Rheinfelden Melodien reisen von Ost nach West

Die Oberbadische
Auch die Klarinetten und die tiefen Blechblasinstrumente wußten beim Projektkonzert des Musikvereins Minseln den Ton zu treffen. Foto: Rolf Reißmann Foto: Die Oberbadische

Projektkonzert: Musikverein Minseln und seine Gastkünstler verstehen im Bürgersaal zu überzeugen

Der Musikverein Minseln erarbeitete zum dritten Mal ein Projektkonzert. Dirigent Eckart Hanser hatte diesmal unter dem Motto „Von Ost nach West“ eine Wanderung zwischen den Kontinenten zusammen gestellt.

Rheinfelden (rr). Die sechs ausgewählten Werke entstanden an der Schwelle zwischen Spätromantik und Moderne, allesamt sehr anspruchsvoll, in gewisser Weise sogar gegensätzlich. Die „Festliche Ouvertüre“ von Dimitri Schostakowitsch stand am Anfang des Konzertes, mit ihren Fanfaren bestens als Eröffnung geeignet. Kraftvoll und vielfältig interpretierte das große Orchester dieses Werk. „Das war gleich zu Beginn eines der schwierigsten Werke diese Programms“, erläuterte Hanser in der Konzertpause.

Gleich mit dem nächsten Stück wechselte das Orchester ans andere Atlantik-Ufer. Vom nahezu gleichaltrige Amerikaner Samuel Barber stammt der „Commando March“, typisch für die hochklassige US-Blasmusik.

Etwas länger in die Musikgeschichte führte der Weg zu Felix Mendelssohn-Bartholdy, dessen „Ouvertüre für Harmoniemusik“ alle Register von dezent bis kraftvoll forderte. Vor allem die Fugatos, die schnellen Wechsel der fugenartigen Motive, forderten die volle Konzentration der Musiker. Mit „Pomp & Circumstance Nr. 1“ griff das Orchester einen sehr anspruchsvollen Ohrwurm auf.

Der Engländer Edward Elgar schuf mit den Märschen 1 bis 4 einen kleinen Zyklus markanter Jubelmärsche. Der hier gespielte Marsch Nr. 1 erreichte weltweite Bekanntheit durch sein Mittelteil, das auch als „Land of hope und glory“ herausgegriffen wird. Wie Hanser sagte, war die Queen eingeladen, denn es gibt wohl kaum einen offiziellen Anlass des britischen Königshauses, bei dem diese Melodie nicht erklingt. Musikalisch war das Spiel auch deshalb hörenswert, weil neben der Mächtigkeit der großen Register die kleinen, nur einmal im Orchester besetzte Instrumente wie Oboe und Piccoloflöte gut herauszuhören waren.

Mit der „Finnlandia“ von Jean Sibelius folgte ein Werk, das zu Zeiten der russischen Vorherrschaft über Finnland dort nicht aufgerührt werden konnte und erstmals bei der Weltausstellung 1900 in Paris erklang. Wenn man es als Beschreibung Finnlandes interpretiert, lassen sich die enormen Weiten des nordischen Landes gut hineindeuten.

Als Klammer setzte die relativ kurze „Italienische Polka“ des Russen Sergej Rachmaninow den Schlusspunkt. Hanser hatte diese flotte und eingängige Komposition deshalb ausgewählt, weil sie auch musikalisch den Rahmen von Ost nach West schloss. Der Russe verließ 1914 das Zarenreich, lebte dann in den USA und zeitweilig auch in der Schweiz.

Die ausgewählten Werke europäischer Komponisten waren eigentlich für Sinfonieorchester geschrieben und wurden von Amerikanern in Fassungen für Blasorchester übertragen. Insgesamt 60 Musiker wirkten in diesem Projektorchester mit, ein Großteil aus dem gastgebenden Musikverein Minseln, aber auch aus der Stadtmusik, den Musikvereinen Herten, Adelhausen, Karsau und Schwörstadt sowie der Evonik-Werkmusik.

Alle nahmen mit großem Engagement und dem Willen, etwas Besonderes zu gestalten, an diesem Projekt teil. In neun Proben mit 25 Stunden Dauer wurde das Programm erarbeitet. Die Besetzung des Orchesters ragte über die bekannten Dimensionen doch hinaus, neun Trompeten, sieben Posaunen und fünf Tubas fielen dabei besonders auf.

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