Rheinfelden Familie droht Zwangsräumung

Rolf Rombach
Doreen Weiland (Mitte) und ihren Kindern droht die Zwangsräumung. Foto: Rolf Rombach

Schicksal: Alleinerziehende Mutter mit sechs Kindern / Alle Hilfeersuchen scheiterten bislang

Rheinfelden-Karsau - Es gibt Tage, da denkt man, es kann nicht mehr schlimmer kommen. Doch irgendwann geht es meistens wieder aufwärts. Auf diesen Wendepunkt hofft Doreen Weiland allerdings bereits seit Monaten. Ende dieser Woche drohte der alleinerziehenden Mutter von sechs Kindern im Alter zwischen einem und 17 Jahren die Zwangsräumung aus ihrem ehemaligen Haus in Riedmatt. Diese ist kurzfristig nun aufgeschoben, wie Bürgermeisterin Diana Stöcker auf Nachfrage mitteilt.

Mehr als drei Zimmer stehen offiziell nicht zu

Hilfeersuchen der Familie scheiterten bislang, neuen Wohnraum zu finden. Die Stadt kann lediglich eine Drei-Zimmer-Wohnung als Übergangslösung anbieten, mehr steht Familien gemäß der allgemeinen Unterbringungsregularien nicht zu.

Wie Doreen Weiland erzählt, sei vom Jugendamt der Vorschlag gekommen, die Familie aufzuteilen. Der 17-jährige Sohn ist daher beim Vater, doch die weiteren Kinder möchte Weiland zusammenhalten, da sie sich gegenseitig unterstützen. Eine Stellungnahme des Jugendamts war bis Redaktionsschluss nicht zu erhalten.

Seit vergangenem Jahr sucht Doreen Weiland nach einer neuen Bleibe. Gerne würde sie in Rheinfelden oder Umgebung bleiben. Hier kann sie notfalls schnell Hilfen zur Betreuung ihrer Kinder organisieren. Doch inzwischen sucht sie bundesweit nach einem Haus oder einer Wohnung mit mindestens fünf Zimmern. Vom Flugblatt in der Nachbarschaft bis zum Radio-Aufruf hat sie schon alles unternommen.

Dubiose Angebote statt realistischer Perspektiven

Doch statt einer realistischen Perspektive kamen nur dubiose Angebote ins Haus: „Ein Vermieter wollte einen Mietvorschuss von 75 Jahren – richtig: Jahre! Ein anderer Mann bot mir ein Haus an, im Gegenzug hätte ich ihn heiraten sollen“, erzählt Doreen Weiland kopfschüttelnd. „Ich suche keinen Mann. Nur ein Dach über dem Kopf.“

Sie wäre bereit, im Haushalt zu helfen: „Ein älteres Ehepaar im Haus oder auf einem Hof unterstützen – wir würden uns gerne einbringen.“ Damit meint sie sich und ihre älteren Kinder, denen sie trotz ihrer verzweifelten Situation ein gutes Vorbild sein will und deshalb nachts in Teilzeit arbeitet in einem Lörracher Betrieb, der nun wegen der Corona-Verordnung auch noch schließen muss.

Erschwerend kommt hinzu, dass der dreijährige Sohn nach einem Unfall mit den Verbrühungsfolgen zu kämpfen hat und regelmäßig Behandlungen benötigt. Das kostet zusätzlich Zeit, die für die Immobiliensuche fehlt. Die 14-jährige Tochter erhalte wegen wiederholter epileptischer Anfälle demnächst eine Pflegestufe, wie Weiland erzählt. Einzeln schon ein belastendes Los, in Kombination noch belastender – doch die Mutter lässt sich davon nicht abhalten, das Beste für ihre Familie daraus zu machen.

Nach der Scheidung folgt die Zwangsversteigerung

Am liebsten würde Doreen Weiland mit ihren Kindern in dem Haus bleiben, das sie 2010 mit ihrem Exmann erwarb. Doch nach der Trennung wandte sich die Bank nicht an die Miteigentümerin sondern korrespondierte nur mit dem Mann wegen ausbleibender Zahlungen, wie sie berichtet.

Die Zwangsversteigerung folgte  - und die neue Eigentümerin - eine 2019 gegründete Immobilien-GmbH aus Lörrach – plant für einen Neubau das Bestandsgebäude abzureißen, wie einer der Geschäftsführer am Redaktionstelefon mitteilt. Man habe im vergangenen Jahr eine Frist bis Dezember 2019 gesetzt. Ein inzwischen verstorbener Rheinfelder Anwalt war ebenfalls involviert, nach einer Lösung zu finden – erfolglos.

Hilfsangebote:  Wer der Familie helfen will und mindestens eine Fünf-Zimmer-Wohnung zur Verfügung hat, kontaktiere bitte unsere Redaktion. Wir leiten Ihr Angebot gerne weiter, Tel. 07621/403358, E-Mail: hochrhein@verlagshaus-jaumann.de.

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