Rheinfelden Stadt und Evonik sind sich einig

Gerd Lustig
Stadt und die Firma Evonik haben jetzt den Vertrag zur Nutzung von industrieller Abwärme für das städtische Wärmenetz unterzeichnet, links Oberbürgermeister Klaus Eberhardt, rechts Evonik-Standortleiter Olaf Breuer. Foto: Gerd Lustig

Wärmenetz: Oberbürgermeister und Standortleiter unterzeichnen Einspeisungsvertrag

Rheinfelden - Was bislang nur mündlich vereinbart war, wurde jetzt endgültig und rechtsverbindlich in trockene Tücher gebracht. Oberbürgermeister Klaus Eberhardt und Evonik-Standortleiter Olaf Breuer griffen am Dienstag im Sitzungssaal des Rathauses zum Stift, um die 90-seitige Vereinbarung zur Nutzung von industrieller Abwärme für das städtische Wärmenetz zu unterzeichnen.

„Dieses Projekt ist ein echter Quantensprung für unser Nahwärmenetz“, freute sich der Rathauschef, dass es nach vielen Gesprächen und der Suche nach technischen Lösungen gelungen ist, ein Projekt dieser Größenordnung und Bedeutung auf den Weg zu bringen. Und so sprach er von einem ganz wichtigen Tag für Rheinfelden.

Das Projekt trage mit dazu bei, die selbst gesteckten Klimaschutzziele auch zu erreichen, zumal die künftige Nutzung der Abwärme den Ausstoß unzähliger Tonnen des klimaschädlichen Kohlenstoffdioxids vermeiden helfe.

Was Eberhardt besonders freut, ist, dass sich die Bevölkerung mehr und mehr hinter den Einsatz nachhaltiger Energienutzung stelle. „Viele private Eigentümer wollen und haben sich unserem zukunftsweisenden Projekt bereits angeschlossen“, meinte er. Somit sprechen sie sich seiner Meinung nach auch für eine nachhaltige Energiepolitik aus.

Evonik-Standortleiter Olaf Breuer zeigte sich dankbar, dass der Weg der Nutzung der Abwärme aus dem Werk Rheinfelden in guter Kooperation mit der Stadt gegangen werden konnte. „Solche Projekte können nur gemeinsam realisiert werden“, machte er deutlich. Es sei mithin für Evonik die konsequente Fortführung der gesteckten Klimaschutzziele. „Darüber hinaus steht das Projekt für eine weitere Vernetzung mit einer klaren Perspektive für eine gemeinsame Zukunft am Standort Rheinfelden“, hielt Breuer fest.

Zufriedenheit zeigten auch die Macher des Projektteams, die maßgeblich an der Aufgleisung des Vorhabens, das im Übrigen vom Wirtschaftsministerium mit gut einer Million Euro gefördert wird, gearbeitet haben. Sowohl Evonik-Energietechnikleiter Stefan Rumpel als auch Tobias Obert, Leiter Stadtwerke, sowie Daniel Weiß, Projektleiter Wärmenetz, sind optimistisch, dass die Nutzung der industriellen Abwärme schon bald Realität wird.

Derzeit ist die Verlegung der Rohre und Technik durch die Karl Fürstenberg-Straße und die Fußgängerzone in vollem Gange. In den nächsten zwölf Monaten soll auch der Anschluss an das Eveonik-Werk geschafft sein, wobei die Energie direkt am Abhitzkessel ausgekoppelt wird – rund zehn Millionen Kilowattstunden (KWh) Wärme –, sodass zum Start der Heizperiode 2021/22 die Energie aus dem Wärmenetz bereitgestellt werden kann. Angedacht ist, das Wärmenetz in den kommenden Jahren bis nach Warmbach und das Freibad fortzuführen. Dies schließt auch den Anschluss zum Seidenweberareal beim Bahnhof mit ein.

Auf einen Preis von rund 6,5 Cent pro Kilowattstunde schätzt Daniel Weiß den künftigen Nettopreis für die Heizenergie aus der Abwärme. Hinzukommt noch ein ähnlicher Grundpreis wie beim Erdgas. Ebenso müssen rund 3000 Euro für den Anschluss an ein Gebäude mit sechs bis zehn Wohnungen aufgebracht werden. Im Haus selbst wird noch ein Verteiler benötigt. Die herkömmliche Heizung wird gleichwohl hinfällig.

Bislang hat die Stadt seit dem Jahr 2015 ein Wärmenetz von rund vier Kilometern Länge geschaffen. Die Energie liefern hierfür Biomasse (Holz), Blockheizkraftwerke (BHKW) und Erdgas. Es gibt bisher sieben Einspeisepunkte, mit dem neuen Projekt käme der achte und mit Abstand der größte hinzu.

Derzeit nutzen neben öffentlichen Einrichtungen wie Schulen und Bürgerheim rund 700 Haushalte das Netz, mit dem neuen Projekt kämen weitere 1200 dazu. Planungsziel der Stadtwerke in der Innenstadt sind in den nächsten Jahren dann 3000 bis 4000 Haushalte.

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