazu am besten auf das Nierensofa setzen.

Man darf gespannt sein auf die Stelengruppe aus Stahl und Glas, die Simone Fezer zum 100-Jahr-Jubiläum der Stadt geschaffen und am 24. April auf dem Parkdeck des Hauses Salmegg enthüllt.  Bis 29. Mai, Sa und So 12-17

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