Rheinfelden Tütelige Täterinnen lassen’s gruseln

Jürgen Scharf
Die zwei reizenden Tantchen Adelheid Schellhorn (links) und Pia Durandi mit Neffe Mortimer (Sebastian Heinricht). Foto: Jürgen Scharf

Theater: „Arsen und Spitzenhäubchen“ mit der Volkskunstbühne Rheinfelden

Regio - Sie haben die sprichwörtlichen „Leichen im Keller“: Abby und Martha Brewster. Genau gezählt sind es zwölf. Manches ist so absurd, dass man dem überhaupt keinen Glauben schenken kann. So geht es auch Polizeileutnant Rooney, der keine Lust hat, auch noch diesen Keller umgraben zu lassen. Entweder spinnen die Tantchen, oder sie haben zu viel kriminelle Fantasie.

Obwohl diese rabenschwarze Komödie schon bald 80 Jahre alt ist, ist „Arsen und Spitzenhäubchen“ von Joseph Kesselring noch lange keine olle Kamelle, sondern ein Zugpferd im Boulevardtheater. Eines mit unterhaltsamem Gruselfaktor. Immer wieder versuchen sich Bühnen und Regisseure an diesem Krimiklassiker, bei dem die „Gentlemen“ mit selbst gebrautem vergifteten Holunderwein ins Jenseits befördert werden.

Den hauseigenen Wahnsinn inszeniert Klaus Koska, bekannt von den Burgfestspielen Rötteln, für die Volkskunstbühne Rheinfelden. Und er versucht das herrlich morbid mit eher abgründigen Figuren. Nicht das Arsen soll dem Zuschauer hier Angst machen, sondern die Spitzenhäubchen, nicht die gruseligen Mordtaten, sondern die vorgetäuschte Biederkeit der Täterinnen. Die Inszenierung will ebenso mit Elementen des Komödiantischen wie mit denen des Entsetzens spielen – und dieses Regiekonzept geht auf.

In den Hauptrollen haben sich Adelheid Schellhorn und Pia Durandi dieser beiden liebenswerten alten Damen mit giftmörderischen Ambitionen angenommen. Sie sind keine Engel, aber spielen charmant die zwei tüteligen, reizenden und wohlmeinenden Serienmörderinnen, denen nur ein Mann ungelegen kommt: Herr Spinalzo mit seinem überraschenden Besuch in der Fenstertruhe.

Der irren Logik dieses Stücks kommt gerade recht, dass es in der Familie Brewster einen Neffen gibt, der glaubt, der amerikanische Präsident zu sein und einen geheimen Panamakanal ausgräbt – im heimischen Keller. In der passenden Gräbergröße. Carmine Melino gibt diesen durchgeknallten Teddy im Roosevelt-Kostüm oder im Safarilook mit Tropenhelm, der die Treppe hochstürzt und mit der Trompete zur Attacke bläst.

Das kommt witzig, spritzig, grotesk überzogen rüber, mit einem Quäntchen Entsetzen und einer Prise Morbidität. Für den Grusel sorgen Falk Herbrechtsmeier als entflohener Schwerverbrecher Jonathan mit Frankenstein-Visage und Angelo Castriotta als ständig am Flachmann hängender „Schönheitschirurg“ Dr. Einstein.

Zum Glück gibt es zwischen all den schrulligen Personen noch das nette Liebespaar Mortimer und Elaine (Sebastian Heinricht und Philine Schellhorn), die neben Heimleiter Mr. Witherspoon (Dietmar Fulde) und dem theaterbesessenen Cop O’Hara (Elias Schellhorn) halbwegs normale, alltagstaugliche Charaktere darstellen.

Insgesamt gelingt Regisseur Koska eine vielschichtige komische Kriminalkomödie mit offenem Schluss, bei der die Darsteller alle überzeugend in den Rollen drin sind.

Termine: 17., 18. Mai, 20 Uhr, Bürgersaal Rheinfelden, 29. Mai, 20 Uhr, Haus der Volksbildung, Weil am Rhein, 2. Juni, 17 Uhr, Haus der Begegnung, Grenzach

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