Rheinfelden Virtuose Variationen

Jürgen Scharf
Gleichrangige Partner: Cello-Weltstar Sol Gabetta und ihr Klavierbegleiter Bertrand Chamayou                Foto: Jürgen Scharf

Konzert: Höhepunkt in der Rheinfelder Jubiläumsreihe mit Sol Gabetta in der Josefskirche

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Er könnte als eine musikalische Sternstunde in die Geschichte des 100 Jahre jungen Rheinfeldens eingehen: der Duo-Abend von Sol Gabetta und Bertrand Chamayou in der feierlich mit Kerzen beleuchteten Josefskirche – das Jubiläumskonzert in diesem Feierjahr zur Stadterhebung.

In der akustisch hervorragenden Kirche trug der Ton von Cello und Klavier bis weit in den Raum hinein bei ausgewählten Duo-Werken eines tiefromantischen Programms. Das Konzert von Gabetta, die in der Region vielen ein Begriff ist, da sie schon seit 2006 in der Nachbarschaft ihr ambitioniertes Solsberg-Festival veranstaltet, begann mit den Fantasiestücken op.73 von Robert Schumann in der gängigen Besetzung mit Violoncello und Klavier.

Temperamentvoll

Diese Cellofassung liegt bei Sol Gabetta in den besten Händen. Sie versteht es, das Liedhafte, Melodische, diesen lyrischen Gesang in den beiden ersten Sätzen schön zu artikulieren.

Stürmisch und temperamentvoll gehen beide das dritte Fantasiestück an. Und hier wächst der Pianist weit über die reine Begleitfunktion hinaus und präsentiert seine leichtgängige Virtuosität am Klavier, seine pianistisch sensible Ader, die den ganzen Abend über fasziniert. Überhaupt hat Chamayou viel Arpeggienspiel zu bewältigen, was er spielerisch mit manueller Geläufigkeit absolviert.

Gabetta und er sind zwei Gleichgesinnte, gut aufeinander eingespielte, gleichrangige Partner, beide mit gekonnter Verve. Im Mendelssohn-Teil mit drei verschiedenen Werken wirkt beider Spiel bis ins Detail ausgefeilt, hat Farbe, Spannung und Esprit.

Die frühen Variations concertants, die Felix Mendelssohn für seinen jüngeren cellospielenden Bruder, den Bankier in der Familie, schrieb, erklangen durchsichtig, leidenschaftlich und voller Vitalität. In einer der Variationen konnte Chamayou mit erregtem Klaviermonolog seine pianistische Brillanz vorführen.

Wonniglicher Ton

Ein ganz später Mendelssohn, das „Lied ohne Worte“, war eine Ruheinsel zwischen diesen virtuosen Variationen und der abschließenden herrlichen zweiten Cello-Sonate. In diesem „Lied“ war Gabettas Ton wonniglich, konnte Kantabilität aufblühen. Auch in der Sonate war dann ihre sonore, intensive, gleichwohl schlanke Klanggebung zu hören und mehrfach gezupfte Cellotöne, ein spinnwebfeines Pizzicato, Sommernachtstraum-ähnliche Klänge. Ihr ebenso einfühlsamer wie zupackender Bogenstrich, eine Kombination aus Verstand und Gefühl, zeigte einmal mehr die Ausnahmemusikerin.

Chamayou konnte Laufpassagen, ja ein richtiges Passagenfeuerwerk, beifügen. Im dritten Satz spitzte man die Ohren, als er in der Solo-Klaviereinleitung das choralartige Adagio arpeggierte: ein fast schon sakraler Moment in diesem lyrischen Mittelteil der D-Dur-Sonate op. 58. Ein feierliches Thema, ideal passend zu diesem Konzertanlass.

Drei Mal Mendelssohn

Drei Mal Mendelssohn mit romantischer Emphase. Die beiden Weltstars der interessanten jüngeren Generation ließen die 300 Zuhörer in der Josefskirche nicht ohne Zugaben: eine spanische Klangdelikatesse („Nana“) von Manuel de Falla und danach noch dessen irrlichternder Feuertanz – hinreißend gespielt!

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