Rheinfelden Studium, Au Pair und Bäckerlehre

Die Oberbadische
Lernt gerade das Bäckerhandwerk: Maria Ivena Agustin, genannt Iven, aus Indonesien. Die 25-jährige Indonesierin hat im März in der Rheinfelder Bäckerei Glück ihre Ausbildung begonnen. Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Handwerk: Die 25-jährige Maria Ivena Agustin aus Indonesien lernt Bäckerin und gibt Mathe-Nachhilfe

Von Gerd Lustig

Irgendwie war sie immer schon eine „Süße“. „Ja, Kuchen oder andere Süßigkeiten backen, das hat mir immer schon viel Spaß gemacht“, sagt Maria Ivena Agustin, kurz Iven. Dass das Backen bei der Indonesierin, die aus einer Stadt etwa drei Autostunden nordwestlich von der Hauptstadt Djakarta entfernt stammt, einmal beruflich in ihrem Leben eine Rolle spielen würde, hätte sich die 25-Jährige nicht unbedingt erträumen lassen. Denn nach ihrem Abitur und dem Studium der Betriebswirtschaft (Bachelor) in ihrer Heimat sah dies nicht danach aus. Da sie dann aber keinen Job fand, probierte sie es zunächst im Bereich Au-Pair. Und dabei war Deutschland ihr Traumziel.

„Ich hab’ im Internet gesucht und schließlich eine passende Stelle bei einer Familie in Bad Säckingen gefunden“, berichtet Iven. Da dieses Engagement aber auf ein Jahr befristet war und sie großen Gefallen an Deutschland gefunden hatte, wurde sie erneut aktiv. Schon dachte sie, dass sie hier vielleicht in Sachen Betriebswirtschaft oder Marketing etwas machen könnte, doch die Au-Pair-Familie brachte sie auf einen anderen Weg. „Mach’ doch etwas, was dir wirklich Spaß macht“, hatte man ihr geraten. Gesagt – getan: Flugs bemühte sie sich um ein Praktikum und hatte sogleich buchstäblich Glück. Denn beim Rheinfelder Bäckermeister Ralf Glück fand sie die begehrte Praktikantenstelle. Und da sich Iven als Naturtalent entpuppte, war alles Notwendige schnell geregelt. Zum 1. März dieses Jahres startete sie ihre Ausbildung im Bäckerhandwerk.

Und weil sie schon in Indonesien ein Studium abgeschlossen sowie in der Heimat und hier gut Deutsch gelernt hatte – unter anderem hat sie an der VHS Rheinfelden die Stufe B2 geschafft –, ist ihre Ausbildungszeit von drei auf zwei Jahre verkürzt worden.

„Die Iven ist echt klasse“, lobt Bäckermeister Ralf Glück als ihr handwerklicher Ausbilder die 25-Jährige über den leckeren Teig. Ehrgeizig, interessiert, lernbegierig sowie pünktlich und zuverlässig: All diese Attribute schreibt er seinem Lehrling gerne zu. Und er ist sich sicher, dass Iven in knapp eineinhalb Jahren die Prüfung zur Bäckergesellin locker schafft.

„Es ist wunderbar hier, so etwas Kreatives und Schönes lernen zu dürfen“, betont die Indonesierin. Sie habe alles richtig gemacht mit dem Entschluss zu dieser Ausbildung. Im Vergleich zum Backen in ihrer Heimat sei hier alles viel, viel aufregender, vielseitiger und spannender. Daheim werde viel Salz und auch Reis eingesetzt, bei Brötchen gebe es nur eine Sorte. „Und hier gibt es so viele Möglichkeiten, es macht so viel Spaß“, strahlt sie. Und dass sie morgens in aller Herrgottsfrühe aufstehen muss, stört sie nicht. Froh ist sie indes, dass ihr die Familie ein kleines Auto für die Fahrerei zwischen Bad Säckingen, wo sie noch immer wohnt, und Rheinfelden zur Verfügung stellt. „Am Morgen fährt ja auch noch kein Zug“, lacht sie.

Sogleich schaut sie, die mit Nachhilfe in Mathematik ihr Taschengeld ein wenig aufbessert, in die nähere Zukunft. Nach erfolgreicher Lehre und ein paar Jahren als Gesellin würde sie gerne auch noch die Meisterprüfung im Bäckerhandwerk machen. „Vielleicht mach’ ich später mal einen eigenen Laden auf“, träumt sie bereits heute von der Selbstständigkeit. Ob dies dann in ihrer indonesischen Heimat sein wird oder aber hier in Deutschland, lässt sie vorerst offen. „Aber mir gefällt es hier am Hochrhein sehr, sehr gut“, verrät sie und legt noch nach: „Hier ist so gute Luft, und die Landschaft ist so schön.“

Und zu guter Letzt: Ob sie denn auch die berühmte Schwarzwälder kennt? „Na klar“, sagt Iven, „selbst gemacht habe ich sie noch nicht, aber gegessen schon.“ Und? „Nun ja, sie schmeckt sehr gut, aber Linzertorte find ich besser“, lächelt sie.

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