Rheinfelden Nischenhersteller will gehört werden

Rolf Reißmann
Gesprächsrunde vor dem Bildschirm mit (von links) Thorsten Göttsche und Achim Kitschmann (beide Firma Osypka), Gesundheitsminister Manfred Lucha, Landtagsabgeordneter Sabine Hartmann-Müller, Nicola Osypka und Peter Osypka. Foto: Rolf Reißmann

Politikerbesuch: Gesundheitsminister Manfred Lucha zu Gast bei der Firma Osypka in Herten

Im Rahmen seiner Sommertour durchs Ländle hat Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha am Mittwochabend in Herten Station gemacht. Der Grünen-Politiker besichtigte dort den Medizinprodukte-Hersteller Osypka.

Von Rolf Reißmann

Rheinfelden-Herten. Vorstandsvorsitzende Nicola Osypka konnte zwar selbst nicht dabei sein, ließ es sich aber nicht nehmen, den Gast per Webschalte zu empfangen. Den persönlichen Empfang für Lucha übernahm Vorstandsmitglied Achim Kitschmann. Firmengründer und Seniorchef Peter Osypka war ebenfalls persönlich zugegen.

Er habe das Hertener Unternehmen besuchen wollen, „weil mir die Firma Osypka als Leitunternehmen für hoch spezielle Produkte bekannt ist“, sagte Lucha. „Ich nutze diese Sommerreise, um einerseits Schwerpunktfirmen kennen zu lernen, die herausragende Bedeutung weit über Baden-Württemberg hinaus haben, und andererseits, um von ihren Problemen und Sorgen zu hören.“

Nicole Osypka ging in ihrem Vortrag auf etliche Probleme der gesamten Branche ein. Immerhin 800 Firmen in Baden-Württemberg fertigen medizintechnische Erzeugnisse; die meisten aber seien wegen ihrer Spezialisierung relativ klein. Dies führe leider dazu, dass sie selbst in der heimischen Industrie- und Handelskammer oft nur unzureichend Gehör fänden. Dabei müsse diese Branche unabhängig von der Firmengröße Bedingungen erfüllen, die mit anderen Branchen wenig vergleichbar seien, etwa aufgrund von aufwendigen Zulassungen ihrer direkt auf die Gesundheit von Patienten einwirkenden Produkte. Bei Osypka sind dies vor allem Therapie- und Diagnostik-Erzeugnisse für Kardiologie und Herzchirurgie sowie für Kinder-Kardiologie und Kinder-Herzchirurgie. Sorgen bereitet der Firma die derzeit gültige Medizinproduktverordnung der EU.

Nicola Osypka und Minister Lucha waren sich einig, dass Wiederholungszulassungen entfallen und Neuzulassungen stark beschleunigt werden sollten.

Seniorchef Peter Osypka führte als Beispiel die seit mehr als 30 Jahren hergestellten bruchsicheren Herzkathoden an. Rund sechs Millionen Mal seien die Kathoden eingesetzt worden und es habe keinen einzigen Zwischenfall gegeben.

Die Firma versorgt mit ihren kardiologischen Erzeugnissen 81 Herzzentren und 400 Krankenhäuser und ist einziger Neurosystem-Anbieter in Europa.

Auf nahezu paradoxe Anforderungen verwies Achim Kitschmann bei der Zulassung für den Babystand zur Behandlung von Aortaverengungen bei Kleinstkindern – seit Jahren ebenfalls ohne Zwischenfälle. Nun verlangt die neue europäische Richtlinie klinische Untersuchungen in Größenordnungen, die das Produkt niemals erreichen könne.

Lucha sicherte dem Hertener Unternehmen zu, sich sowohl bei der Bundes- als auch in der europäischen Politik für die Beachtung der besonderen Bedingungen der medizintechnischen Firmen einzusetzen. Kleine Nischenproduzenten, so der Minister, deckten dringend benötigten Spezialbedarf und seien deshalb nicht mit großen Unternehmen bei den Zulassungsverfahren gleichzusetzen. Dennoch gelang es Osypka, nach der neuen Medizinprodukteverordnung, bereits drei CE-Zuerkennungen zu erhalten.

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