Rheinfelden Das ging unter die Haut

Jürgen Scharf
Ganz in seinem Element war das Spyros Piano Trio nach zweijähriger Zwangspause zum Wiederbeginn der Schlosskonzerte Beuggen, die schmerzlich vermisst wurden. Foto: Jürgen Scharf

Musik: Spyros Piano Trio zum Wiederbeginn der Schlosskonzerte Beuggen

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden-Beuggen - Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause luden die Schlosskonzerte Beuggen wieder ein. Mit dem Spyros Piano Trio trat das künstlerische Leitungsteam mit der Pianistin Tatiana Korsunskaya und dem Cellisten Denis Severin sowie als Triopartner dem Geiger Bartek Niziol an.

Wer die CD-Produktionen von Spyros aufmerksam verfolgt, kann beobachten, dass sich das Ensemble zusehends zu einem Fährtensucher unter den Klaviertrios entwickelt und dass sich diese Idee, ausgetretene Pfade zu meiden, als Erfolg erweist. Die Auszeichnung einer Einspielung durch einen „Echo Klassik“ bestätigt dies.

Da hätte man vermuten können, dass das Spyros Piano Trio auch am angestammten Konzertort Beuggen einen Auftritt mit solchen buchstäblich unerhörten Werken vornimmt. Aber da musste man doch bis zur Zugabe warten, wo ein Scherzo aus einem Trio der deutschen Komponistin Luise Adolpha Le Beau erklang, deren Werke auf der prämierten Aufnahme zu hören sind.

Ansonsten haben sich Severin und seine Mitstreiter in gewohnten klassisch-romantischen Bahnen bewegt. Und hier hat das Konzert, wie vermutet, die hohen Erwartungen an das Ensemble erfüllt. Sehr konzertant wirkte im akustisch direkt anspringenden Rittersaal das Mozart-Klaviertrio KV 502. Ob das an der Akustik oder an der radikal subjektiven Gestaltung lag, kann man nur schwer sagen. Jedenfalls erlebte das zahlreiche Publikum, das den Interpreten einen schönen und warmen Empfang bot, ein erfrischendes, forsches und sehr körperhaftes Spiel voller Intensität, das unter die Haut ging und Mut zum Risiko zeigte.

Hier wurde einmal kein geschönter Mozart vorgeführt, sondern ein sehr erwachsener in einem flexiblen Ensemblespiel, in dessen langsamem Mittelsatz (Larghetto) der Geiger das Wort ergriff und es zu nutzen wusste. Man spürte, dass gerade dieses B-Dur-Klaviertrio von einiger Bedeutung bei Mozart ist.

Entwickelten die drei Spyros-Musiker schon in dieser Wiener Klassik eine beeindruckende dynamische Palette, so lieferten Severin, Niziol und Korsunskaya in dem sich ohne Pause anschließenden ersten Mendelssohn-Klaviertrio op. 49 eine hinreißende Darstellung. Da bot sich ein aufregendes Hörerlebnis.

Aufregendes Hörerlebnis

Zu hören war ein hochromantisch üppiges Musizieren auf ganzer Linie. Packend dargebotene vier Sätze, mit treibender Melodik und Ausbrüchen, einem sehr romantisch genommenen Andante, das sich als „Lied ohne Worte“ erweist, einem sprühenden Scherzo mit Leggiero-Leichtigkeit und einem Finalsatz mit großartigen rhythmischen Steigerungen und einem freien Fluss der Musik.

Das Spyros Trio arbeitet hier mit dynamischen Kontrasten und kraftvoller Artikulation. Und so wusste man am Schluss nicht, wem nun die Interpretations-Krone gebührt: Mozart oder Mendelssohn. War nun Mozart das Konzertereignis, so aufregend mit Gestaltungskraft und Schwung er gespielt wurde, oder eher der Mendelssohn?

Bei Mozart fiel noch auf, dass er auch am modernen Flügel realisiert wurde, einem großen Blüthner-Konzertflügel, den der neue Schlossherr, „ein Liebhaber der klassischen Musik“ (Severin), in Schloss Charlottenburg erworben hat und der künftig ständig für die Schlosskonzert-Reihe zur Verfügung steht. Das ist ein Gewinn, denn bisher musste jedes Mal ein Leih-Flügel besorgt werden.

Man merkte Korsunskayas Spielfreude an diesem Blüthner; ihr Klavierklang war frisch, lebhaft und kräftig, unterstützte bei Mendelssohn die Mitspieler und umspielte im Andante perlend diesen wortlosen Gesang.

Die Begeisterung des Publikums war verständlich und der frenetische Beifall vollauf verdient. Man kann Kulturamtsleiter Dario Rago nur zustimmen, dass es ein fulminanter Start in die neue Saison war.

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