Rheinfelden Eintauchen in Seelen-Tiefen

Die Oberbadische

Ausstellung: Marga Golz zeigt „Preussisch Blau und Grüne Erde“ im Haus Salmegg

Von Gabriele Hauger

Rheinfelden. Draußen strömt still und gewaltig der grün-blaue Rhein. Haus Salmegg – fast jedes der Fenster mit Blick auf den Strom: Dieser Ausstellungsort ist wie geschaffen für die neue Einzelschau der Lörracher Künstlerin Marga Golz. Wasser ist ihr Element. Und ihm widmet sie viel Raum in ihrem Schaffen. Doch neben dem blauen Element ist auch die Erde, sind Landschaften, Porträts und träumerische Studien unter dem Titel „Preussisch Blau und Grüne Erde“ zu sehen.

Stimmiges Konzept

Die Ausstellung ist stimmig konzipiert. Gleich im ersten Raum fasziniert das Doppelbild „Deep Blue“. Blau, das ist für Golz die Farbe des Traums, der Fantasie, des Unterbewusstseins, auch der Angst und der kühlen Präzision. Aus inneren Bildern und Stimmungen heraus wird sie zu ihren Arbeiten inspiriert, greift dabei Anregungen aus Zeitschriften, Büchern, Fotografien auf. So entstand auch die Bilderwelt dieser blauen Tiefe. Den Rahmen bilden gemalte geborstene Holzbalken. Eine versunkene Stadt? In der schillernden Tiefe des Wassers tummeln sich akribisch gemalte Fischschwärme, ein Delfin, auf dessen Haut sich das Licht bricht, ebenso wie bei dem schwimmenden nackten Paar. Körperlichkeit in Bewegung ist ein weiteres großes Thema von Marga Golz. Faszinierend plastisch erscheinen die Fische, einer schwimmt dem Betrachter geradezu entgegen. Realistisch gemalt – hier muss alles stimmen, um das Mystische nicht naiv wirken zu lassen. Mit Sorgfalt und zeitlichem Aufwand geht die Malerin an ihr Werk. Sie setzt Ölfarbe und Eitempera auf die Leinwand, Schicht für Schicht, wobei die lasierenden Partien vor dem neuen Anstrich immer wieder trocknen müssen. Bis zu acht Wochen arbeitet sie an einem Bild.

Ein paar Schritte weiter sticht ein fast unwirkliches Grün ins Auge. Den Weg zur Landschaft bahnt sich Golz mit zwei gemalten Bachufern, eines davon ein Ableger der Wiese. Akribisch ist hier jedes Blatt der Bäume am Ufer gemalt, übertrieben moosig das Grün, um den märchenhaften Charakter des Werks zu unterstreichen.

Lotos-Blüten im Wasser sind ein weiteres Motiv. Als Spiegelung darin lässt sich ein buddhistisches spitzförmiges Heiligtum erahnen, ein Hinweis auf Golz’ Interesse an Spiritualität, an dem steten Suchen nach Einklang und Harmonie, nach innerem Frieden und einer stabilen Mitte, die durchs Leben trägt. Hier faszinieren wiederum die wunderbaren Lichtreflexe auf dem Wasser. Ein Reich der Fantasie, das gegenüber mit zwei Venedig-Studien realer wird. Gemäuer, Moos, beginnender Verfall, die Mauern und ihre Spiegelung im Wasser. Oben die Realität, unten die Auflösung, spannend, welche Formen das Licht erschafft, bis hin zur fast abstrakten Auflösung.

Durch eine Tür, umrahmt von zwei nackten Rückenansichten, vom Jugendstil geprägt, heißt es nun: Abtauchen in die Unterwasserwelt. Kreisförmig angeordnet schweben Motivdrucke von Acrylbildern von der Decke. Je nach Lichteinfall wechseln sie die Wirkung. Die bedruckten Fahnen lassen sich umrunden, man kann sich mitten hineinstellen und einfangen lassen von der Wasserwelt der Fische mit Delfinen, Quallen und Tauchern. In den beiden kreisartigen Runden steht auf einem Podest jeweils ein kleines „Aquarium des Schreckens“, ein bewusster Bruch mit der schönen Tiefseeatmosphäre. Darin sind kleine Fischkörper gesetzt, auf denen die Köpfe der ausschließlich männlichen Bösen unserer Welt prangen: von Trump über Erdogan bis Kim Jong Un.

Emotional berührend

Der Besucher taucht emotional berührt wieder auf, hinein in ein sehr persönliches Boudoir mit Porträts: die Künstlerin selbst, Sohn und Tochter, ihre an Demenz erkrankte und verstorbene Mutter, die sich hinter kahlen Bäumen verliert, deren Blick schon in eine andere Welt zu schauen scheint.

Der surreale Traum-Raum daneben greift um das Thema Befreiung der Frau. Teilweise mit stilistischen Einflüssen von Max Ernst oder Magritte wird im ganzen Raum die Suche nach Freiheit und Selbstbestimmtheit thematisiert, werden Wege gezeigt, den Zwängen zu entfliehen, sich freizuschwimmen.

Wie perfekt Golz malen kann, zeigt sie auch in den unerwarteten Zuckerdosen-Bildern, denen die gesammelten Originale beigestellt sind. Der zuckerschleckende Affe („Gib dem Affen Zucker“) hat bei näherem Hinsehen auf dem Kopf eine Trump-Tolle.Zum Abschluss sind noch einige Face-Painting-Fotos zu sehen. Vor Stoffmustern können sich Interessierte am Sonntag, 21. Januar (14-17 Uhr) bemalen und fotografieren lassen.  bis 25. Februar, Sa/So, 12 bis 17 Uhr; 4. Februar, 15 Uhr: Künstlergespräch

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading