Rheinfelden Vergessene Preziosen der Romantik

Jürgen Scharf
Die Mezzosopranistin Jessica Poppe, begleitet von Hilko Dumno, erwärmte die Herzen.   Foto:  Jürgen Scharf

Konzert: „Klassik in Rheinfelden“ mit der Mezzosopranistin Jessica Poppe

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Die Mezzosopranistin Jessica Poppe, die in Rheinfelden einen romantischen Liederabend gab, hätte sicher gut in den musikalischen Salon von Pauline Viardot-Garcia gepasst, einer der bekanntesten und vielseitigsten Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts, die Baden-Baden zur internationalen Kulturstadt machte. Poppe ist eine „Fachschwester“ von Viardot, die von Bewunderern als charismatische Mezzosopranistin bezeichnet wurde.

Von dieser faszinierenden Frau, die berühmte Matineen veranstaltete und eine enge Beziehung zur spanischen und russischen Kulturszene hatte, stellte die aus Wehr stammende und an verschiedenen Opernhäuser und Theatern engagierte Sängerin einige der schönsten Preziosen aus den „Zwölf Melodien russischer Poesie“ vor. Aber nicht in der Originalsprache, sondern in einer neuen französischen Übersetzung. Die Sängerin glaubt nicht, dass diese Lieder auf französisch schon einmal vorgetragen wurden. In diesen gefühlvollen Poemen ging es um verflossene und verstorbene Liebe und Seelenleid, und das kam auch auf Französisch durch, zumal die Sängerin diese Sprachmelodie wunderbar beherrscht.

Für die Viardot-Lieder ist sie eine nahezu ideale Interpretin. Dass sie nicht nur die gefühlvollen Lieder der gefeierten Diva, sondern auch schwungvolle wie deren Bolero „Madrid“ mit ihrem flexiblen, exzellent geführten und gut gestützten Mezzosopran bestens singen kann, war ein Erlebnis an diesem Abend in der Reihe „Klassik in Rheinfelden“, der einmal nicht mit Standardrepertoire, sondern mit unbekannteren Liedern erfreute.

Pauline Viardot soll mit Clara Schumann eng befreundet gewesen sein. So war es passend, auch von dieser Komponistin ein Bouquet von Liedern aufs Programm zu nehmen. Darunter das titelgebende „Liebeszauber“, das Clara Schumann ihrem Mann Robert zum Geburtstag geschenkt hat. Die Heine- und Rückert-Vertonungen trägt Poppe nuancenreich mit lyrischer Empfindung und Empfindsamkeit vor, Heines „Lorelei“, die am Rhein nicht fehlen darf, auch dramatisch.

Man hörte, dass Jessica Poppe, die sehr stimmig und souverän von dem ausgewiesenen Frankfurter Liedpianistin Hilko Dumno assistiert wurde, eine aufstrebende junge Sängerin ist, die am Anfang einer vielversprechenden Opern- und Konzertkarriere steht. Sie hat eine warm timbrierte Mezzostimme, die auch geeignet ist für lyrische Koloratur und besonders für die impressionistischen „Ariettes oubliées“ von Claude Debussy.

Darunter war auch eines ihrer absoluten Lieblingslieder, „Es regnet in meinem Herzen“, bei dem der Klavierbegleiter tonmalerisch das Regengeplätscher auf den Straßen imitierte. Jessica Poppe trifft die kühle Ekstase und die Strenge dieser „Vergessenen Arien“ mit dezenter Ausdrucksgestaltung, wobei die schönen Abschattierungen und feinen Zwischentöne angenehm ins Ohr gehen.

Das Raritätenprogramm der Sängerin, die attraktiv in einem raffinierten Paillettenkleid auf der Bühne im Bürgersaal stand, enthielt mit Carmens stimmlich verführerisch gesungener „Habanera“ auch einen Ausflug in die Oper, später auch noch in Operette, Chanson und Kabarettlied und zeigte damit die Vielseitigkeit und Belcanto-Qualitäten dieser Künstlerin, die ihre Wurzeln in der Region hat. Ein gelungenes Stimmporträt.

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