„Behindert, aber kein Pflegefall“, lautete die Forderung von Christian Ehrhard, der mit sechs Mitstreitern aus dem Hertener St. Josefshaus um den Heimbeiratsvorsitzenden Günther Hirsch auf der zentralen Kundgebung in Berlin für Nachbesserungen beim geplanten Bundesteilhabegesetz demonstrierte. Rheinfelden-Herten. Mehrere 1000 Menschen hatten unter dem Motto „Teilhabe jetzt erst Recht“ an der Kundgebung in der Bundeshauptstadt teilgenommen, zu der Fachverbände für Menschen mit Behinderung aufgerufen hatten. Das Bundesteilhabegesetz wird derzeit in den zuständigen Ausschüssen des Bundestages beraten. Menschen mit Behinderungen befürchten durch diesen Gesetzentwurf starke Einschnitte bei den Leistungsbezügen. So auch Christian Ehrhard aus Herten, der mit seinem Slogan „Pflege ist kein Ersatz für Teilhabe“ darauf aufmerksam machen wollte, dass manche Menschen mit Behinderungen auch Pflege benötigen. Wenn sie dann aber Leistungen von der Pflegeversicherung erhalten, sollten sie nicht von der Eingliederungshilfe ausgeschlossen werden. Vielmehr benötigten pflegebedürftige Menschen mit Behinderung die Unterstützung der Eingliederungshilfe und der Pflegeversicherung. Grundsätzlich dürfe niemand aus dem System fallen, der in Zukunft nicht mindestens fünf der neun Anforderungskriterien des geplanten Systems erfüllt, forderte Jens Brödlin aus Rheinfelden. Einige Menschen mit Behinderung bräuchten nur bei wenigen Sachen Unterstützung. Sie würden nach dem neuen Gesetz gar keine Hilfe mehr erhalten, zum Beispiel blinde und physisch kranke Menschen, die Assistenz benötigen. „Wie behindert muss ich sein, fünf von neun ist eine Hürde zu viel“, stand dann auch auf dem Schild, das er bei der Demonstration mit sich führte. Die Kundgebung war der bisherige Höhepunkt der seit Monaten andauernden Proteste gegen den vorliegenden Gesetzentwurf. „Ich fand es toll, dass ich dabei war und so selber was machen konnte“, sagt Brödlin im Nachgang. „Wenn das Gesetz dann kommt, dann habe ich trotzdem etwas gemacht.“