Rheinfelden Einer für alle, alle für einen

Die Oberbadische
Einer unter vielen: Schauspielerin Sabrina Lössl in der Titelfigur des neuen Stücks von Tempus Fugit in Rheinfelden, eine Koproduktion mit dem Big Sound Orchestra. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Theater: Tempus fugit zeigt die Premiere von „Einer“ im Rheinfelder Bürgersaal

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Am Schluss tanzen alle zu fröhlichen Balkan-Beats. Am Anfang stellt sich eine(r) nach dem anderen vor, wer sie sind, wo sie herstammen, nacheinander kommen sie aus der mobilen, fahrbaren Kulissenwand auf die Spielfläche im Rheinfelder Bürgersaal, wo sonst das Parkett für das Publikum ist.

„Das ist eine, die...“, so hört man in der Großproduktion „Einer“ nach einem Kinderbuchmärchenstoff (Buch und Regie: Karin Maßen) die Darsteller. Ein hübscher Einfall, nicht gleich mitten ins Stück zu fallen, sondern ein Vorspiel zu machen, in dem sich die einzelnen Gruppen verschiedener Rheinfelder Schulklassen und die Schauspieler von Tempus fugit erst mal vorstellen.

Alle machen Selfies

Einer springt, einer rennt, einer humpelt, eine begrüßt einen mit Handschlag, eine lässt den Kopf hängen, eine Gruppe kommt mit Seifenblasen, mondäne Damen in Pelzstolas mit Sonnenbrillen schminken sich, einer bekreuzigt sich, einer im Priesterrock faltet die Hände, mehr als einer, nämlich alle, machen Selfies.

Einer für alle, alle für einen: Alle sind Spiegelbilder der Gesellschaft mit bekannten Charakterzeichnungen, dargestellt mit viel pantomimischer Gestik – bevor das Stück überhaupt erst los geht. Bis dahin war auch noch keine Musik zu hören, die setzt erst ein, wenn Einer in die Welt zieht. Besagter Einer sehnt sich nach dem warmen Süden, dem Meer, dem blauen Himmel, den Buenos-Dias-Leuten. Auf seinem Weg als Lonesome Cowboy spielt er den Clown im Zirkus bei den Guten-Tag-Leuten.

Unterwegs wird er krank, und die kugelrunde Frau holt Einer ins Bett und pflegt ihn gesund. Aber Einer zieht es wieder weg, er kann nicht schnell genug in den warmen Süden kommen. Dort träumt er am Strand in der Erinnerung an die kugelrunde Frau und ihre warme, glatte Haut.

Die kugelrunde Frau taucht als Figur zwar nicht direkt auf, aber der Einer (Sabrina Lössl) mit Hut und grauem Trenchcoat. „Wenn ich Einer wäre, würde ich...“ heißt es ein paar Mal, wenn die Jugendgruppen hereintollen.

Da sieht man dann multiple Einer, kann die Schulkinder aber farblich durch ihre T-Shirts unterscheiden; viele kommen aus fernen Ländern, haben Migrationshintergrund, alle spielen gleich lustig mit, auch die schwarz angezogenen Darsteller vom Jugendtheater Rheinfelden, die sich einmal wie die Bremer Stadtmusikanten übereinander türmen. Und die Regie schafft es, alle gut auseinander zuhalten und die Gruppierungen geschickt aufzuteilen in diesem bekannten, modernen Märchen einer Wanderung, einer fantastische Geschichte, die multikulturell und ethnisch vielfältig aufgezogen wird.

Dass diese Inszenierung auch ein halbes Konzert ist, das macht das Big Sound Orchestra unter Leitung von David Grottschreiber deutlich. Die Bläser und Rhythmusleute sind alle schon im Erwachsenenalter, schließlich wird das BSO 40 Jahre alt, aber sie swingen los als Bigband, setzen sich Hüte auf, singen und spielen mit. Raffiniert, wie Recha la Dous (Musikregie) die Instrumentengruppen integriert, bis auf den Balkon, wo die Marching Band entlang marschiert.

Sogar Alphorn und ein Blockflötenchor kommen vor, und die Band wird durch die Komposition von Grottschreiber zum richtigen Weltmusikorchester mit einem Gemisch aus Ethno- und Gypsy-Sound: Musik aus aller Welt in verschiedenen Stilen und mit einem offenen Ohr für Experimentalklänge bis hin zur fetzigen Nummer beim Wanderzirkus und dem ausgelassenen Finale mit Balkansound. Da darf Herr Einer sagen, wenn er mit den anderen abtanzt: „Ach, ich bin so einer!“

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