Rheinfelden Expressiv, inspiriert und affektreich

Jürgen Scharf
Musizierfreudig präsentierte sich das Kammerorchester Musica Antiqua Basel mit Solist Stefan Horvath (2.v.l) an der ersten Geige beim Weihnachtskonzert in Rheinfelden. Foto: Jürgen Scharf

Konzert: Musica Antiqua Basel  spielt.

Rheinfelden - Es ist bekannt, dass man von Fridolin Uhlenhuts Kammerorchester Musica Antiqua Basel, das der Dirigent und Cellist vor fast 50 Jahren gegründet hat, immer lebendige Ausdeutungen der Barockmusik zu hören bekommt. Beim diesjährigen Weihnachtskonzert in der Rheinfelder Christuskirche war das Spiel besonders expressiv, temperamentgeladen und affektreich.

Sommersturm tobt über die Saiten

Natürlich war die Auswahl barocker „Hits“ danach. Bestes Beispiel: Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Da darf der Sommersturm über die Saiten toben, es bei der Jagd derb zugehen, das Eis unter den Füßen klirren. Ist es doch barocke Programmmusik. Das prägnante Herausarbeiten der Satzcharaktere in einem der meistgespielten Werke ist nur das Eine. Das Andere sind die barocken Affekte bei der Solovioline wie das Imitieren des Vogelgezwitschers.

Und hier ist die Musica Antiqua mit Stefan Horvath, ehemals zweiter Konzertmeister im Sinfonieorchester Basel, solistisch herausragend besetzt. Horvath spielt mit sportivem rhythmischem Drive, artikuliert und akzentuiert mit Freude und Feuer, sodass das Kammerorchester ihm gerne zuspielt und auf seine Impulse aus jeder Ecke reagiert. Die „Jahreszeiten“ als virtuose Musizierleistung, erfreulich inspiriert und unerwartet frisch.

Prachtvoller Charakter

Aber das war nicht das Einzige. Da kam noch Händels Feuerwerksmusik in einer Streicherfassung, wo man sich vorher fragte, ob das denn funktioniert. Schließlich fordert Händel als vollständige Besetzung 24 Barock-Oboen, zwölf Fagotte, neun Trompeten, fünf Naturhörner und vier Pauken! Nur so dürfte der prachtvolle Charakter der Feuerwerksmusik zu erzeugen sein.

Durch den Verzicht auf solcherlei pompöse orchestrale Gesten klingt gerade die Friedensmusik („La Paix“) oder die beiden Menuette wie neu gehört – ein anderes, schönes Klangerlebnis, voller nuanciertem Wohlklang; und man ist ganz verwundert, dass auch Streicher ohne Bläser ein instrumentales Feuerwerk abbrennen können.

Nicht genug mit diesem bis dahin schon so populären Programm. Nachdem bereits mit einer atmosphärisch gespielten Weihnachtssinfonie samt Hirtenmusik begonnen wurde, gab es einen würdevollen und noblen Corelli zum Abschluss.

Abgesehen von Bachs „Ertönet, ihr Pauken“ (Weihnachtsoratorium) ist Corellis achtes Concerto grosso aus dem Opus 6 (mit dem Untertitel „fatto per la notte di Natale“) das „Weihnachtskonzert“ schlechthin, die bekannteste Musik, die unserem Verständnis von Weihnachten auch am meistern entspricht.

In dem von ihnen öfter schon aufgeführten Werk erreicht die Musica Antiqua Basel eine Stimmung heiterer Besinnlichkeit. Voller Spielfreude ist allein das harmonische Miteinander zwischen solistischem Concertino und Tutti. Dieser Prototyp des Concerto grosso, mit dem Corelli zum Ideal des Spätbarock wurde, gipfelt in der berühmten friedlichen Pastorale am Schluss. Ein wahrer „Friedenssatz“ (Uhlenhut) in wiegendem Siziliano-Rhythmus. Da wird es einem warm ums Herz, wie das unter den brennenden Kerzen des riesigen Adventskranzes zelebriert wird.

Das ist Weihnachtsstimmung pur und wurde nur durch ein mitgesummtes „Stille Nacht“ noch eine Spur besinnlicher. Im Programmheft kündigt Fridolin Uhlenhut an, dass er sich 2019 mit einem letzten Weihnachtskonzert von Rheinfelden verabschieden möchte. Was man nach diesem vitalen und musizierfreudigen Dirigat in gewohnter Frische und Musikalität kaum glauben mag.   Termine: 23. Dezember, 17 Uhr, Dorfkirche Riehen, 26. Dezember, 18 Uhr, St. Peter und Paul Weil am Rhein

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