Rheinfelden Sterne am Gitarrenhimmel

Die Oberbadische
Rund um den Globus mit neun Gitarren: Schauspieler Udo Wachtveitl (links) und das Gitarrenduo Gruber & Maklar Foto: Scharf Foto: Die Oberbadische

Akkorde: Spannend-poetische Zeitreise beim Festival mit Schauspieler Udo Wachtveitl

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Vom Nil nach Woodstock, von Peru zum Mississippi: Eine Gitarrenreise rund um die Welt verknüpft die Weltgeschichte mit der Entwicklung und dem Spiel der Gitarre. Wo wäre ein solcher Abend besser aufgehoben als in der „Akkorde“-Reihe, beim 19. Gitarrenfestival am Hochrhein? Im gut gefüllten Lesesaal der Rheinfelder Stadtbibliothek nahmen der bekannte Schauspieler Udo Wachtveitl („Tatort“) und das Gitarrenduo Gruber & Maklar die gespannten Zuhörer mit auf eine spannende wie poetische Zeitreise mit neun Gitarren.

Der Plot des Buches „Eine Geschichte der Welt in neun Gitarren“ von Erik Orsenna, einem französischen Autor, ist schnell erzählt: Ein junger Mann erbt eine Gitarre, die er dem Instrumentenbauer zurückgeben will. Der rät ihm, das Instrument spielen zu lernen.

Die Rahmenhandlung ist ein kleiner dramaturgischer Trick, um sich mit der Gitarre im Arm davon zu träumen. Der junge Mann legt das Instrument neben sich ins Bett „wie eine schöne Frau“ und träumt von berühmten Gitarristen. Er hat also die Gitarre nicht zufällig geerbt. Mit Gitarrenmusik kommt man ganz schön in der Welt herum, mit diesem eigenartigen Kasten mit Stiel.

Die Musik entführt den Träumenden (und träumend Zuhörenden) nach Ägypten, zu den Pyramiden und dem Pharao, ins Peru des 16. Jahrhunderts zu den Inkas und zur spanischen Conquista, ferner ins Land der Gitarre, auf die iberische Halbinsel nach Katalonien, von dort über den großen Teich nach Südamerika, auf die Baumwollfelder der Sklaven, und auf einigen Umwegen zurück ins barocke Frankreich nach Versailles zum Sonnenkönig Ludwig XIV., der sich mit Wurstfingern an den Saiten quält.

Natürlich darf bei einer solchen klingenden Anthologie der legendäre „Goldjunge“ Django Reinhardt nicht fehlen mit seiner dramatischen Lebensgeschichte und der durch ein Feuer im Wohnwagen verkrüppelten linken Hand. Und schon gar nicht ein anderer Stern, der in unserer Zeit am Gitarrenhimmel aufging, aber bald wieder verglühte: Jimi Hendrix mit seinen tanzenden Fingern auf der E-Gitarre. Ins Schlammbad Woodstock führte eine der Traumreisen des jungen Mannes.

Poesie und Musik waren sowohl Kontrast als auch gegenseitige Ergänzung. Die gekürzte Textfassung dieses Musikromans wurde von Udo Wachtveitl mit wohlklingender, sonorer Stimme und musikalischer Rhythmisierung gelesen. Der Schauspieler und Synchronsprecher leiht seine variable Stimme den einzelnen Figuren und gefällt mit verschiedenen Stimmfarben in den Dialogen.

Die Musik des Gitarrenduos illustriert dabei den poetischen Text. Christian Gruber und Peter Maklar, zwei Vollblutgitarristen, die die klangliche Möglichkeit ihrer Instrumente voll auskosten, sind bestens aufeinander eingespielt, wie ihre synchrone Gestaltung, ihr gemeinsamer „Atem“ zeigte.

Sie untermalten die Stationen und Epochen mit Bearbeitungen von Stücken von Rameau bis Albéniz, vom Blues der Südstaaten über den French Swing eines Django Reinhardt bis zur aufjaulenden Rockgitarre eines Jimi Hendrix in „Stars Spangled Banner“ und unterlegten die Lesung mit Eigenkompositionen. Ihr Gitarren-Dialekt hatte auch folkloristischen und orientalischen Einschlag.

So fügten sich zwei Gitarren und ein Sprecher zu einem musikalisch-literarischen Ganzen zusammen, das zum großen Showdown auf Kuba mündet, wo alle Kulturen zu einer „Arche Noah der Melodien und Rhythmen“ verschmelzen.

Es war also ein Abend für Gitarrenspieler, Musikfreunde und Literaturliebhaber gleichermaßen und selbstverständlich war Rheinfelden „das beste Publikum, das wir heute hatten“, so Udo Wachtveitl, der sich mit einem kleinen kabarettistischen Abgang verabschiedete.

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