Rheinfelden Das Blech trumpft auf

Die Oberbadische
Aufgetrumpft hat beim Neujahrskonzert der Jungen Philharmonie der Ukraine im Bürgersaal Rheinfelden das Blech, vor allem die drei Posaunen. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Neujahrskonzert: Die Junge Philharmonie der Ukraine begeisterte in Rheinfelden

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Nach der Unterwelt ging es in die Welt der Wiener Walzer: Der zweite Teil des großen Neujahrskonzerts der Jungen Philharmonie der Ukraine im Bürgersaal war bis auf Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“-Ouvertüre eine reine Johann Strauß-Gala.

Es war die vierte Neujahrsgala in der seit vier Jahren existierenden Reihe der Meisterkonzerte Rheinfelden. Und natürlich gehört der Walzerkönig zu einem Neujahrskonzert dazu wie die Neujahrsbrezel oder das Wiener Neujahrskonzert. Strauß ist und bleibt ein musikalischer Jungbrunnen, das hörte man im charmanten Walzer „Rosen aus dem Süden“ und zwei populären Nummern aus der typischen Silvesteroperette „Die Fledermaus“.

Anna Novosa, an der Krim geborene Sopranistin und als Solistin an der Staatsoper Lemberg tätig, schlüpfte in sündigem Rot mit Federboa („Ahs!“, „Ohs!“ und Pfiffe im Publikum) in die Rollen der Rosalinde und der kecken Adele. Zuvor sang sie Arien von Mozart, Verdi und Puccini mit leuchtendem Sopran, war aber von der Aussprache her nicht immer ganz gut zu verstehen.

Der Abend begann mit der Ouvertüre „Die schöne Galathée“ von Franz von Suppé, dem Wiener Offenbach, flott und schwungvoll dargeboten unter Leitung von Volodymyr Syvokhip. Wo dem Orchester aus der einstigen Habsburger Metropole der Wiener Schmäh abgeht, gleichen die vielen jungen Musiker das durch flotte Tempi, Schwung und sichtbare Spielfreude wieder aus.

Vor allem das Blech hat superb aufgespielt; fast schon ein choreografiertes Ballett war das Auf und Ab der drei Posaunen in den Strauß-Polkas. Auch die „Ha, ha, ha“-Einlage der Bläser und der elegant in der Luft gedrehte Schlägel des Paukisten in der Polka „Ohne Sorgen“ machten Spaß beim Zuhören und Zusehen. Hörbar im Element waren die Musiker auch in der Polka „Unter Donner und Blitz“, dem passenden Soundtrack zum Sturmtief Burglind.

Die verschiedenen Walzer, darunter einer von Tschaikowsky, der zeigte, dass russische Komponisten wunderbar Wiener Walzer schreiben konnten, waren klanglich nicht unbedingt die Erfüllung aller Walzerträume, aber frisch, vital, unverbraucht dargeboten. Die Lemberger gehen die Sache mit Leichtigkeit an, darunter auch das Leib- und Magenbrot des Orchesters, die Slawischen Tänze von Dvorák. Wie beiläufig zeigte hier das Festkonzert, dass die böhmischen Komponisten der Strauß-Familie in Wien in Tänzen kaum nachstehen.

So hörte man wieder einmal einen bunten Wunschkonzert-Mix mit kleinen Appetitanregern aus Opern und Operette und wurde keine Minute dieser Meisterwerke überdrüssig. Wer eine Schwäche für beschwingte Bravourstücke hatte, kam bei diesem vierten Abstecher der Ukrainer auf seine Kosten.

Natürlich sitzt das Rheinfelder Publikum nicht wirklich in der ersten Reihe im Wiener Musikvereinssaal beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, wie Bürgermeisterin Diana Stöcker in ihrer Begrüßung glauben machen wollte; aber auch die Rheinfelder klatschen, wie die Wiener, genauso gern das „Stück für Publikum und Orchester“ (Meisterkonzert-Leiter Georg Mais), den Radetzky-Marsch mit, der als letzte Zugabe noch wiederholt wurde.

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