Rheinfelden - Während die städtischen Gremien noch darüber diskutieren, wie man Klimaneutralität erreichen kann, haben drei Fraunhofer Institute ein detailliertes Konzept vorgelegt.
Umweltschutz: Fraunhofer-Institute legen Vorschläge für vernetzte Gewerbegebiete vor
Rheinfelden - Während die städtischen Gremien noch darüber diskutieren, wie man Klimaneutralität erreichen kann, haben drei Fraunhofer Institute ein detailliertes Konzept vorgelegt.
Beteiligt waren nicht nur die Institute und die Stadt, sondern auch die ortsansässige Industrie. Ziel ist das weltweit erste „ultraeffiziente Gewerbegebiet“. Vorausgegangen war ein Wettbewerb, den Rheinfelden gewinnen konnte, wodurch die Kommune in den kostenlosen Genuss der Studie gekommen ist. Studienleiter Ivan Bogdanov erläutert in einer Mitteilung, das Konzept umfasse „fünf Handlungsfelder“ (s.u.).
Angesagt ist dabei, die einzelnen „Mitspieler“ im Gewerbegebiet an der Friedrichstraße in Oberrheinfelden untereinander besser zu verknüpfen, um unnötig lange Transportwege zu vermeiden. Teilweise gibt es das schon. So tauscht Evonik Wasserstoff per Rohrleitung zwischen den beiden Werksteilen aus. Laut Standort-Pressesprecherin Katharina Fraune war diese Leitung „auch ein wichtiger Bestandteil der Bewerbung beim Ultraeffizienzfabrik-Wettbewerb“.
Aber Bogdanov hat noch weitere Vorschläge. So wäre es durchaus denkbar, dass ein ansässiger Hersteller von Kunststoffgranulat Plastikabfälle von benachbarten Unternehmen beziehen, anstatt wie bisher die Primärstoffe von weither zu beziehen. Und diese Granulat könnte Osypka in Herten verwenden, ohne es anderswo beschaffen zu müssen.
Eine weitere Idee wird in Rheinfelden demnächst praktiziert: Die Nutzung der Abwärme der chemischen Industrie in einem Fernwärmenetz. So wird Evonik überschüssige Energie in das städtische Rohrleitungsnetz, das derzeit ausgebaut wird, einspeisen.
Bei den Firmen gibt es viele Dachflächen, die allenfalls begrünt sind. Eine Steigerung der Umwelteffizienz wäre, sie für Dachgewächshäuser zu nutzen. Im Winter könnten sie ebenfalls mit Abwärme beheizt werden. Zudem könnte in sie der Ausstoß von Kohlendioxid (CO 2) geleitet werden. Zum einen würde auf diese Weise das CO 2 in Sauerstoff umgewandelt – Stichwort: Fotosynthese), zum anderen könnte die Stadt sich so mit ortsnahem Obst und Gemüse versorgen.
Einen weiteren Schritt zur „Ultraeffizienz“ plant Rheinfelden gerade: die zentrale Feuerwache. Nach Ansicht der Fraunhofer-Forscher gehört dieses Vorhaben zum Schritt „zentrale Dienstleistungen gemeinsam nutzen“. Auch die Evonik-Kantine, die den Mitarbeitern verschiedener Unternehmen offen steht, ist ein weiterer, schon verwirklichter Teil für ein „ultraeffizentes Gewerbegebiet.
Steigerungsfähig ist der Klima- und Umweltschutz in den Augen von Bogdanov und seinen Kollegen, wenn die einzelnen Fuhrparks und Rechenzentren verschiedener Unternehmen zusammengelegt würden. Sie könnten sich auch Umweltmanager, Reinigungsdienste oder Energie- und Umweltmanager teilen. Das gleich gelte für Arbeits- und Brandschutzbeauftragte oder auch Gärtner, schlägt Bogdanov vor
Handlungsfelder:
Material: Ressourcenschonend wirtschaften, Stoffkreisläufe aufbauen und so viele Reststoffe wie möglich weiterverwerten
Energie: Regenerative Energiequellen erschließen, Überschussenergie speichern oder andernorts verwenden
Emissionen: Abfall, Abwasser, Abluft und Lärm möglichst komplett vermeiden
Mensch/Personal: Arbeitswege kurz halten, flexible, kooperative Zeitmodelle etablieren, soziale Einrichtungen in Gewerbegebiete integrieren
Organisation: Dienstleistungen und Einrichtungen unternehmensübergreifend gemeinsam nutzen