Rheinfelden Erschütternd und entlarvend

Gerd Lustig
Kabarettist HG Butzko. Foto: Lustig

Kabarett: HG Butzko mit „echt jetzt“ im Bürgersaal.

Rheinfelden - Es ist nicht gerade leichte Kost, was dieser Hans-Günter, kurz HG Butzko, da auftischt. Ob subtile Polemik oder Realsatire, ob bissiger Humor oder politischer Sarkasmus: Bei dem 54-jährigen Kabarettisten aus Düren, ist alles dabei. Er redet nicht um den heißen Brei, er spricht Klartext. „echt jetzt“ heißt der Titel seines neuen Programms, das er jetzt im Rheinfelder Bürgersaal präsentierte.

Knappe zwei Stunden lang tun sich Hinter- und Abgründe auf, bietet der selbsternannte Hirnschrittmacher des deutschen Kabaretts Erschütterndes und Entlarvendes.

Butzko legt einen fulminanten Parforceritt durch die Veränderungen in der Welt der vergangenen 22 Jahre hin. Da mutiert für ihn die USA als ehemals ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu einem Land der möglichen Begrenztheiten. Die Welt wird nicht von Politikern regiert, sondern von Soft- und Hardwareentwicklern, von Computerfritzen, „beziehungsgestörten Soziopathen“. „Wer Bildung will, der muss auch Klugscheißer ertragen können“, postuliert er, fordert aber gleichzeitig eine Abkehr von dem bedingungslosen Glauben, dass allein Digitalisierung die Menschen bildungs- und wissenstechnisch voranbringt.

Abgesehen von den überall lauernden Gefahren in der virtuellen Welt, sieht er das Menschliche oftmals auf der Strecke bleiben. Am Ende seines wortgewaltigen Auftritts, frei nach dem Motto „logisch statt ideologisch“, lässt er ein kleines Kind seine Eltern fragen: „Was ist eigentlich zwischenmenschlich?“ Darauf die Antwort: „Frag Alexa.“

Gerade mit der virtuellen Welt von Handys, Tablets und PCs geht er hart ins Gericht. Für Butzko leben die Menschen nämlich mittlerweile nicht mehr im Hier und Jetzt. „Hantiert der Mensch am Smartphone oder Tablet rum, dann ist er vielmehr im Zewa“, ätzt er – „nämlich im Wisch und Weg.“

Nicht von ungefähr kommt es für ihn daher, dass jährlich mehr als 500 Menschen zu Tode kommen, weil im Straßenverkehr Smartphones benutzt werden. „Vielleicht kriegen unsere Autos ja demnächst rote und grüne LED-Leuchten an der Windschutzscheibe“, sagt er zynisch.

Was Butzko am meisten in der virtuellen Welt anprangert, ist, dass bereits viel zu viele Kinder fortwährend und ungestört am Handy rumspielen können und süchtig sind. „Wo bleibt denn da die Drogenbeauftragte?“, fragt er ketzerisch, oder „wo ist eigentlich die Familienmilienisterin?“ Doch solange Politiker wie Christian Lindner vehement postulierten „Digtal first – Bedenken second“ sei wohl kaum etwas zu machen, beantwortet er sich ein Stück weit die Frage selbst.

HG Butzko biete eine komische, bisweilen besinnliche Mixtur aus schonungsloser Zeitanalyse, Infotainment, schnoddrigen Gags, Frontalunterricht und pointierter Nachdenklichkeit. Sympathisch macht ihn zudem, dass er dabei einen ganz eigenen Stil entwickelt hat und die großen Zusammenhänge so beleuchtet, als würden sie „umme Ecke“ stattfinden.

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