Von Jürgen Scharf
Konzert: Stradivari-Quartett mit dem Projekt Klangwelle bei Klassik in Rheinfelden
Von Jürgen Scharf
Rheinfelden. Das in Zürich beheimatete Stradivari-Quartett verfolgt stetig das Projekt „Klangwelle“. In verschiedenen Programmen fokussiert man sich auf jeweils einen einzelnen Komponisten. Nach einem Brahms-Schwerpunkt schreiben die Streicherinnen und Streicher um Maja Weber in dieser Konzertsaison ein weiteres Kapitel ihrer Liebeserklärung an die Kammermusik anhand des Komponistenehepaars Clara und Robert Schumann.
Es ist die bereits sechste Austragung der „Klangwelle“ und die Wellen schlagen nicht nur am Zürichsee, sondern auch am Rhein, wobei die neue Reihe „Klassik in Rheinfelden“ sich mit dem reinen Schumann-Abend noch vor zwei Veranstaltungen in Basel rühmen konnte.
Gibt es bei diesen interessanten Konzertanlässen andernorts Programme mit Klaviertrio, Gesang oder Kammerorchester, so stand der Tondichter der Romantik im Bürgersaal wie in einem Musiksalon selber auf der Bühne. In einer scherenschnittartigen, lebensgroßen Abbildung gab sich Robert Schumann sinnierend zusammen mit Clara am Klavier die Ehre. Da spielt es sich natürlich noch inspirierter und bewegender.
Aus Schumanns einzigartigem Werk-Dreigestirn der Streichquartette erklangen das erste und mit dem dritten, dem A-Dur-Quartett, der schönste und bedeutendste Teil dieser Trias. Allgemein ist es eine Musik, die für Streicher schwer zu realisieren ist. Das Vorurteil, Schumanns Streichquartette seien „ungeigerisch“, wurde in den hervorragenden Interpretationen dank des brillanten Ensemblespiels revidiert.
Zupackend und romantisch
Xiaoming Wang und Stefan Tarara (Violinen), Lech Antonio Uszynski (Bratsche) und Maja Weber (Cello) legten eine beglückend lebendige, zupackende, aber auch romantisch-gefühlvolle Darstellung dieser Quartette vor. Nicht zu sprechen von der technischen Perfektion.
Halten wir uns hier an das A-Dur-Quartett, das zu Schumanns fesselndsten Schöpfungen gehört und in einer prachtvoll schönen Wiedergabe erklang. Schumanns letztes und zugleich gewichtigstes Werk dieser Gruppe hat eine lyrische Grundstimmung. Der Höhepunkt stellte sich beim wundervollen Liedmelodie-Adagio ein, realisiert mit einer kaum zu überbietenden Melancholie und Kontemplation.
Solche Augenblicke harmonischer Beseeltheit machen deutlich, dass das herrliche A-Dur-Quartett Schumanns vielschichtigstes Werk ist – bis hin zum Finalsatz, dessen Tempo nicht überzogen wurde. Die exquisiten Musiker zeigten, was kammermusikalisches Dialogisieren heißt, und sie legten betont Wert auf dynamische Abstufungen. So konnten die beiden selten zu hörenden Schumann-Werke zu voller Schönheit aufblühen.
Ein Abend der singulären Musikmomente, voller Expressivität, Streicher-Eleganz, Leidenschaft, Empfindsamkeit und Kantabilität. Mit dem Stradivari Quartett stellte sich also ein Meisterensemble vor, auch wenn nicht mehr alle vier Musiker wie früher jahrelang auf echten „Strads“ - den Meistergeigen aus der Werkstatt von Antonio Stradivari - spielen, sondern nur noch der zweite Geiger. Aber die Instrumente der anderen Erbauer tönten genauso edel.
Von den Zuhörern gerne angenommen wurde vor dem Konzert die kundige Einführung des Musikjournalisten Ludwig Hartmann, der im Gespräch mit den vier Musikern und in Klangbeispielen in die Welt Schumanns einführte.