Rheinfelden Unverstellt und archaisch

Die Oberbadische
Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Ausstellung: Holzbildhauer Marc Oschwald stellt im Rheinfelder Haus Salmegg aus

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Im Lörracher Burghof steht der Balkenhol-Mann. Die „Große Säulenfigur“ von Stephan Balkenhol aus Holz hat die Arme eng an den Körper angelegt, trägt ein weißes Hemd und schwarze Hosen. Im Rheinfelder Haus Salmegg steht der „Mann mit Aktenkoffer“, der nur eine weiße Unterhose trägt. Die Skulptur des Hertener Holzbildhauers Marc Oschwald ähnelt in der Haltung der seines renommierten und berühmten Kollegen.

Ansonsten tragen Oschwalds Figuren meistens keine Kleidung. Sie erscheinen unverstellt in ihrer Nacktheit und archaisch in ihrem Menschsein. Es finden sich überraschend viele Aktdarstellungen in der großen Werkschau des 49-jährigen Künstlers in der Stadtgalerie.

Der Mensch steht seit 25 Jahren im Mittelpunkt des Schaffens von Oschwald, der in Tirol eine klassische Holzbildhauer-Ausbildung absolviert hat und den Schritt wagte, die Holzbildhauerei zu seinem Brotberuf zu machen. In schneller Folge entstanden danach die schlanken, hoch aufgeschossenen Figuren, Reliefs, Porträts und Skulpturen für den Innen- und Außenbereich in allen Größen wie die „Lebendige Brücke“ in Rheinfelden, die leider abgebaut wurde und nur noch als Modell in der Schau zu sehen ist.

Das Spektrum dieses Überblicks reicht von Studienarbeiten mit Bewegungsstudien wie dem ersten Werk „Aufstehen“ und Wettbewerbsarbeiten bis zur jüngsten Plastik, die am Eröffnungstag erst fertig wurde: die „Frau in Eibe“ mit besonders schöner Maserung. Alles stehende Figuren. Sie erscheinen nicht nur länglich wie afrikanische Skulpturen, sondern teilweise überlängt in den Gliedmaßen, was an den großen Giacometti erinnert.

Das liegt in der Natur des Holzes, dass die Bäume schmal und hoch wachsen und Oschwald in seiner künstlerischen Bearbeitung dem Wuchs des Holzes nachgeht. Manchmal ist der Mensch in Bewegung dargestellt. Gleich im Entree stößt man auf den lebensgroßen schreitenden Christus, der für eine Kunstaktion in der Christuskirche entstanden ist. Diese Christusfigur im Treppenaufgangmacht auch von der Größe etwas her. Hergestellt ist sie in einer ungewöhnlichen Vorgehensweise: Das Holz ist aufeinandergesetzt mit bewussten Trennungslinien in drei Teilen; Gesicht und Hände sind koloriert in Hautfarben, der Rest des Körpers ist leicht weiß lasiert. Oschwald greift öfter religiöse Themen in seinem Werk auf.

Gegenüber ein buntes Paar, als Extrembeispiel für die kolorierte Holzskulptur. Für den Außenbereich hat Oschwald vieles mit knalligen Farben gemacht, als Experiment, denn Naturholz im Freien verwittert leicht und mit Farbe bemaltes Holz verändert sich nicht so.

Der Künstler hat die Räume thematisch unterteilt in bemalte und unbemalte Figuren, in Stelen, Köpfe und Büsten. Ein Römerhaupt ist von einer römischen Münze inspiriert, die anderen Köpfe von fremden Kulturen der Osterinseln. Auffallend an zentraler Stelle ist die hohe schwarze Stele mit vier goldfarbenen Silhouetten nach allen Richtungen.

Die Einzelfiguren sind nicht individuell, sondern eher Typen, strahlen aber immer einen lebendigen Charakter aus. Adam und Eva sind als Relief ausgearbeitet, aber mit Sockeln geerdet, so dass sie stehen könnten. Auch Anekdotisches und Humorvolles zeigt sich gelegentlich in Oschwalds Arbeiten, wie die Schwimmer in gestreiften Badeanzügen oder die „Frau auf rotem Sofa“, die es auch einmal als Holzschnitt gegeben hat. Innerhalb des Materials Holz zeigt der Menschenbildner Marc Oschwald also eine überraschende Vielfalt. n Bis 19. November, Samstag, Sonn- und Feiertag, 12-17 Uhr

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