Rheinfelden Naturerlebnisse stärken Kinder

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Pädagogik: Mit der Neugestaltung des Beuggener Gartens wurde aus einer Krise am Ende Kraft geschöpft

Rheinfelden-Karsau - Die Außenstelle der Tüllinger Höhe auf dem Areal von Schloss Beuggen verfügt über einen Garten, der im vergangenen Jahr zu einem „kleinen Paradies“ umgestaltet wurde, wie Christian Klaphake, Tagesgruppenleiter der Außenstelle, im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt.

Die Tüllinger Höhe, eine Jugendhilfeeinrichtung des Diakonischen Werks Baden, ist ein heilpädagogischer und therapeutischer Dienst – überwiegend für Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter. Seit 1860 bietet dieser jungen Menschen und ihren Familien Hilfen bei erzieherischen und schulischen Krisensituationen an.

In der Nachbarschaft des Schlosses befindet sich die Heimschule der Außenstelle Beuggen, die Ganztagsbetreuung für Kleinklassen und Tagesgruppen anbietet. Dort werden 30 Kinder und Jugendliche von der ersten bis zur neunten Klassenstufe unterrichtet und begleitet, die im Regelschulsystem Schwierigkeiten hatten. Mit dem Ziel, ihr Selbstwertgefühl zu verbessern und im sozialen Lernen weiterzukommen, bleiben sie in der Regel zwei bis drei Jahre, um dann gestärkt ins Regelschulsystem zurückzukehren.

Der Projektstart

Schon vor der Pandemie hatte der Garten durchaus Aufenthaltsqualität: „Es war keiner dieser ’Gärten des Grauens’“, sagt Klaphake, „aber doch eine Fläche mit viel Rasen und einem eher kleinen Sandkasten.“

Als Mitte März 2020 viele Tagesgruppenkinder nicht mehr zur Schule kommen konnten, war die Verunsicherung zunächst groß: „Die Auseinandersetzung mit diesen Fragezeichen öffnete uns den Blick für das, was in dieer Situation möglich war und sich anbot“, schreibt Klaphake im Rückblick in den „Tüllinger Blättern“.

Neben der Begleitung der Kinder und Eltern per Telefon und E-Mail widmete sich das Team deshalb unter anderem der Aufwertung des Gartens: So wurde etwa der Sandkasten neu angelegt, Lebensraum für Eidechsen geschaffen und die Rasenfläche durch Staudenbeete belebt – innerhalb kürzester Zeit stellte sich eine bislang nicht gekannte Insektenvielfalt ein, erzählt Klaphake. Gearbeitet wurde maximal in Dreiergruppen.

Anfangs half lediglich ein Junge aus der Einrichtung bei der Arbeit – und das mit großer Begeisterung. „Ich kann etwas bewirken“, beschreibt Klaphake die wertvolle Erfahrung des Kindes im Zusammenhang mit dessen Engagement im Garten.

Die Gartengruppe

Als nach den anfänglichen Unsicherheiten die Notbetreuung und die alternierende Beschulung begann, wurden mehr und mehr Schüler in einer „Garten-Gruppe“ in das Projekt eingebunden: Unter Anleitung der Lehrer wurde ein farbiger Zaun gebaut, die alte Gartenhütte in Stand gesetzt und in frischem Himmelblau gestrichen, die Staudenbeete wurden mit ebenfalls eidechsenfreundlichem Dinkelberger Bruchstein eingefasst und ein Komposthaufen angelegt. Zwei Jungs schafften es „mit unglaublichem Eifer und Durchhaltevermögen“, den ehemaligen Gemüsegarten neu zu kultivieren, berichtet Klaphake.

Gleichzeitig wurden durch den behutsamen Beschnitt von Büschen und Sträuchern Rückzugsräume geschaffen. Und auf der Vogelnestschaukel konnten die Kinder den neuen, lebendigen Anblick des Gartens genießen.

Der Prozess war aber auch für die Pädagogen fruchtbar: „Uns Kollegen hat es gut getan, ins gemeinsame Tun und Gestalten zu kommen, etwas Sichtbares und Schönes für die Kinder zu erschaffen und es zusammen mit ihnen zu vollenden.“

Die Wirkung

„Mit dem Garten-Projekt konnten wir auch in diesen schwierigen Corona-Zeiten eine Verbindung zu den Prozessen in der Natur herstellen. Der Garten spricht alle Sinne an“, beschreibt Klaphake einen Effekt. Und: „Das Schaffen und das freie Spiel im Garten laden die Kinder indirekt ein, zu zweit oder zu dritt miteinander zu kooperieren.

Eine Hütte bauen oder ein tiefes Loch im Sandkasten zu graben, geht nun mal zu zweit viel leichter. Dieses Zusammenwirken der Kinder in kleinen Teams ist stark beziehungsfördernd und wirkt sich auch sehr positiv auf die ganze Gruppe aus.“

Naturerfahrung ist ein wichtiges Element der Heimschule. Dazu gehören auch regelmäßige Ausflüge in den Wald oder die Natur AG – in Zeiten des normalen Schulbetriebs. Wie auch immer sich dieses Jahr entwickeln mag: Das Engagement im Garten soll in Zukunft aufrechterhalten werden. Denn: Natur tut der Seele gut.

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