Rheinfelden-Herten Die Burg, die kaum noch einer kennt

Tim Nagengast
Von der Burg Hertenberg sind nur noch wenige Reste erhalten. Markantester Teil ist dieses Stück der Schildmauer. Foto: Tim Nagengast

Im Wald auf einem Sporn des Schlosskopfs oberhalb vom Markhof finden sich die Reste der einstigen Burg Hertenberg. Nur wenig ist über sie bekannt. Viel ist nicht mehr zu sehen, doch der Ort ist geheimnisvoll – ideal für eine spontane Tour nach Feierabend.

Zwei grüne Wegweisertafeln, ein breiter Waldweg, dann ein schmaler, stellenweise halb zugewachsener Pfad. Den Weg zur Hertenburg, wie sie auch genannt wird, zu finden, ist beim ersten Mal gar nicht so einfach. Schilder hin oder her. Dabei ist man vom Markhof aus ruckzuck oben. Eine Viertelstunde – kaum länger braucht man für den kurzen, stellenweise abenteuerlichen Aufstieg zu einer Burgruine, von der viele Menschen außerhalb von Herten noch nie etwas gehört haben.

Viel ist nicht mehr übrig

Wer auf die beiden benachbarten Sporne des Schlosskopfs hinaufgekraxelt ist, stellt fest: Arg viel ist nicht mehr da – und dennoch beeindruckend. Ein tiefer Halsgraben, Schutthaufen, überwucherte Mauerreste und als markantester Blickfang ein zahnartiges Stück der einstigen Schildmauer.

Was ist erodierter Burgrest, was ist natürlicher Fels? Manchmal muss man schon etwas genauer hinsehen. Die Kombination aus felsigem Gelände, Gräben, Mauerresten und Einsamkeit abseits der großen Wege hat jedenfalls etwas für sich, obwohl die „Zivilisation“ nur einen Steinwurf weit davon entfernt ist.

Geheimnisvoller Ort

Was ist das für ein Ort? Wer hat hier einst gelebt? Was hat sich hier ereignet? All dies sind Fragen, die sich der Besucher unweigerlich stellt, wenn er auf einem Steinhaufen sitzend die Gedanken schweifen und dabei der eigenen Fantasie freien Lauf lässt.

Förderkreis rettet die Ruine

Wer mehr über die Burg Hertenberg herausfinden möchte, sollte das Heft „10 Jahre / 1992-2002 / Burg Hertenberg“ zur Hand nehmen. Herausgegeben wurde es im Jahr 2002 vom Förderkreis zur Rettung der Burgruine Hertenberg unter Norbert Greif. Dem darin enthaltenen Artikel von Daniel Grütter zufolge gibt es in den „Kleineren Jahrbüchern von Colmar“ („Annales Colmariensis minores“) für das Jahr 1261 folgenden aus dem Latein übersetzen Eintrag: „Es wurden Gebeine gefunden, die von Menschen zu sein schienen, bei der Burg Hertin bei Basel, welche unsere Größe und Länge bei 30 Fuß weit übertrafen. “

1268 „aus Wut“ zerstört

In denselben Büchern ist dann für das Jahr 1268 von einer – zumindest teilweisen – Zerstörung der Burg im Krieg zwischen Graf Rudolf IV von Habsburg und Bischof Heinrich III von Basel die Rede. Der Bischof habe die Burg „Hertinberc“ aus Hass auf Graf Rudolf zerstört, „die soeben erbaut und schön vollendet war“. Im Original heißt es: „Episcopus ex adverso in odium comitis Rudolffi castrum Hertinberc, quod noviter constructum et bene consummatum fuerat, evertebat.“

Zweite Zerstörung 1356

Später wird Hertenberg im Kontext zum Basler Erdbeben von 1356 wieder erwähnt. Grütter bezieht sich auf zeitgenössische Chroniken, wonach damals auch Hertenberg zerstört worden sein soll. Doch die tatsächliche Wahrheit wird wohl für immer im Dunkel der Geschichte bleiben. In den 1990er Jahren vorgenommene Grabungen bezeugen jedenfalls eine mächtige umgestürzte Außenmauer.

Schildmauer abgestützt

Dem Förderkreis zur Rettung der Burg ist es überhaupt zu verdanken, dass von Hertenberg auch heute noch etwas zu sehen ist. So sorgte der Verein mit Mitteln des Landesdenkmalamts und unter dessen Obhut im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts unter anderem für die Sanierung, Unterfangung und Verblendung des markanten Schildmauerrests.

Als Steinbruch benutzt

Dem Heft des Fördervereins zufolge muss die Burgruine noch bis in die jüngere Vergangenheit von den Dorfbewohnern als Steinbruch benutzt worden sein. Grütter zufolge soll der Grundriss eines Bergfrieds mit einem Durchmesser von 8,5 Metern noch im Jahr 1954 zu erkennen gewesen sein. Auf einem Ölgemälde des Wyhlener Malers Samuel Böller (1860 bis 1919), welches sich in Privatbesitz befindet, sind noch klar und deutlich die über dem Markhof aus dem Wald ragenden Mauerreste der Burg Hertenberg zu erkennen.

Wer sich die Ruine Hertenberg anschauen möchte, stellt sein Auto am besten beim Markhof ab und spaziert direkt geradeaus hinauf zum Waldrand, wo bereits der erste Wegweiser steht. Zu beachten ist, dass man den Einstieg zum Pfad hinauf zur Ruine nicht übersieht. Nicht den nach rechts hinaufführenden Treppenstufen samt Geländer folgen, sondern weiterhin dem Waldweg bergauf, bis der Einstieg kommt. Der Pfad zur Ruine ist stellenweise fast zugewachsen. Ein paar umgestürzte Baumstämme müssen überstiegen werden. Der Weg ist zwar an sich einfach, aber erfordert eine gewisse Trittsicherheit. Er ist weder für Kinderwagen noch für Kleinkinder geeignet.

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