Marlies Grötzinger wuchs im schwäbischen Oberland auf. Daheim wurde Dialekt gesprochen, Schriftdeutsch lernte sie erst in der Grundschule. Vor wenigen Tagen wurde Marlies Grötzinger auch für den Dialektpreis der Landesregierung ausgewählt.
Die neunte Doppel-Lesung im Kulturhaus in Ried lebte von den Gegensätzen: Frau – Mann, Dialekt – Hochdeutsch, Lyrik – Prosa. Mundartdichter Markus Manfred Jung gab den 30 Gästen zuvor eine Einführung in Leben und Werk der Künstler.
Marlies Grötzinger wuchs im schwäbischen Oberland auf. Daheim wurde Dialekt gesprochen, Schriftdeutsch lernte sie erst in der Grundschule. Vor wenigen Tagen wurde Marlies Grötzinger auch für den Dialektpreis der Landesregierung ausgewählt.
In ihrer Lesung gab sie den Zuhörern einen Einblick ins Oberschwäbische. „I mog di“ – eine klare, direkte Aussage; auf Hochdeutsch – umständlich, indirekt: „Ich kann dich sehr gut leiden.“ Mit „Hä?“ und „Hanoi“ gab die Schriftstellerin Ausdrücke mit Herz und Gefühl wider und meinte augenzwinkernd dazu, wohl auch der Urmensch sei mit diesen Silben ausgekommen. In ihrem charismatischem Vortrag konnten die Zuhörer erkennen, dass der Tonfall entscheidend für die Bedeutung sein kann – etwa bei der Frage: „Wo geh mer jez no naa?“
„Sapperlott nomol“ heißt der neue Mundartband der Journalistin und Schriftstellerin. Über ihre Webseite sind auch die Bodensee-Romane erhältlich, mit denen sie sich auf neues Terrain wagte: 2021 entstand der nunmehr dritte Roman „Seerausch“.
Ganz anders Johannes Beyerle. Er wuchs in Kandern auf, studierte zunächst an der Pädagogischen Hochschule Freiburg, dann an der Freien Kunstakademie Basel. Er stellte in Nürnberg, Berlin, Ulm, Bremen und Hamburg aus. Als freischaffender Künstler – vor allem Skulpturen und Zeichnungen – erhielt Beyerle den Markgräfler Kunstpreis. Seit 2009 wohnt und arbeitet er im Alten Schulhaus Vogelbach. Ein Novum in der gesamten Dichtung ist sein erstes Buch: „Und in der Ferne Schnee“ – ein „Zeichenroman“, wie Beyerle ihn – nach einer nächtlichen Eingebung – selbst nennt.
„Von links kommend schreibe ich auf sie zu“, so der Künstler darüber, wie er Wort und Bild aufeinander abstimmt. Das von Beyerle beschriebene aufziehende Gewitter war für manche Zuhörer spürbar. Seine Erzählungen ließen das Auditorium in das Leben auf dem Land eintauchen. Die Geschichte von Anna entwickelt sich zum Ende hin dramatisch weiter und zog das Rieder Publikum in ihren Bann.
Marlies Grötzinger und Johannes Beyerle erhielten viel Applaus für ihre ergreifenden Vorträge – auf ihre jeweils ganz eigene Weise fesselten sie die Anwesenden .
Eine Begegnung auf Augenhöhe war es, an einem bescheidenen aber durchaus feinen Ort. Ein Austausch unter Künstler und Zuhörer oder allgemein unter allen Gästen des Abends gehörte an diesem stimmungsvollen Abend dazu.
Auch der im „Kulturhuus Ried“ legendäre Umtrunk mit Imbiss fehlte nicht und sorgte für eine besondere Atmosphäre im beschaulichen Ried im Kleinen Wiesental.
Im „Kulturhuus Ried“ finden außer literarischen Veranstaltungen auch musikalische Darbietungen statt, sowie Ausstellungen regionaler Künstler – Gemälde, Skulpturen, Fotografien. Mehr dazu unter https://www.brauchtumsfest-raich.de/Kulturhaus/
Am kommenden Samstag und Sonntag, 2. und 3. November, gibt Thomas Dix Einblicke in die Welt der Fotografie. Der Eintritt ist frei.