Rheinfelden Ein Schwelgen in Spiellaune

Die Oberbadische
Mit Esprit verkörperte die Solistin Ludmyla Ostash Paraderollen aus Oper und Operette. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Musik: Neujahrskonzert der Jungen Philharmonie der Ukraine im Bürgersaal Rheinfelden

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Kein Neujahrskonzert ohne den Walzerkönig. Ohne Johann Strauß geht es einfach nicht. Bei den Wiener Philharmonikern hat diese Einstimmung auf ein neues Jahr seit 80 Jahren Tradition. In Rheinfelden gibt es das Neujahrskonzert seit sechs Jahren. So lange kommt die Junge Philharmonie der Ukraine aus Lemberg schon in den Bürgersaal.

Seit Gründung der Meisterkonzerte, veranstaltet von der Stadt und der Südwestdeutschen Mozart-Gesellschaft, sind die Lemberger dabei – fast schon ein „Residenzorchester“, wie es der künstlerische Leiter der Reihe, Georg Mais, sagte. Wieder einmal bewies Volodymyr Syvokhip, der Dirigent und Direktor der dortigen Philharmonie, mit leichter Hand, dass die Junge Philharmonie aus der ehemaligen Habsburgischen Metropole das Heitere ernst nimmt.

Man hörte einen schwungvollen Offenbach und Strauß, natürlich auch Mozart und Arien von Verdi und Puccini, dargeboten und gesungen voller Spiellaune. „Orpheus in der Unterwelt“ von Offenbach, dem Meister des Witzes und der Leichtigkeit, war Operettenchampagner vom Spitzenjahrgang 2020 mit einem schönen Violinsolo der neuen Konzertmeisterin und dem berühmten Galopp am Schluss, besser bekannt als Cancan.

Carl Maria von Webers „Aufforderung zum Tanz“, unüberhörbare Romantik, erlebte eine elegante leichtfüßige Darstellung mit charmanter Geste – eine Einladung zum Tanz. Mit gleicher Verve gespielt wurden zwei Ungarische Tänze von Brahms, sehr beschwingt und tänzerisch mitreißend, und der rasend schnell genommene Slawische Tanz Nr. 8 von Dvorák.

Auch der „Verdi der Operette“, Johann Strauß, kam mit einem ganzen Programmblock zu seinem Recht. Nicht zum ersten Mal zeigte die Junge Philharmonie ihr Gespür für die Musik des Wieners. In der Polka „Unter Donner und Blitz“ waren viele Augen auf die beiden jungen Damen an der Pauke, an Becken und Trommel gerichtet. Auch wie die „Schöne blaue Donau“ hier symbolhaft in den Rhein floss – vor der Bildkulisse des Rheinfelder Inselis – war ein ungetrübtes Hörvergnügen.

Eines der wunderbarsten Stücke in diesem klingenden Sortiment zum Jahreswechsel war eine wirkliche Entdeckung: die „Furioso“-Polka von Strauß, wunderbar mit Esprit und zügig dargeboten wie auch die zugegebene Schnellpolka „Ohne Sorgen“ mit dem spaßigen „Haha“-Lachen der Musiker.

Was dieses Mal noch überraschend dazu kam, war die imperiale Musik des Engländers Edward Elgar, dessen „Pomp and Circumstance“-Marsch Nr. 1 in Brexit-Zeiten noch einmal das noble (untergehende) Empire beschwor – eine „englische Regionalhymne“, wie Mais angesichts der Entwicklungen auf der Insel witzelte.

Darstellerisch vital waren zudem die Gesangsnummern. Zum zweiten Mal war die junge Sopranistin Ludmyla Ostash mitgekommen, die, ob singend oder mit Mimikry kokettierend, durch ihre schöne und agile Stimme erfreute. Mal lebenslustig im Walzer der Musette aus Puccinis „La Boheme“, auf Amouren aus als schöne Helena oder augenzwinkernd und mit „lachenden“ Koloraturen als Adele in der „Fledermaus“, den „Herr Marquis“ ansingend: Diese Wiener Melodienseligkeit der Operette aller Operetten darf nie fehlen.

Zum Schluss wünschten die Jungen Philharmoniker und ihr Dirigent nach dem Radetzky-Marsch ähnlich wie die berühmten Wiener Philharmoniker dem Publikum „Ein gutes neues Jahr“. Der OB verteilte Blumen an die Solistin, der Kulturamtsleiter einen ganzen Karton voller Präsente. Und das Publikum freut sich jetzt schon wieder aufs nächste Neujahrskonzert, bei dem der Mitte des Jahres scheidende Claudius Beck als Ehrengast dabei sein wird. Denn die Konzerte werden weitergehen.

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