Rheinfelden Schwäbisch ohne Tiefgang

Die Oberbadische
Rosemarie Warth mit „Sonst nix“ Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Kabarett: Kultfigur „Rosemie“ im Rheinfelder Bürgersaal

Von Gerd Lustig

Rheinfelden. Schwarze Hornbrille, Dutt und klobige Landfrauenschuhe, dazu unvorteilhafte, aus der Zeit gekommene Faltenkleider: Das sind ihre Markenzeichen. Sie, das ist die Kultfigur „Rosemie“, die die aus Bad Waldsee stammende Komikerin, Sängerin, Tänzerin und Kabarettistin Rosemarie Warth für die Bühne geschaffen hat. Dazu kommt passend ein eher schlichtes Naturell und Gemüt, sprich: Es ist eine Melange aus Begriffsstutzigkeit, Verklemmtheit und unbekümmerter, gleichwohl bewusst zur Schau getragenen Einfalt. Doch kurz: „Rosemie“ ist skurril-schrullig, aber liebenswert.

In ihrem neusten Programm „Sonst nix“ brachte die 55-Jährige ihre Kultfigur jetzt auf die Rheinfelder Bühnenbretter. Es ist eher leichte Kost ohne allzu viel Tiefgang, wenngleich die vermeintliche Landpomeranze gelegentlich auch Intelligent-Nachdenkliches von sich gibt. Am Ende der unterm Strich zumeist erheiternd-amüsanten 90 Minuten gab es anerkennenden Beifall vom Publikum. Die dargebotene Gratwanderung zwischen Können und Komik, also irgendwie ein Mix von gespielter Einfältigkeit und kreativem Nichtskönnertum, war ganz offensichtlich gelungen.

„S’ isch halt wie’s isch“, plappert „Rosemie“ in schwäbischem Dialekt, wie er breiter nicht hätte sein können. In ihrer Art Reise durchs Leben sinniert sie darüber, dass sie aus ihrem Leben eigentlich etwas machen wollte. Doch scheiterte alles entweder daran, dass die Berufe dann doch nicht zu ihr passten, oder aber sie hatte Angst davor. „Dass ich das nicht gekonnt hätte, was ich gerne gekonnt hätte“, wie sie es formulierte.

Ihr als Schwäbin blieb aber nicht Nichts, sondern immer noch die vielfach belächelte Kehrwoche. Und just die brachte sie, als sie einmal einen Auslandsaufenthalt wagte, bis zur Perfektion. Der Exportschlager Kehrwoche, den sie auch in Wolkenkratzern einführte, wurde gar in das Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen. Und hat ihr auch den Preis der „Goldenen Sauborste“ eingebracht.

Doch sei’s drum, grundsätzlich hat es „Rosemie“ schwer. Unbemannt und schlicht im Geiste tapert sie durch das Leben. Allerdings: Das Tanzen hat es ihr angetan. „Rosemie“ versuchte sich als Ginger Rogers, im irischen Volkstanz, im ostasiatischen Tempeltanz oder Flamenco.

Auch musikalisch gibt sich die schwäbelnde Kleinkünstlerin. Aus einem Alphorn bringt sie Töne heraus, ebenso aus einer Tuba, alles allemal hörenswert. Doch mit zwischenmenschlichen Kontakten hat „Rosemie“ so ihre Schwierigkeiten. Zum Glück steht der Gummibaum fest an ihrer Seite – als nicht widersprechender Mann.

Nicht jeder Gag zündete, „Rosemie“ unternahm gar nicht erst den Versuch, unter die Oberfläche zu geraten. Das einzige, was bei ihr unter die Gürtellinie geht, formuliert sie so: „Was andere drunter tragen, trage ich drüber.“

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