Rheinfelden Statt Höcke will er seine Ruhe

Die Oberbadische
Der aus Gelsenkirchen stammende Kabarettist HG. Butzko gastierte bei „Kabarett im Bürgersaal“. Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Kabarett: H.G. Butzko über die „Menschliche Intelligenz“ im Bürgersaal

Von Gerd Lustig

Rheinfelden. Eine Plaudertasche ist er allemal, dieser H.G. Butzko: direkt, pointiert, analytisch und manches Mal auch witzig. So kommt dieser aus Gelsenkirchen stammende Kabarettist mit einer „Wohn-Haft“ in Düsseldorf daher. In bewusst schwadronierender, leicht näselnder Sprache spricht er am oder neben seinem Bistrotisch über seine ganz spezielle Art, die Probleme der Welt zu sehen.

Jetzt war der 52-Jährige im Rahmen der Reihe „Kabarett im Bürgersaal“ in Rheinfelden zu Gast. Im Gepäck hatte er sein neuestes Programm „Menschliche Intelligenz“, das den Untertitel „Wie blöd kann man sein!“ trägt. Dahinter verbirgt sich eine zumeist gelungene Anleitung, gängige Ansichten erneut auf den Prüfstand zu bringen. Der eine oder andere „Ach so“-Effekt ist dabei. Mitunter wirkt der 90-minütige Monolog über Themen wie Islam und Religion, über die AfD und Politik-Heucheleien ein wenig langatmig.

Indes artikuliert und nuanciert H.G. Butzko. Er kann ausbaldowern, etwas heraus klamüsern, in langen Argumentationsketten. Denken, vor allem politisch denken, und das beim Sprechen: Das ist seine Masche – und daher kann man ihm und seinen bisweilen abstrusen Gedankengängen folgen.

„Ihr seid das Volk? Ich auch!“, ist H.G. Butzkos Haltung. Die Kommunikation mit dem Publikum auf Augenhöhe ist das Ziel. Dabei ist er kein Empörter, kein Wutbürger. Er gibt den sprachlich raffinierten Nonkonformen, den Freigeist. „Natürlich ist ein Terroranschlag schlimm. Natürlich fühle auch ich Angst, Trauer, Wut. Auch schlimm“, sagt er. Doch dass nach einem Terroranschlag immer sofort dasselbe Ritual losgehe und alles mit dem Islam in Verbindung gebracht werde, gehe ihm gewaltig auf den Senkel. Auch im Christentum sei ja vor gar nicht allzu langer Zeit Einiges schief gelaufen. „Mit reicht es, wenn religiöse Menschen sich ans Grundgesetz halten“, erklärt er. Das Christentum für toleranter als den Islam zu betrachten, ist für Butzko allenfalls ein Messen mit zweierlei Maß. „Die Politik knickt da häufig ein“, hat Butzko festgestellt.

Der „gläubige Atheist“ („Ich will nicht glauben, ich will nur meine Ruhe“) und Träger des deutschen Kleinkunstpreises bleibt mit seinem satirisch-politischen Kabarett stets tagesaktuell und kommt ohne Gebetsmühlen und Moralpredigten aus. Er jongliert nicht mit Keulen, sondern mit Gedanken, wobei seine Argumente nicht immer bequem, dafür aber logisch statt ideologisch sind.

Manchem spricht er dabei ins Gewissen, der Politik in erster Linie. Da wettert er gegen Doppelmoral, Heuchelei und politisches Pharisäertum. Vielen spricht er aus der Seele, doch vor allem redet er meist Klartext – im Namen des Geistes, des Herzens und der heiligen Lust am Leben. Gläubige vergleicht er dabei mit Spekulanten, wobei für ihn gilt: „Islamisten verschleiern ihre Frauen, Kapitalisten ihre Steuern.“

Er geht hart ins Gericht mit der AfD, vor allem mit „Herrenmensch“ Björn Höcke. „Wenn Zurückrudern eine olympische Disziplin wäre, wäre die AfD mit Gold dabei“, so Butzko, um sogleich nachzulegen: „Die AfD ist das Fieberthermometer der Gesellschaft – doch wo wird eigentlich Fieber gemessen?“

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