Rheinfelden Revolutionär, zupackend, vital

Die Oberbadische
Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Schlosskonzert: Sine Nomine Streichquartett aus Lausanne mit Mozart, Debussy und Ravel

Von Jürgen Scharf

Beuggen. Beim Schlosskonzert in Beuggen am Sonntagabend gab ein Quartett, das keinen Namen hat, sich als solches aber längst einen Namen gemacht hat, sein Debüt: das Sine Nomine Streichquartett aus Lausanne. Verständlich, dass bei dem Gastspiel dieses weltbekannten Ensembles die Ritterkapelle bis auf den letzten Platz besetzt war. Die vier Herren kommen schnellen Schrittes an die Pulte, ganz so ist auch ihre Spielhaltung: vorwärtsdrängend, zupackend, angezogene Tempi, expressive Darstellungen.

Das schon sehr lange zusammenspielende Ensemble nähert sich Mozarts letztem Streichquartett (KV 590) kraft- und klangvoll. Hier wird kein geschönter, kein verzärtelter Mozart vorgeführt, kein pseudo-erhabenes Quartettspiel.

Grazie, Anmut sucht man zwar nicht vergebens, aber es überwiegt eine natürliche Vitalität bei höchstem Einklang der vier Stimmen. Der Kopfsatz wird in geschärfter Form angegangen, das melancholisch-tänzerische Allegretto öffnet die Ohren, das dissonanzenreiche Menuett geht schon Richtung Scherzo.

Ein klanglich fast aggressiver, zupackender Mozart, der sich nicht mit purem Schönklang begnügt, dem es vielleicht durch die strenge Linie und den „nackten“ Klang an der gewohnten Wärme einer „klassischen“ Wiedergabe etwas zu mangeln schien, der aber dank klarer Artikulation und markantem Streicherklang frappierend in den Akzenten und der Wirkung war. Das hörte sich ungeheuer frisch und voller Elan an: Mozart pur, revolutionär.

Die Stärke des namhaften Schweizer Quartetts liegt in der Präsenz des ersten Geigers Patrick Genet, der Sonorität des Bratschisten Hans Egidi, der Souveränität des Cellisten Marc Jaermann und der Seriosität des zweiten Geigers François Gottraux. Bei dem genau aufeinander eingespielten Team klingt alles sehr austariert. So konnte man nicht nur den Mozart neu entdecken und bewundern, sondern auch einen Debussy, dessen Streichquartett der letzte Rest von Impressionismus ausgetrieben wurde.

Das dennoch sehr klangschön realisierte Werk in g-Moll wird mit großer Verve gespielt, auf höchstem instrumentaltechnischem Niveau (warmer Holzklang der Bratsche). Eine pulsierende Wiedergabe mit sattem, nervigem Ton, die im Andantino aber auch zur Ruhe findet. Debussys emotionaler Kosmos wurde so voll ausgeschöpft.

Vielleicht ist die Akustik im Rittersaal von Beuggen nicht ganz so ideal wie im stilvollen, aber kleineren Bagnato-Saal, der langsam etwas eng wird. Gerade bei einer Formation wie dem Sine Nomine, die nicht zimperlich ist und mit kräftigem Strich ordentlich zulangt, wirkt der größere Raum akustisch härter und direkter, das Ambiente dafür entspannter.

Das war auch der Klangeindruck in der Zugabe, dem zweiten Satz aus dem Ravel-Streichquartett, mit dem sich die vier Musiker mit ganz besonderen Klangfarben – wie der Geige mit Dämpfer und dem superben Pizzicato des Cellos – verabschiedeten.

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